Vorbemerkung:                                                                                                                   06

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse - ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

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Pädophilie

Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden.

Panellstudie

Dieselbe Personengruppe wird zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht. Vorher-  Nachher 

Panikattacken

Umschriebene Perioden mit plötzlich einsetzender intensiver Besorgnis, Angst oder Schrecken, häufig verbunden mit dem Gefühl drohenden Unheils. Während dieser Attacken bestehen Symptome wie Kurzatmigkeit oder Erstickungsgefühle, Palpitationen, Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag, Brustschmerzen oder -beschwerden, Beklemmungen und Angst, den Verstand oder die Beherrschung zu verlieren. Panikattacken können unerwartet sein (ohne Hinweisreiz), wobei das Einsetzen der Attacken nicht immer mit einem situativen Auslöser verbunden ist, sondern auch ,,aus heiterem Himmel" auftritt. Die Panikattacken können situationsgebunden sein, wobei sie fast ausnahmslos sofort bei der Konfrontation mit oder der Erwartung von einem situativen Auslöser (Hinweisreiz) auftreten. Oder es besteht eine situative Prädisposition, wobei die Panikattacken bei der Konfrontation mit einem situativen Auslöser mit größerer Wahrscheinlichkeit auftreten, aber nicht unveränderlich daran gebunden sind.

Paradoxie

Die Paradoxie heißt „richtig=falsch." Zur Bedingung der tragischen Wirksamkeit von Paradoxien gehört, daß eine solche Gleichung nicht als „Un-Sinn" abgetan werden kann. In menschlichen Tragödien geht es nicht logisch zu. Einfache Paradoxien von der Art „Alle Kreter lügen – sagt ein Kreter" kommen ohne das tragische Moment aus. Aus der Formulierung folgt nur: wenn der Kreter Recht hat (daß alle Kreter lügen), dann lügt er. Wenn er aber lügt, sagt er gerade die Wahrheit. Hier entsteht die Paradoxie nicht durch das Tragische, sondern durch die Selbstrückbezüglichkeit der Aussage. Paradoxien überschreiten die Logik und weisen auf andere Dimensionen hin. Sie zu „entparadoxieren" ist vermutlich das, was im allgemeinen als „Lösung" eines Konflikts bezeichnet wird. Pragmatische Paradoxien entstehen, wenn dieselben Ereignisse innerhalb verschiedener Kontexte unvereinbare Bedeutungen erhalten, wenn diese Bedeutungen zugleich als relevant erkannt, für Handeln verpflichtend und als verbindlich angesehen werden müssen; und wenn aus den unterschiedlichen Bewertungen und Bedeutungen gegenteilige Handlungsmaximen folgen. Ödipus wird geweissagt, daß er seinen Vater umbringen und seine Mutter heiraten wird – im Kontext dieser Weissagung ist seine Reaktion richtig: er verläßt seine Pflegeeltern, um sein Ziel zu erreichen, die Vorhersage nicht eintreten zu lassen. Im anderen Kontext des griechischen Mythos ist seine Reaktion gerade falsch: sie führt zur Erfüllung der Vorhersage. Ins Zentrum der Tragödie ist eine Paradoxie eingerückt. Wenn Ödipus „richtig" handelt, handelt er „falsch" – und umgekehrt.

Paramnesien

Wahnerinnerung: Umänderung der Erinnerung im Sinne eines Wahns oder auch scheinbare Erinnerungen,  Zu den Paramnesien gehört auch das sogenannte falsche Wiedererkennen (schon einmal gesehen, gehört, erlebt) und auch ihr Gegenteil (noch nie gesehen), vermeintliche Vertrautheit deja-vu) oder Fremdheit (jamais vu).

paranormal belief

Unter ´paranormal belief´ werden Einstellungen zu einem breiten Spektrum von Inhalten zusammengefaßt: paranormale Erfahrungen, nicht anerkannte Deutepraktiken, okkulte Praktiken, sowie spezielle Glaubensinhalte. Entsprechende Einstellungen sind, wie viele Umfrageergebnisse belegen, in der Bevölkerung weit verbreitet. Eine Assoziation mit Persönlichkeitsstörungen ist auf diesem Hintergrund nicht sehr naheliegend. In der Beschreibung der schizotypischen Persönlichkeit (DSM III, DSM IV) tauchen jedoch genau solche Einstellungen als ein Störungsmerkmal auf. In entsprechenden Fragebögen findet man dann auch typische ´paranormal belief´ Fragen vermischt mit weiteren Fragen, die auf ein gestörtes Erleben verweisen. Eine Studie, an der knapp 400 gesunde Erwachsene teilnahmen, hatte das Ziel, einen Fragebogen zur Erfassung von ´paranormal belief´ zu entwickeln und den Zusammenhang dieser Skala mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen und einigen Schizotypiemerkmalen aufzuklären. Drei Skalen zu Erfassung ausgewählter Schizotypiemerkmale (schizotypal personality, magical ideation, perceptual aberration), für die ein Zusammenhang mit ´paranormal belief´ erwartet werden konnte, korrelierten hoch untereinander (zwischen r = .60 und r = .73). Dennoch bildeten sie in einer über alle Skalen berechnete Hauptkomponentenanalyse keinen eigenen Faktor. Vielmehr luden alle drei Skalen mit unterschiedlichen Gewichtungen auf einem Neurotizismusfaktor und einem ´paranormal belief´-Faktor, wobei sie auch noch substantielle Eigenanteile aufwiesen. Zwei weitere Studien bestätigten die relative Eigenständigkeit des Einstellungskonstrukts ´paranormal belief´. Bei ´paranormal belief´ handelt es sich um ein sehr homogenes Konstrukt, das deutlich weniger eng an die schizotypische Persönlichkeitsstörung gebunden ist, als es die Definition des Störungsbildes erwarten läßt. Die weite Verbreitung dieses Einstellungsmusters unterstreicht die Notwendigkeit, spezifischere und stärker am Erleben zentrierte Indikatoren für die schizotypische Persönlichkeitsstörung herauszuarbeiten.

Parasomnien

sind ungewöhnliche Ereignisse, die entweder während der Schlafes oder an der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf auftreten. Dazu gehören Schlafwandeln (Somnambulismus), nächtliches Aufschrecken (Pavor nocturnus), Angstträume, nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna), nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) usw. Sie werden vor allem im Kindesalter beobachtet, können aber auch bei Erwachsenen auftreten und pflegen - unerkannt und damit unbehandelt - belastende Konsequenzen (z. B. Verunsicherung mit Isolationsneigung) nach sich zu ziehen.

Parathymie (siehe auch Schizophrenie)

Paradoxe Affekte: Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt stimmen nicht überein (früher wurde das affektiv inadäquat genannt). Beispiele: Ein Kranker berichtet, er sei vergangene Nacht wieder in der schauerlichsten Weise gefoltert worden und lacht dazu. - Ein anderer empfindet Freude über ein Geschenk, jammert aber dazu (Paramimie).

Parallelisieren

Jedem Probanden in Gruppe A wird ein "Merkmalszwilling" in Gruppe B zugeordnet.

Parese

Parese = Teil- Lähmung, Plegie = komplette Lähmung. Hemiparese: Halbseitenlähmung. Monoparese: Lähmung nur eines Gliedmaßes oder eines Glied-maßenabschnittes. Paraparese: Lähmung beider Arme oder Beine. Tetraparese: Lähmung beider Arme und Beine. Ensprechend Hemiplegie: Halbseitenlähmung (Arm und Bein). Monoplegie: Lähmung nur eines Gliedmaßes oder eines Gliedmaßenabschnittes. Paraplegie: Lähmung beider Arme oder Beine. Tetraplegie: Lähmung aller vier Gliedmaßen. Die Beobachtung des Verteilungsmusters bei Lähmungsbildern kann zur Lokaldiagnose beitragen. So spricht eine Halbseitenlähmung von Gesicht, Arm und Bein (Hemiparese oder, wenn sie total ist, Hemiplegie) für eine zentrale Läsion z.B. bei einem Schlaganfall oder Hirntumor, eine Lähmung beider Beine (Paraparese bzw. Paraplegie) oder aller vier Extremitäten (Tetraparese bzw. Tetraplegie) eher für eine Rückenmarks- oder periphere Schädigung. Proximale Lähmungstypen finden sich besonders bei Myopathien,  distal betonte sind bei zentralen Prozessen oder Polyneuropathien vermehrt anzutreffen. Leichtere zentrale Paresen lassen sich häufig durch Halteversuche sichtbar machen. Periphere Lähmung: schlaffe atrophische Lähmung mit abgeschwächten oder erloschenen Eigenreflexen, (die Reflexe fallen meist schon vor eine Lähmung bemerkt wird aus). Die Störung der  Feinmotorik der Lähmung parallel. Der Muskeltonus ist herabgesetzt. Die Muskelfasern werden schnell atrophisch.  Keine pathologischen Reflexe, im EMG Denervierungszeichen. Die Verteilung der Lähmung entspricht dem Versorgungsgebiet eines peripheren Nerven oder einer Nervenwurzel, oder eines Nervenplexus (Plexus =Geflecht). Sind nur Lähmungen ohne sensible Ausfälle vorhanden geht dies meist auf eine Schädigung der Vorderwurzel oder der Vorderhornzellen des Rückenmarkes zurück.  Bei zentralen Lähmungen ist die Feinmotorik (besonders wenn der Schaden im Großhirn liegt, weniger bei Hirnstammschädigung) stark beeinträchtigt, es resultieren Massenbewegungen, es tritt keine Atrophie der Muskeln auf, der Muskeltonus ist spastisch erhöht (dabei erhält die Tonuserhöhung den betroffenen Gliedmaßen ihre Stütz- und Haltefunktion), die Muskeleigenreflexe in den betroffenen Muskeln sind gesteigert, es treten Kloni und pathologische Reflexe auf. Tonuserhöhung und Reflexsteigerungen entwickeln sich erst in den ersten Wochen der Schädigung. Die elektrische Erregbarkeit der Muskel über die zugehörigen Nerven bleibt intakt. Das EMG unauffällig. Die Spastik bewirkt auch das typische als Zirkumduktion bezeichnete Gangbild. Durch Erhöhung des Extensorentonus entsteht eine Spitzfußstellung, das Bein wird gleichsam zu lang. Der Kranke führt das Bein in einem nach auswärts gerichteten Bogen nach vorne. Im Unterschied dazu wird bei einer peripheren Lähmung der Fußheber (Peronäuslähmung) die Lähmung durch Anheben des Fußes ausgeglichen. Die Prüfung der Muskulatur ist nur ein Teil der neurologischen Untersuchungt. Isolierte Muskelprüfungen ohne Gesamtuntersuchung können zu gravierenden diagnostischen und therapeutischen Irrtümern führen. Die Inspektion der Muskeln liefert Informationen über eventuelle Atrophien, Hypertrophien oder abnorme Bewegungen. Am entspannt sitzenden Patienten betrachtet man Umfang und Konturen der Muskeln und sucht nach Faszikulationen. Eine Atrophie macht sich durch einen verminderten Muskelumfang bemerkbar, jedoch wird dies bei großen oder tiefliegenden Muskeln erst in fortgeschrittenen Stadien augenfällig. Eine beidseitige Atrophie kann im Seitenvergleich unbemerkt bleiben. Bei alten Menschen ist ein gewisser Muskelschwund normal. Hypertrophie entsteht, wenn ein Muskel ersatzweise für einen anderen Mehrarbeit leistet. Bei der Pseudohypertrophie wird Muskelgewebe durch übermäßige Mengen von Bindegewebe oder gespeichertem Material ersetzt. Bei der Muskelpalpation sucht man nach Atrophien, Faszikulationen, einer abnormen Konsistenz oder Überempfindlichkeit. Die Kraftprüfung ist zum Nachweis und zur Lokalisation einer Schwäche sowie zu ihrer Quantifizierung für spätere Vergleichszwecke wichtig. Der Patient führt den Arm- und Beinhalte-Versuch aus, der Untersucher achtet auf Tremor oder andere unwillkürliche Bewegungen sowie auf Lähmungserscheinungen - eine paretische Extremität sinkt schneller ab als eine mit intakter Innervation. Die Kraft einzelner Muskelgruppen prüft man gegen Widerstand. Bei der Beurteilung ist zu berücksichtigen, daß Schmerzen im betroffenen Muskel oder Gelenk aktive Kontraktionen herabsetzen oder unmöglich machen können. Hysterische Lähmungen oder Simulationen können recht schwierig festzustellen sein. Gewöhnlich findet man jedoch eine charakteristische Reaktion, bei der der Widerstand gegen Bewegung ganz normal ist, der Untersuchte dann aber plötzlich nachgibt. Das Fehlen einer Atrophie und das Vorhandensein normaler Reflexe können ebenfalls bei der Diagnose helfen. (siehe auch unter Kraftgrad)

Piaget

Intelligenzentwicklung nach Piaget

sensomotorische Intelligenz bis ca. 2 Jahre Das Kind "begreift" (im wahrsten Sinne des Wortes) seine Umwelt.

Vorbegriffliches Denken bis ca. 4 Jahre Denken ist egozentrisch und orientiert sich stark an Symbolfunktionen.

Anschauliches Denken bis ca. 6 J. Kind glaubt, was es sieht. Wenn zwei Wassermengen aus Behältern mit gleichem Durchmesser in Röhren unter schiedlichen Durchmessers gefüllt werden, ergeben sich unterschiedlich hohe Wassersäulen. Das Kind glaubt in diesem Stadium der Intelligenzentwicklung, in dem Behälter mit der höheren Wassersäule sei mehr Wasser.

Konkretes Denken bis 12 J.Kind hat Einsicht in die Konstanz der Menge. Wenn es die Behältnisse vor dem Umfüllen sieht, so gibt es an, das auch trotz unterschiedlicher Höhe in beiden Röhren die gleiche Wassermenge ist.

Formales Denken ab 12 Jahre Kind kann mathematische Operationen durchführen. Es kann nun die Wassermengen richtig bestimmen, ohne die Mengen vor dem Umfüllen gesehen zu haben.

 

Moralentwicklung:   Nach Piaget entwickelt sich die moralische Urteilsfähigkeit in drei Stufen:

 

1.)moralischer Realismus,

2.)heteronome Moral (äußere Instanzen formulieren gültige Sollfestsetzungen),

3.) autonome Moral (Selbstgesetzgebung)

 

 

Pica

Anhaltender Verzehr nicht eßbarer Substanzen wie Erde, Farbschnipsel usw.. Sie kann als eines von vielen Symptomen einer umfassenderen psychischen Störung wie Autismus auftreten oder sie kann als relativ isolierte psychopathologische Auffälligkeit vorkommen; nur das letztere wird hier kodiert. Das Phänomen ist bei intelligenzgeminderten Kindern am häufigsten. Wenn eine solche Intelligenzminderung vorliegt, ist als Hauptdiagnose eine Kodierung unter F70-F79 zu verwenden.

Pick-Typ der Demenz

(Sonderform der frontotemporale Demenz (FTD)) (siehe dort ober bei M. Alzheimer) mit  seinen typischen ballonierten Neuronen (Pick-Zellen) und argyrophilen Einschlusskörperchen (Pick-Kugeln) umfasst dabei nur ca. 20% der Fälle. Bei der Mehrzahl (Frontal Lobe Degeneration-Typ) sind diese Veränderungen nicht nachweisbar. Für die Diagnose Pick-Krankheit wird neben dem klinischen Syndrom der FTD das Vorliegender genannten histopathologischen Veränderungen gefordert.

Placebo

„Scheinmedikament" ohne Wirkstoff. Placebos haben auch Nebenwirkungen. Man spricht dann vom Noceboeffekt.

Plegie, siehe bei Parese

Plexuspapillom

Dies ist ein seltener gutartiger Tumor, am häufigsten bei Kindern unter 12 Jahren auftretend. Etwa 4 % der in dieser Altersklasse auftretenden primären Tumore sind Plexuspapillome. Er repräsentiert weniger als 1 % aller Gehirntumore. Bei Kindern ist der häufigste Sitz dieses Tumors in den lateralen Ventrikeln. Bei Erwachsenen ist der häufigste Sitz der 4. Ventrikel. Plexuspapillome wachsen innerhalb der Ventrikel langsam. Sie blockieren eventuell den Fluß der cerebrospinalen Flüssigkeit. Dies verursacht Hydrozephalus und erhöhten intrakraniellen Druck.

Poliomyelitis

= Kinderlähmung, akute, paralytische Poliomyelitis; Viruserkrankung, die akut zu einem Untergang von Vorderhornzellen des Rückenmarks führt. Im Rahmen eines fieberhaften Infekts treten innerhalb weniger Tage Lähmungen auf, die im leichtesten Fall nur einige wenige Muskelgruppen betreffen, im schwersten Fall jedoch tödlich durch Versagen der Atemmuskulatur verlaufen können. Wird die akute Krankheitsphase überlebt, können sich die Lähmungen durch Aussprossen von Nervenfasern und Größenzunahme der Muskelfasern innerhalb von mehreren Jahren teilweise zurückbilden. Nach einer stabilen Phase von mindestens 15, meist 20-30 Jahren treten allerdings bei einer Vielzahl der Patienten erneut Symptome im Sinne eines Post-Polio-Syndroms  dabei kann es sich sowohl um alte, während der akuten Krankheitsphase vorhandene, als auch um neue Symptome handeln wie z.B. neu aufgetretene Muskelschwäche (sowohl an initial betroffenen als auch an während der akuten Erkrankung nur gering oder scheinbar nicht betroffenen Muskeln), allg. Müdigkeit und Erschöpfbarkeit, Schmerzen, Faszikulationen, Muskelkrämpfe, Temperatur-regulationsstörungen oder Störungen der Atmung. Besonders gefährdet scheinen Patienten zu sein, die während der akuten Erkrankung an Armen und Beinen gelähmt waren, älter als 10 Jahre waren und sich besonders rasch und gut erholten. Ausschlaggebend für die Diagnosestellung ist ein stabiler Intervall von mindestens 15 Jahren.

Polymyalgia rheumatica

Sehr schmerzhafte, akut auftretende Erkrankung der Schulter-, Oberarm- und Beckengürtelmuskulatur v.a. bei Frauen im höheren Alter. Blutsenkung erhöht, sollte nicht  mit Rheuma oder einer Depression verwechselt werden. Muß mit Cortison behandelt werden.

Polymyositis

Sporadisch auftretende entzündlich-degenerative Erkrankung der Skelettmuskulatur auf dem Boden einer Autoimmunerkrankung. Leitsymptome sind symmetrische Paresen und Myalgien, die muskulären Serumenzyme (CK) sind meistens erhöht, das EMG zeigt Veränderungen im Sinne einer floriden Muskelerkrankung.

Poltern

Eine hohe Sprechgeschwindigkeit mit Störung der Sprechflüssigkeit, jedoch ohne Wiederholungen oder Zögern, von einem Schweregrad, der zu einer beeinträchtigten Sprechverständlichkeit führt. Das Sprechen ist unregelmäßig und unrhythmisch, mit schnellen, ruckartigen Anläufen, die gewöhnlich zu einem fehlerhaften Satzmuster führen. 

Polyneuropathie

 

Pompe-Krankheit

Myopathie aufgrund eines Enzymdefekts im Kohlenhydratstoffwechsel (Glykogenose Typ II) mit generalisierter Glykogenspeicherung in inneren Organen und Skelettmuskulatur mit autosomal-rezessivem Erbmodus. Es werden drei Formen je nach Krankheitsbeginn unterschieden, der Typ Pompe im Säuglingsalter, der kindlich-jugendliche Typ und der Erwachsenentyp. Das Vorkommen verschiedener Typen ist innerhalb einer Familie möglich.

Positivsymptome

Auffallende produktive Symptome der Schizophrenie, die durch Wahnvorstellungen, Halluzinationen, formale Denkstörungen und bizarres Verhalten charakterisiert sind.

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse (wie z.B. Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit, (sogenannter sexueller Mißbrauch), Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Gefangenschaft in einem Konzentrationslager, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit), die an der eigenen Person, aber auch an fremden Personen erlebt werden können. In vielen Fällen kommt es zum Gefühl von Hilflosigkeit und durch das traumatische Erleben zu einer Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses. Das syndromale Störungsbild ist geprägt durch: - sich aufdrängende, belastende Gedanken und Erinnnerungen an das Trauma (Intrusionen) oder Erinnerungslücken (Bilder, Alpträume, Flash-backs, partielle Amnesie), - Übererregungssymptome (Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, vermehrte Reizbarkeit, Affektintoleranz, Konzentrationsstörungen)  - Vermeidungsverhalten (Vermeidung traumaassoziierter Stimuli) und  - emotionale Taubheit (allgemeiner Rückzug, Interesseverlust, innere Teilnahmslosigkeit) - im Kindesalter teilweise veränderte Symptomausprägungen (z.B. wiederholtes Durch-spielen des traumatischen Erlebens)  - Die Symptomatik kann unmittelbar oder auch mit (z.T. mehrjähriger) Verzögerung nach dem traumatischen Geschehen auftreten (late-onset PTSD).  

Prägung

Frühe Lernprozesse, die während psychischer und hirnbiologischer sensibler Phasen stattfinden, also Lernprozesse, die z. B. kurz nach der Geburt oder im Zeitraum der Pubertät und Adoleszenz erfolgen, werden nach Lorenz und Gray auch als „Prägung” bezeichnet. Der Begriff „Prägung” versinnbildlicht noch ein weiteres wichtiges Merkmal solcher Lernprozesse, nämlich die enorme Stabilität des einmal Erlernten, welches nahezu irreversibel im Gedächtnis bleibt und dessen Inhalte später nur sehr schwer modifizierbar sind. Sensible Phasen entsprechen dabei weder homogenen Zeitspannen, noch fes-ten, unveränderbaren Zeiträumen, sie sind vielmehr in starkem Maße von Umwelteinflüssen abhängig. Es gibt Hinweise darauf, dass die Erfahrungs- und Lernprozesse selbst Einfluss auf den Verlauf solcher sensibler Phasen haben können. Sensible Phasen für bestimmte Lernvorgänge finden sich während der frühkindlichen Entwicklung beim Menschen und sind eingehend untersucht worden. Dabei konnten Parallelen zu tierexperimentellen Befunden aufgezeigt werden, beispielsweise wurde in Verhaltensexerimenten an wenige Tage alten Säuglingen gezeigt, dass sie bereits die Stimme ihrer Mutter bzw. des Vaters unterscheiden können und im Verhaltenstest deutlich bevorzugen. Die Entwicklung der Kind-Mutter-Beziehung beim Menschen kann somit ganz analog zum Tiermodell der akustischen Filialprägung z. B. bei nestflüchtenden Vogelküken und bei Nagern als Prägungsprozess betrachtet werden. Obwohl die Anerkennung des Konzepts der Prägung für die frühkindliche Entwicklung des Menschen noch immer kontrovers diskutiert wird , ist eine solche Betrachtungsweise für die systematische Untersuchung früher Lernprozesse durchaus hilfreich. Aufgrund des wesentlich komplexeren Verhaltensrepertoires und der dadurch schwierigeren experimentellen Zugänglichkeit für solche vergleichenden Untersuchungen lassen sich bei Primaten einschließlich dem Menschen Evidenzen für Prägungslernen vor allem aus Beobachtungen von Fehlentwicklungen im intellektuellen, emotionalen und sozialen Bereich herleiten . Unter den experimentellen Tiermodellen zeigen die Untersuchungen an Rhesusaffen den unmittelbarsten Bezug zu entsprechenden Erscheinungen in der menschlichen Frühentwicklung. Besonders schwer wiegende Störungen wurden dabei im Bereich des Sozialverhaltens beschrieben, d. h. verminderte Eingliederungsfähigkeit in eine Gruppe, und verminderte Fähigkeit zum Eingehen persönlicher Bindungen. Sozial deprivierte, von Drahtattrappen aufgezogene Affen zeigten schwerste Entwicklungsschäden, die Symptome reichten von Bewegungsstereotypien (Hin- und Herschaukeln des Körpers etc.), überängstlichen oder überaggressiven Reaktionen, Apathie, bis zu zwanghaften Gewohnheiten wie Haarausreißen etc. Viele Tiere waren später paarungsunfähig, weil sie den Partner attackierten, die wenigen Weibchen, die Junge gebaren, erwiesen sich sehr häufig als schlechte Mütter, die ihre Kinder vernachlässigten und zum Teil misshandelten. Zwei weitere Auffälligkeiten dieser mutterlos aufgewachsenen Rhesusaffen sind im Hinblick auf einen möglichen Vergleich zum Menschen von besonderem Interesse, sie zeigten vermindertes Spiel-, Neugier- und Erkundungsverhalten und dadurch bedingt deutlich verringerte Lernleistungen. Alle diese katastrophalen Fehlentwicklungen bis hin zum Hospitalismus wurden zuvor bei Heimkindern beobachtet, die ohne eine Bezugsperson aufwuchsen. Die fundamentale Bedeutung einer stabilen emotionalen Beziehung zu einer Bezugsperson für eine gesunde Entwicklung intellektueller und sozialer Fähigkeiten wurde in der Studie von Skeels an Heimkindern im Alter zwischen sieben und dreißig Monaten in einmaliger und sehr eindrucksvoller Weise dokumentiert. Die Bedeutung einer stabilen positiven emotionalen Beziehung in der frühkindlichen Entwicklung wurde in neueren psychoanalytischen Theorien verstärkt thematisiert und verschiedene Typen emotionaler und sozialer Fehlentwicklungen als Folge einer gestörten oder fehlenden Eltern-Kind-Interaktion auf der Basis empirischer Untersuchungen kategorisiert.Einfluss frühkindlicher Erfahrungs- und Lernprozesse auf die funktionelle Reifung des Gehirns,Relevanz für die Entstehung und Therapie psychischer Erkrankungen, Katharina  Braun1, Bernhard  Bogerts,50 (Heft 11/2000), Seiten 420-427

prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)

Leichter Beschwerden vor der Menstruation treten bei mehr als der Hälfte bis zu dreiviertel der Frauen auf. Bei etwa 5% so schwerwiegend, daß die Diagnose einer prämenstruellen dysphorischen Störung nach den eher strengen Forschungs- Kriterien DSM-IV gerechtfertigt ist.  Nicht gemeint sind Frauen die eine psychiatrische Krankheit wie eine schwere Depression, eine Essstörung, eine Angststörungen usw. haben und bei denen sich die Symptome der Grunderkrankung vor der Regel verstärken oder in diesem Zeitraum ein Schub einer solchen Erkrankung beginnt.   Frauen, die an Erkrankungen wie Anfallsleiden, Schilddrüsenfunktionsstörungen,   Krebs, Blutarmut, Endometriose oder Infektionen leiden, erscheinen gelegentlich mißgelaunt und leicht ermüdbar. Bei einer prämenstruellen Zunahme dieser Beschwerden darf die Diagnose PMDS nicht gestellt werden.

Für das PMDS scheint wie bei Depressionen und Essstörungen der Serotoninstoffwechsel im Zentralnervensystem eine wichtige   Rolle zu spielen.  Dies erklärt auch die Heißhungerattacken auf   Schokolade, die nicht nur über den Zucker die Serotoninausschüttung stimuliert, sondern auch Tryptophan als Serotoninvorstufe enthält.  Umgekehrt sollen durch eine tryptophanfreie Diät die Symptome des PMDS ausgelöst werden können.  An Depressionen erkrankte Frauen berichten häufig über eine PMDS- Symptomatik bereits vor Auftreten der Depression aber auch in Phasen psychischer Stabilität. Ähnlich wie bei Depressionen zeigt sich bei PMDS Schalfentzug als wirksam. Höherer Alkoholkonsum soll ein PMDS begünstigen.

Zur Behandlung des PMDS nach der derzeitigen Studienlage: In leichteren Fällen kann ein Versuch mit Lichttherapie. Vitamin B6, Magnesium oder Progesteron in der Lutealphase, allein oder in Kombination unternommen werden. Die Wirksamkeit ist dabei, außer für Progesteron, in Studien kaum besser belegt als für Placebo, bleibt somit zumindest strittig.  Aber auch die Placeboansprechrate ist in leichten Fällen sehr hoch. Bei ausgeprägteren Beschwerden ist die Gabe eines Serotonin-Reuptake-Inhibitors (SSRI) Therapie der Wahl. Es handelt sich dabei um eine bestimmte Gruppe von Antidepressiva. Die Wirksamkeit dieser Medikamente ist derzeit am besten belegt. Hauptnachteil: bei etwa 30% der Patienten muß mit sexuellen Funktionsstörungen als Nebenwirkung gerechnet werden. Diese Nebenwirkung ist wesentlich seltener, wenn nur während der symptomatischen Zeit behandelt wird. Daß im Gegensatz zur Depression, die eine regelmäßige Einnahme der SSRI erfordert, hier auch bei tageweiser Einnahme eine Wirksamkeit gegeben ist, ist unumstritten, möglicherweise ist aber die regelmäßige Einnahme wirksamer. Schwere Fälle bedürfen immer auch einer psychiatrischen Abklärung, eine solche sollte auch immer dann erfolgen, wenn die Beschwerden nicht eindeutig auf das Ende des Zyklus begrenzt sind.

praeventiv

vorbeugend, primäre Prävention: Das Ausbrechen einer Krankheit wird verhindert (Zähneputzen) , sekundäre Prävention Das Verschlimmern einer Krankheit wird verhindert z.B z.B. Krebsfrüherkennung.  Im engeren epidemiologischen Sinne wird zwischen der Primärprävention, das heißt in diesem Zusammenhang der Verhinderung von Herz- und Gefäßkrankheiten, und der Sekundärprävention mit der Zielsetzung der frühzeitigen Erkennung dieser Krankheiten unterschieden. Unter Tertiärprävention wird die Verhinderung von Rezidiven nach Krankheitsereignissen verstanden.

Praevalenz

Zahl der Erkrankten/Zahl aller Beobachteten. Muß sich immer auf einen "Beobachtungsort" beziehen. Z.B.:Praevalenz für Husten ist im Ruhrgebiet größer als im Schwarzwald.

Prionen

Es handelt sich bei den Prionen  um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen   gebildet werden. Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Das Gen, welches die Information für dieses Prion-Protein trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Die Prionen unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert. Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen. Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können, oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Auch bei den befallenen Tieren Verhaltens-, Sensibilitäts- und Bewegungsstörungen, Schreckhaftigkeit, Ängstlichkeit, Unruhe und Nervosität, Zähneknirschen, Speicheln, Flotzmaullecken und Flehmen, vermehrter Durst. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und führt zu vielfältigen Symptomen wie: Lähmungen, Tremor, Chorea, Ataxie,Myoklonien,epileptische Anfälle und am Ende völlige Verblödung. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich mehrere Jahre- oder Jahrzehnte. Typisch sind ferner die vermehrte Bildung von Vakuolen ("Bläßchen") in den Astrozyten (Makroglia) und möglicherweise auch in den Oligodendrozyten. Durch die vermehrte Vakuolenbildung schwellen die Zellen bis zu einer kritischen Größe an und gehen dann unter. Dadurch entstehen "Löcher" im Gewebe, die insgesamt betrachtet an die löchrige Struktur eines Schwammes erinnern. Man spricht deshalb auch vom Status spongiosus. Es kann außerdem zu Veränderungen der Nervenzellen, einer Abnahme der Verschaltung der Nervenzellen (synaptische Kontakte) untereinander bis hin zum kompletten Verlust von Nervenzellen kommen. Besonders bei längerem Krankheitverlauf kann die Ablagerung von Amyloiden ("Stärkekörnern") beobachtet werden. Amyloide sind Komplexe aus Eiweißen und Zuckern (Protein-Polysaccharid-Komplex). Sie haben die Struktur kleinster Fäserchen, die sich seitlich aneinanderreihen. Sie lagern sich bevorzugt in der Nähe von Gefäßen und ab. Dadurch kommt es wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung des lokalen Stoffaustausches. Durch die Bindung an einen Farbstoff (Kongorot) können sie im Gewebe sichtbar gemacht werden. Diagnose anhand der neurologischen Auffälligkeiten, EEG und Kernspinbefund.

Problemaktualisierung

"Prinzip der realen Erfahrung"  Was verändert werden soll, muß in der Therapie real erlebt werden. Oder: "Reden ist Silber, real erfahren ist Gold".   Es gibt eine große Zahl von Hinweisen darauf, daß Probleme am besten in einem Setting behandelt werden können, in dem eben diese Probleme real erfahren werden: Generalisierte zwischenmenschliche Schwierigkeiten in einer Gruppentherapie; Paarprobleme unter Einbeziehung beider Partner; Probleme, an denen Familienangehörige maßgeblich beteiligt sind, unter Einbezug der relevanten Familienmitglieder, Schwierigkeiten in ganz bestimmten Situationen wie Waschzwänge, Platzangst usw. durch Aufsuchen dieser Situationen; usw. Manche Beziehungsprobleme können auch im Rahmen einer Einzeltherapie in der Beziehung zum Therapeuten real erfahren und behandelt werden. Dafür ist der Begriff der Übertragung geprägt worden. Übertragung ist jedoch nur ein Spezialfall eines allgemeineren Prinzips: Die problematischen Bedeutungen, die das Leiden des Patienten ausmachen, können dann am wirksamsten verändert werden, wenn diese Bedeutungen in der Therapie real zum Erleben gebracht werden. Herbeigeführt wird die Veränderung erlebter Bedeutungen durch das reale Erleben von Bedeutungsveränderungen im Therapieprozeß. Die Annahme, daß es für eine erfolgreiche Veränderung darauf ankommt, daß der Patient tatsächlich erlebt, worum es geht, stellt ein zentrales Element fast aller therapeutischen Konzeptionen dar. Große Unterschiede bestehen nur darin, wie sie diese Prozeßerfahrung herbeizuführen versuchen. Wenn sich in der psychoanalytischen Therapie beim Patienten eine Übertragungsneurose entwickeln soll, um sie dann durcharbeiten zu können, dann heißt dies nichts anderes, als daß die als zentral angenommenen Problemstrukturen zum Erleben gebracht und dann durch das reale Erleben veränderter Bedeutungen in der Therapiebeziehung dauerhaft verändert werden sollen. In der Gestalttherapie sind eine ganze Reihe von Techniken entwickelt worden, die das reale Erleben problematischer Bedeutungen über den verbalen Dialog hinaus fördern sollen. Im Experiencing-Konzept von Gendlin (1961) wird die therapeutische Fruchtbarkeit des Dialogs zwischen Patient und Therapeut explizit danach bemessen, inwieweit der Patient die verbal behandelten Bedeutungen in diesem Moment gefühlsmäßig tatsächlich erlebt. Das Psychodrama ist ganz hauptsächlich darauf ausgerichtet, problematische Beziehungskonstellationen erlebnismäßig zu reaktualisieren. In Familien- und Paartherapien werden durch die reale Anwesenheit der relevanten Bezugspersonen und durch die gezielte Provokation der problematischen Beziehungsabläufe die problemrelevanten Beziehungsschemata der Beteiligten aktiviert und zum realen Erleben gebracht. Indem ein Therapeut mit einem Agoraphobiker das Menschengedränge in einem Kaufhaus aufsucht, bringt er die problemrelevanten Bedeutungen "Ich kann das nicht, ich halt das nicht aus, ich muß hier raus" zum vollen Erleben. All dies sind Inszenierungen für das reale Erleben problemrelevanter Bedeutungen mit dem Ziel, den Patienten neue, veränderte Bedeutungen real erleben zu lassen: Davon, vom realen Erleben veränderter Bedeutungen, erwarten die meisten Therapiekonzeptionen in erster Linie das Eintreten therapeutischer Wirkungen. Die Ergebnisse der Therapieforschung unterstützen diese Wirkannahme, aber sie zeigen, daß es viel mehr Möglichkeiten zur Herbeiführung solcher Erfahrungen gibt, als innerhalb der einzelnen Therapieformen wahrgenommen werden. Liegt es nicht nahe anzunehmen, daß ein bestimmtes Problem auf ganz verschiedene Arten real erfahrbar gemacht werden kann und daß für verschiedene Arten von Problemen und Patienten bestimmte Arten solcher Problemaktualisierungen nützlicher sind als andere? Und wäre dann nicht zu fordern, daß ein Therapeut möglichst ganz verschiedene Arten der Problemaktualisierung beherrschen lernen sollte, damit er sie möglichst gut auf die Problemeigenarten und die situativen Bedingungen des einzelnen Patienten zuschneiden kann? Auch unter dem Gesichtspunkt der Problemaktualisierung erweisen sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Therapieformen als schädlich, denn sie behindern die Therapeuten darin, das ganze Spektrum der eigentlich vorhandenen therapeutischen Möglichkeiten wahrzunehmen. Die Aufforderung zur optimalen Nutzung dieses Wirkfaktors führt daher zur selben Schlußfolgerung, zu der wir schon beim Wirkfaktor der Ressourcenaktivierung kamen: Psychotherapeuten sollten über die Grenzen der einzelnen Therapieschulen hinaus ausgebildet werden und handeln. Was sind die wirklich wirksamen Ingredienzien der Psychotherapie?  - K.Grawe  

Problembewältigung

Ein drittes, und wohl das durch die größte Anzahl an Forschungsbefunden abgestützte Wirkprinzip ist "Aktive Hilfe zur Problembewältigung". Damit ist gemeint, daß der Therapeut den Patienten mit geeigneten Maßnahmen aktiv darin unterstützt, mit einem bestimmten Problem besser fertig zu werden. Dieses Wirkprinzip kommt in sehr vielen und ganz verschiedenen therapeutischen Vorgehensweisen zum Zuge: Im Selbstsicherheitstraining mit gehemmten Patienten, bei der Reizkonfrontation mit Agoraphobikern, beim Streßbewältigungstraining nach Meichenbaum, bei der Sexualtherapie nach Masters und Johnson, bei der Anwendung von Entspannungsverfahren oder Hypnose auf Schmerzzustände, bei der interpersonalen Depressionstherapie nach Klerman und Weissmann, beim Kommunikations- und Problemlösetraining mit Paaren, bei den meisten familientherapeutischen Interventionen, um nur einige der bekannteren Verfahren zu nennen, denen dieses Wirkprinzip gemein ist. Viele dieser Verfahren wurden ursprünglich innerhalb der Verhaltenstherapie entwickelt. Aber etliche Verfahren, bei denen dieses Wirkprinzip ganz zentral ist, haben einen theoretischen Hintergrund, der absolut nichts mit der Verhaltenstherapie zu tun hat, wie etwa der interpersonale Ansatz von Klerman und Weissman, Familientherapie nach Haley oder Minuchin oder Hypnotherapie nach Erickson. Gemeinsam ist diesen Verfahren, daß sie das, was der Patient als sein Problem erlebt, als solches ernst nehmen und mit bereichsspezifischen Maßnahmen, die sich für die Bewältigung dieser Probleme bewährt haben, dem Patienten helfen, eben diese Schwierigkeiten zu Überwinden oder besser damit fertig zu werden. Die Maßnahmen, mit denen dieses Wirkprinzip realisiert werden kann, können sich je nach Problembereich sehr unterscheiden. Sie machen sich bereichsspezifische Eigenarten des psychischen und physiologischen Funktionierens zunutze, die die Grundlage dafür sind, daß es schließlich zu der Problembewältigung kommt.Für die therapeutische Wirkung ist entscheidend, daß der Patient die reale Erfahrung macht, besser im Sinne seiner Ziele mit der betreffenden Situation zurechtzukommen. Wie dies am besten erreicht werden kann, hängt von der spezifischen Problematik und den situativen Umständen ab. Hier muß der Therapeut ein reichhaltiges problem- und situationsspezifisches Erfahrungswissen einbringen können, um Patienten mit unterschiedlichen Problemen und Voraussetzungen zu der Erfahrung verhelfen zu können, daß sie besser als vorher mit bestimmten Schwierigkeiten fertig werden können.Wenn ein Therapeut die Problematik seines Patienten unter der Perspektive dieses Wirkprinzips betrachtet, dann sieht er sie unter der Perspektive des Könnens versus Nichtkönnens. Er betrachtet den Zustand oder das Problem des Patienten als ein echtes Nicht-anders-können, ohne diesem Nichtkönnen irgendwelche anderen Bedeutungen zu unterstellen. Die insgesamt ausgezeichnete Wirksamkeit, die für ganz verschiedene therapeutische Vorgehensweisen festgestellt wurden, die als unterschiedliche Realisierungen dieses Wirkprinzips betrachtet werden können, spricht dafür, daß es viel haufiger, als es in der Psychotherapieliteratur geschieht, angemessen ist, psychische Störungen und Probleme einfach als ein Nicht-anders-können zu betrachten und die therapeutische Hilfe darauf auszurichten, dem Patienten aktiv dabei zu helfen, die Zustände, Schwierigkeiten, Probleme, die den unmittelbaren Gegenstand seines Leidens ausmachen, besser zu bewältigen. Im folgenden werde ich diese Perspektive auf die Probleme eines Patienten kurz als "Bewältigungsperspektive" bezeichnen.  Was sind die wirklich wirksamen Ingredienzien der Psychotherapie?  - K.Grawe  

Problemlösen

Fertigkeiten beim Bewältigen von Zielen, Regeln und alltäglichen Arbeiten; Anpassungsfähigkeit bei Streß; Kommunikationsfertigkeiten; Fähigkeit zur Konfliktlösung. Besonders bei Patienten mit frontalen Defekten können Störungen der Planung und des Problemlösens auftreten: .   Bei automatisierten, hochüberlernten Routinehandlungen des Alltags bestehen keine Störungen; dagegen beim Handeln in neuen, ungewohnten Situationen und beim gedanklichen Vorausplanen. Es wird ein präfrontales Funktionssystem postuliert („Supervisory Attentional System"). Handlungen werden flexibel auf neue Situationen eingestellt. Typische Störungen sind: – Vorschnelles, nicht zielgerichtetes Handeln. – Haften an (irrelevanten) Details. – Mangelhafte Umstellungsfähigkeit/Perseveration. - Mangelndes Lernen aus Fehlern. – Keine Entwicklung von Alternativplänen. – Regelverstöße und Einsatz irreleanter Routinehandlungen. 

Prodrom

Ein frühes Zeichen oder Symptom einer Störung Zuverlässigste Indikatoren für die Entwicklung einer Schizophrenie sind folgende Prodromalsymptome: Gedankeninterferenz, Zwangähnliche Gedankenperseveration, Gedankendrängen - jagen, Blockierung der Gedankengänge, Störung der rezeptiven Sprache, Störung der Unterscheidung von Vorstellungen und Wahrnehmungen von Phantasie- und Errinnerungsvorstellungen, Subjektzentrismus, Derealisation, optische Wahrnehmungsstörungen, akustische Wahrnehmungsstörungen.( Klosterkötter et al. Fortschr Neurologie Psych. 20000,68, Seite 13ff.. )

Progressive Muskelentspannung

auch Progressive Muskelrelaxation. Entspannungsverfahren,. Sie wurde Anfang der 20er Jahre von E. JACOBSON entwickelt; und ist in den USA das am weitesten verbreitete Entspannungsverfahren. Sie ist als Entspannungsverfahren am inzwischen besten untersucht.Im Gegensatz zum autogen Taining wird nicht Hilfe selbsthypnotischer Formeln wird Einfluß auf körperliche Prozesse genommen. Der Übende lernt vielmehr, nacheinander die wichtigsten Muskelgruppen seines Körpers zu entspannen. Das Grundprinzip besteht darin, daß nacheinander einzelne Muskelgruppen (z.B. die Hände, die Schultern oder die Fußmuskeln) für einige Sekunden willentlich angespannt und anschließend deutlich länger entspannt und gelockert werden. Man lernt dabei, Anspannungs- und Entspannungszustände im Körper genauer zu unterscheiden. Damit einher geht ein allgemeines Entspannungsgefühl.Die Progressive Muskelentspannung stellt eine einfache, sehr direkte körperbezogene Form dar, Entspannung zu erlernen. Sie brauchen anfangs eine halbe Stunde Zeit, um die Übung durchzuführen. Mit zunehmender Übung läßt sich die Übung durch das Verbinden mehrerer Muskelgruppen erheblich abkürzen. Das Einüben von Schnellentspannungen ermöglicht es, in Streßsituationen sehr schnell mit Entspannung zu reagieren. Kurse bieten manche Krankenkassen kostenlos, ansonsten die meisten Volkhochschulen und manche psychologischen Praxen. Oft wird das verfahren in eine Verhaltenstherapie intergriert. Weniger effektiv aber möglich ist das Erlernen mit einer Audiokassette wie es sie im Buchhandel von verschiedenen Autoren gibt. Bücher hierüber sind aus meiner Sicht für Laien Geldverschwendung.

Projektion

Projektion = ein verbotenes Bedürfnis wird auf Personen der Umgebung projiziert und dort wahrgenommen. z.B. wird dem Kollegen zugeschrieben, daß er gefährdet ist, sich mit HIV zu infizieren, nicht man selbst. Projektionen bilden die Grundlage der projektiven Testverfahren, da eigene (vor allem unbewußte) Motive sowohl auf Personen als auch auf jedes vieldeutige Material projiziert werden (Rorschach-Test, TAT, etc. ).

projektiven Identifikation

Bei der projektiven Identifikation begegnet die Person emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren, indem sie ihre eigenen unangenehmen Gefühle, Impulse oder Gedanken fälschlicherweise jemand anderem zuschreibt. Anders als bei einfacher Projektion, sagt sich die Person nicht völlig von dem los, was projiziert wird. Statt dessen bleibt sich die Person ihrer eigenen Affekte oder Impulse bewußt, fehlattribuiert sie aber als gerechtfertigte Reaktionen auf die andere Person. Nicht selten ruft die Person genau die Gefühle in anderen hervor, von denen sie zuvor fälschlicherweise geglaubt hat, sie seien vorhanden, so daß es schwierig ist zu klären, wer wem was zuerst getan hat.

Psychische Störungen

Für Deutschland fehlten bislang verläßliche bundesweite Abschätzungen der Gesamtprävalenz psychischer Störungen auf der Grundlage diagnostischer Kriterien. Ziel des bundesweiten Zusatzsurveys ´Psychische Störungen´ ist es, Ausprägungsgrad und Häufigkeit psychischer Störungen zu erheben, Komorbiditätsmuster psychischer beziehungsweise psychischer mit körperlichen Erkrankungen zu erfassen, sowie die Behandlungsprävalenz und die gesundheitsökonomische Bedeutung psychischer Störungen zu ermitteln. Methoden: In einem zwei-Stufen-Design durchliefen zunächst alle Teilnehmer des Bundes-Gesundheitssurveys (N=7124) ein Kurz-Screening (1. Stufe). Danach wurde eine Teilstichprobe (N=4181) in einem zeitlich getrennten klinisch-psychiatrischen Untersuchungsgespräch befragt, das mittels des Münchener Composite Diagnostic Interview (M-CIDI) durchgeführt wurde (2. Stufe). Ergebnisse: Die 12-Monatsprävalenz psychischer Störungen in der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren beträgt 30%. Am weitesten verbreitet sind Angst-, affektive und somatoforme Störungen. Frauen waren wesentlich häufiger betroffen als Männer. Die regionale Verteilung ist unterschiedlich - in den neuen Bundesländern ist die Prävalenz depressiver und somatoformer Störungen überraschenderweise eher niedriger als in den alten. Die Behandlungsprävalenz ist insgesamt niedrig, der Anteil psychologischer Dienste im Vergleich zu psychiatrischem Dienst jedoch bemerkenswert hoch. Schlußfolgerungen: Mit den Ergebnissen aus dem Zusatzsurvey ´Psychische Störungen´ stehen für Deutschland erstmals reliable und international vergleichbare Bezugsdaten zur psychiatrischen Morbidität zur Verfügung.

Psychiatrie

Seelenheilkunde; Fachgebiet der Medizin, das alle Maßnahmen zur Diagnose, nichtoperativen Therapie, Prävention, Rehabilitation u. lebensbegleitenden Versorgung von Pat. mit psychischen Störungen umfaßt. Teilgebiete der P. sind u.a. Psychopathologie, Pharmakopsychiatrie, biologische Psychiatrie, forensische Psychiatie, Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Sozialpsychiatrie bzw. Gemeindepsychiatrie. Die biologische Psychiatrie ist dabei das Teilgebiet der Psychiatrie, das sich mit den körperlichen Entstehungsbedingungen (z.B. hirnorg. Veränderungen sowie genetischen, hormonelle, vegetativen u. Stoffwechselstörungen) u. den u.U. daraus resultierenden therapeutischen Konsequenzen befaßt; die Psychopathologie ist die Lehre von den psychischen Erlebnis- u. Handlungsmöglichkeiten des Menschen, sofern diese als abweichend oder pathologisch angesehen werden; sie umfaßt die Beschreibung, die nosolog. Klassifikation u. sinnhafte Bewertung der Störungen von Bewußtsein, Denken, Orientierung, Affekt, Ich-Erleben, Wahrnehmung, Antrieb, Persönlichkeit u. Verhalten unter Berücksichtigung des somatischen Befundes u. des sozialen u. kulturellen Kontexts. Ein Diplom- Psychologe hat Psychologie studiert. Ein Psychiater hat Medizin studiert und anschließend eine mehrjährige Facharztausbildung gemacht. Psychiater wenden eine Reihe verschiedener Verfahren zur Bestimmung seelischer oder geistiger Störungen an. An erster Stelle steht die psychiatrische Befragung. Dabei wird die psychiatrische Krankheitsgeschichte oder Anamnese des Patienten aufgenommen und sein gegenwärtiger Geisteszustand ermittelt. Die psychiatrische Anamnese liefert ein Bild der Persönlichkeit und der Eigenschaften des Patienten, seiner Beziehungen zu anderen sowie früherer und derzeitiger Erfahrungen mit psychiatrischen Problemen. All das schildert der Patient mit seinen eigenen Worten (manchmal ergänzt durch Aussagen anderer Familienmitglieder). Diese Bestandsaufnahme lässt sich mit der körperlichen Eingangsuntersuchung in der Allgemeinmedizin vergleichen. Es lassen sich daraus Aspekte der geistigen Funktionsfähigkeit des Patienten entnehmen und einordnen.

Psychoanalyse

Psychoanalyse ist eine wissenschaftliche Methode zur Untersuchung seelischen Vorgänge und Therapie psychischer  Störungen, die versucht, das Individuum in seinen kulturellen Kontextvariablen zu begreifen; nach dem psychoanalytischen Strukturmodell besteht die Psyche aus den Instanzen Ich, Es u. Über-Ich u. umfaßt die Bewußtseinsschichten bewußt, unbewußt (dem Bewußtsein unzugänglich) u. vorbewußt (dem Bewußtsein durch Reflexion zugänglich). Unverarbeitete Konflikte zw. diesen Instanzen bzw. Bewußtseinsschichten, die evtl. in kindlichen Entwicklungsphasen entstanden sind, können zu psych. Symptomen, Persönlichkeitsstörungen od. Neurosen u. Psychosen führen, die einen das Leben einengenden Kompromiß mit dem Konflikt darstellen. Als Form der Psychotherapie werden in der Psychoanalyse psychische Vorgänge anhand der freien Assoziation des Pat. od. durch Traumdeutung analysiert. Auch unangenehme, scheinbar sinnlose od. unwichtige Bereiche sollen thematisiert werden (sog. psychoanalytische Grundregel). Die klassische Psychoanalyse setzt Leidensdruck und Fähigkeit zu Introspektion u. Verbalisierung voraus und wird langfristig, v.a. bei Neurose, von Analytikern mit spezifischer Ausbildung (Lehranalyse) durchgeführt. Veränderungen des Analysanden werden u.a. durch Bewußtmachung u. Wiederbelebung des Verdrängten u. Bearbeitung der Übertragung erreicht. Modifizierte Formen der Psychoanalyse: z.B. tiefenpsychologisch orientierte P., Fokaltherapie als auf ein Thema konzentrierte Kurzzeittherapie, analytische Gruppenpsychotherapie.

Psychodrama 

ist eine erlebniszentrierte, gruppenpsychotherapeutische Aktionsmethode zur Behandlung zwischenmenschlicher Beziehungen und Interaktionen in spontanem szenischem Spiel. Neben der Dynamik der Gruppe bearbeitet es vor allem die Situation eines Teilnehmers im lebensgeschichtlichen Handeln“ (Leutz, 1999).
„Im Psychodrama werden psychische Störungen und psychosomatische Krankheiten vor allem unter der Prämisse der Störung zwischenmenschlicher Beziehungen und Interaktionen betrachtet und behandelt“ (Leutz, 1981). Psychodrama als Therapiemethode greift dabei auf „bisher nicht beachtete Kategorien menschlicher Seinsweise: das spontane Spiel, die Begegnung und das Drama“ (Leutz, 1984) als therapeutisches Agens zurück, Patienten werden ermutigt, eigene Verhaltensmuster handelnd zu reflektieren und zu untersuchen.Inhaltliche Beschreibung:„Die Umsetzung des situativ-systemischen Ansatzes Morenos in die Praxis erfolgt durch spontane szenische Darstellung im Gruppensetting mit Bühne. Dieser, ein von der Gruppe im Halbkreis umschlossener Raum, gibt den Spielraum zum Handeln“ (Leutz, 1999).Als Belege werden vorwiegend klinische Erfahrungsberichte angeführt. Theoretischer Hintergrund  In den theoretischen Überlegungen wird u. a. auf die psychoanalytische Theorie Bezug genommen (zumindest in Zitaten). Konstrukte wie „Unbewusstes“ oder „Katharsis“ spielen offenbar eine zentrale Rolle. So wird als Ziel der Therapie vor allem eine „kathartische, vital-evidente Erfahrung“ angesehen. Im Antrag wird auch auf „interaktionell orientierte Theorien“ sowie auf kommunikationstheoretisch-systemische Ansätze Bezug genommen. Dazu kommen sozialpsychologische – insbesondere gruppendynamische – Anleihen (zum Beispiel Rollentheorien), die jedoch nicht zu einer einheitlichen Therapietheorie zusammengefasst werden. Als ausgesprochen problematisch müssen die Ausführungen zum „psychodramatischen Gesundheits- und Störungsbegriff“ angesehen werden: „Vor dem Hintergrund der Rollentheorie im Psychodrama kann Gesundheit dann weiter als Fähigkeit beschrieben werden, auf interpersonale und situative Anforderungen durch die jeweils aktualisierbaren Rollen, d. h. verfügbaren Verhaltens- und Erlebensmuster, angemessen zu reagieren.“Differenzielle Ausführungen zu einzelnen Störungsbildern fehlen.In verschiedenen Abhandlungen werden zum Teil Aspekte kognitiv-behavioraler Theorien als Grundlagen mit thematisiert, z. B. Aspekte des Modelllernens, Training sozialer Fertigkeiten, Lernprozesse, Einsicht etc. Darüber hinaus wird eine Vielzahl von Befunden der neueren neurobiologischen Grundlagenforschung für das Psychodrama reklamiert.Die theoretischen Aussagen vermitteln den Eindruck eines höchst heterogenen theoretischen Ansatzes, die vielfältigen Beschreibungen geben ein relativ diffuses Bild von der konkreten therapeutischen Praxis. Diagnostik
Die Abhandlungen zur Diagnostik bilden im Wesentlichen den Versuch einer Analyse der Position eines Individuums in der Gruppe mit der Methode des Soziogramms. Diagnostik ist immer Analyse von Beziehungen, bei der spezifische psychodramatische Techniken eingesetzt werden. An formalisierten Testverfahren werden unterschiedliche Instrumente eingesetzt. Nachweis der Wirksamkeit fehlt bisher. 

Psychologie

Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben u. Verhalten des Menschen in Bezug auf sich selbst sowie auf Personen, Ereignisse u. Objekte der Umwelt; sie bedient sich verschiedener, häufig mehrdimensionaler Untersuchungs- u. Forschungsmethoden (z.B. Empirie, Statistik, deskriptive Verfahren, Kasuistik, Hermeneutik). 

Hauptgebiete: 

1. allgemeine Psychologie, sie versucht, allgemeine psychologische Gesetze zu beschreiben und untersucht kognitive u. motivationale Prozesse; 

2. Persönlichkeitspsychologie; 

3. Entwicklungspsychologie; 

4. Sozialpsychologie; 

5. differentielle Psychologie; 

6. angewandte Psychologie: dazu gehören z.B. medizinische Psychologie u. klinische Psychologie.  Ein Diplom- Psychologe hat Psychologie studiert. Ein Psychiater hat Medizin studiert  und anschließend eine mehrjährige Facharztausbildung gemacht.

Psychomotorik

Psychomotorik Gesamtheit des durch psych. Vorgänge beeinflußten körperl.-seel. Ausdrucksverhaltens; Störungen der P. kommen u.a. als Hypo-, Hyper- bzw. Parakinese, Stereotypien od. Automatismen vor.

Psychopharmaka

Unter Psychopharmaka versteht man die speziell zur Behandlung psychischer Krankheitserscheinungen eingesetzten Medikamente.

psychotische Störung, akute

Eine heterogene Gruppe von Störungen, die durch den akuten Beginn der psychotischen Symptome, wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen und anderen Wahrnehmungsstörungen, und durch eine schwere Störung des normalen Verhaltens charakterisiert sind. Der akute Beginn wird als Crescendo-Entwicklung eines eindeutig abnormen klinischen Bildes innerhalb von 2 Wochen oder weniger definiert. Bei diesen Störungen gibt es keine Hinweise für eine organische Verursachung. Ratlosigkeit und Verwirrtheit kommen häufig vor, die zeitliche, örtliche und personale Desorientiertheit ist jedoch nicht andauernd oder schwer genug, um die Kriterien für ein organisch verursachtes Delir (F05.-) zu erfüllen. Eine vollständige Besserung erfolgt in der Regel innerhalb weniger Monate, oft bereits nach wenigen Wochen oder nur Tagen. Wenn die Störung weiterbesteht, wird eine Änderung der Kodierung notwendig. Die Störung kann im Zusammenhang mit einer akuten Belastung stehen, definiert als belastendes Ereignis ein oder zwei Wochen vor Beginn der Störung.

Psycho- oder New-Age-Szene

In einer dreijährigen empirischen Studie wurde die sogenannte Psycho- oder New-Age-Szene untersucht. Zwischenergebnisse der Analyse waren Teil eines Gutachtens ´Anbieter und Verbraucher auf dem Psychomarkt´, das Anfang 1998 für die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages ´Sogenannte Sekten und Psychogruppen´ erstellt wurde. Rund 1500 offen auf dem Psychomarkt werbenden Anbietern in Freiburg, Frankfurt und Berlin wurde ein eigens entwickelter Fragebogen geschickt. Insgesamt beantworteten 423 Personen Fragen über ihr Selbstverständnis, die Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit, die Klientel, das Spektrum der eingesetzten Methoden, die zugrundeliegenden Konzepte und Ausbildungen, und ihre religiösen Überzeugungen. Ziel der Studie war vor allem eine differenzierte Beschreibung und Einschätzung von Angebotsstrukturen und Anbietertypen. Im Schnitt arbeitet jeder Anbieter mit neun Methoden. Neben ausgesprochen unspezifischen Anbietern (23%) lassen sich sieben Typen mit einer erkennbaren Ausrichtung ihres Repertoires definieren: Humanistische Psychotherapie (13%), Esoterische Deutung (12%), Funktionale Körperarbeit (11%), Haltungs- und Bewegungsunterricht (12%), Spirituelle Körper- und Psychotherapie (15%), Meditation und Selbsterfahrung (9%) sowie Mediumismus und Geistheilung (5%). Mehr als 80% der Anbieter berichten über spirituelle Erfahrungen und mehr als 90% sind überzeugt von der Existenz einer höheren Wirklichkeit und der Möglichkeit, daß diese mit bestimmten Methoden zugänglich werden kann. In der Arbeit mit den Klienten steht jedoch der Umgang mit psychosozialen Problemen und körperlichen Beschwerden im Vordergrund. Das Motiv spiritueller Entwicklung und insbesondere spirituelle Krisen, wie sie im Rahmen der Transpersonalen Psychologie diskutiert werden, spielen eine untergeordnete Rolle. ´Spiritualität´ ist in der Psychoszene vorwiegend eine Metapher für heilende körperlich-sinnliche und emotionale Erfahrungen, denen in der konventionellen Gesundheitsversorgung und der Richtlinienpsychotherapie kein Raum gewährt wird.

Psychosomatik

Psychosomatik ist die Bezeichnung für die Wechselwirkung von Körper u. Seele; im klinischen Sprachgebrauch Bezeichnung für eine Krankheitslehre, die psychische Einflüsse auf somatische Vorgänge, berücksichtigt; i.w.S. können alle psychogenen Erkrankungen, die zu somatischen Symptomen oder Veränderungen führen, als psychosomatische Krankheiten verstanden werden.

Psychotherapie

Psychotherapie ist die Behandlung von emotionalen, psychischen, psychosomatischen oder Verhaltensstörungen mit psychotherapeutischen Methoden. Es geht dabei darum, die Ursachen, die aufrechterhaltenden Bedingungen, die zugrundeliegenden Konflikte oder Lernerfahrungen zu erkennen und eine entsprechende neue Lernerfahrung, Bewältigung oder Verhaltensänderung herbeizuführen.

Ptosis

Herunterhängen des Augenlides z.B. bei Lähmung des M. levator palpebrae:· Lähmung des N. oculomotorius oder bei  Myasthenie gravis pseudoparalytica: Ptosis abends am ausgeprägtesten abends,  auch bei   Dystrophia myotonica (Curschmann-Steinert) auch bei Lähmung des Sympathikus im Rahmen eines Hornersyndromes.

Pupillenstarre

absolute: Ursache: Schädigung des N. oculomotorius, Auge reagiert weder direkt noch konsensuell auf Licht, keine Konvergenzreaktion. Das gesunde Auge reagiert sowohl direkt als auch konsensuell, auch Konvergenzreaktion. amaurotische: Ursache: Das Auge ist blind, z.B. durch Schädigung des N. opticus, Auge reagiert nicht direkt, wohl aber konsensuell, auch Konvergenzreaktion. Das gesunde Auge reagiert direkt, nicht aber konsensuell, Konvergenzreaktion erhalten. Die Pupillen sind gleich weit.reflektorische: Ursache: Neurolues, meist Tabes dorsalis. Die Pupille ist eng, entrundet. Das Auge reagiert weder direkt noch konsensuell, jedoch überschießende Konvergenzreaktion. 

Pusher-Syndrom 

Einige Patienten, die nach einem Schlaganfall eine Hemiparese erlitten haben, drücken sich aktiv mit den nichtgelähmten Extremitäten zur paretischen Seite, so dass sie das Gleichgewicht verlieren und zu dieser Seite fallen. Dem Versuch, die schräge Körperhaltung passiv durch Aufrichten des Körpers zu korrigieren, wird massiver Widerstand entgegengesetzt. Dieses aktive Drücken der Patienten führte zur Bezeichnung des Störungsbildes als sog. "Pusher-Syndrom". Neuere Untersuchungen zur Ursache dieser Symptomatik ergaben, dass Pusher-Patienten ihren Körper dann als "aufrecht" orientiert empfinden, wenn er objektiv zur nichtgelähmten Seite gekippt ist. Demgegenüber werden visuelle und vestibuläre Informationen über die Orientierung der visuellen Welt normal verarbeitet. Dem pathologischen Drücken von Pusher-Patienten liegt also eine selektiv gestörte Wahrnehmung der Körperorientierung in Relation zur Gravitation zugrunde. Dies zeigt, dass unser Gehirn zur Bestimmung und Kontrolle unserer Körperposition im Raum neben dem bekannten visuell-vestibulären System zur Orientierungswahrnehmung der visuellen Welt offensichtlich ein weiteres, hiervon unabhängiges gravizeptives System benutzt.

Pyramidenbahn

beidseitig angelegte motorische Nervenbahnen im zentralen Nervensystem zu den im Hals-, Brust- und Lendenteil des Rückenmarks befindlichen motorischen Zellen. Schädigung bewirkt spastische Lähmung. (siehe unter Parese)

Pyromanie, pathologisches (krankhaftes) Feuerlegen

Unter Pyromanie versteht man wiederholte Brandstiftung, die meist in der Kindheit beginnt, ohne daß erkennbare Motive vorliegen (auszuschließen sind materieller Gewinn, Rache, politischer Extremismus sowie Spurenbeseitigung nach krimineller Handlung). Die echte Pyromanie ist selten, sie tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Das Beschwerde- oder besser Krankheitsbild ist charakterisiert durch ausgeprägte Faszination von allem, was mit Feuer und Brand in Zusammenhang steht, einschließlich Löschmöglichkeiten (Löschgeräte, Löschfahrzeuge). Ablauf: Spannung oder affektive Erregung, bevor der Band gelegt wird. Während des Feuers und den damit verbundenen Begleitumständen interessiert, neugierig, fasziniert, gebannt. Oft, manchmal sogar regelmäßig "Zuschauer" bei selbstgelegten Bränden, wenn nicht gar Auslöser der Alarmsituation. Wenn in der jeweiligen Feuerwehr aktiv, dann bei den Löscharbeiten nicht selten besonders einsatzfreudig. Während des Brandes Entspannung, Befriedigung und Vergnügen. Danach, selbst angesichts der entstandenen Zerstörung oder Schädigung von Besitz, Gesundheit oder gar Leben, in der Regel Gleichgültigkeit, ja Zufriedenheit, Behagen, Wohlgefühl oder Entzücken. Bei den Diagnosen stehen an erster Stelle Persönlichkeitsstörungen in fast zwei Drittel aller Fälle. Dabei überwiegen die selbstunsicheren Persönlichkeitsstörungen, und zwar weit vor den antisozialen, paranoiden, den Borderline- und schizoiden Persönlichkeitsstörungen (s. diese). Etwa jeder 5. forensisch erfaßte Brandstifter ist geistig behindert. Eine Entwicklungskrise muß in jedem 10. Fall angenommen werden. Danach folgen die deutlich selteneren Diagnosen: wahnhafte Psychose, hirnorganisches Psychosyndrom, Demenz und Depression.

 

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Quacksalberei

Der beste und umfangreichste Führer durch Scharlatanerie und Quacksalberei und zur aufgeklärten Entscheidung bezüglich therapeutischer Verfahren ist  Quackwatch. Auf Deutsch (Übersetzung aus dem amerikanischen durch saarländische Nervenärzte) unter http://neuropsychiater.org/quackw.htm im Internet zugänglich.

Ouerschnittsmyelitis, akute

(AQM) ist eine entzündliche, monophasische und demyelinisierende Erkrankung, die klinisch durch beidseitige motorische, sensible und autonome Symptome mit einem spinalen Niveau gekennzeichnet ist. Ursächlich kommen v.a. die multiple Sklerose, infektiöse und Autoimmunerkrankungen in Frage. In einer retrospektiven Studie von Jeffery und Mitarbeiter blieb die Ursache allerdings in 21% der Fälle unklar. Differentialdiagnostisch kommen v.a. Kompressionssyndrome, infektiöse und vaskuläre Erkrankungen (Ischämien, Gefäßfehlbildungen) in Frage, die durch bildgebende Verfahren und eine Liquoruntersuchung in der Regel abgegrenzt werden können. Rezidivierende Querschnittsmyelitiden (RQM) lassen primär an die spinale Verlaufsform der multiplen Sklerose denken, besonders wenn zur spinalen Symptomatik zusätzliche Symptome oder paraklinische Befunde auf eine Beteiligung anderer ZNS-Strukturen hinweisen. Bei klinisch isolierten demyelinisierenden Syndromen ist die kraniale MRT hierbei der stärkste Prädiktor im Zusammenhang mit der Entwicklung einer definitiven MS. Seltenere Ursachen für eine RQM wurden in einer Reihe von Einzelfallberichten veröffentlicht. Hierzu zählen bakterielle, virale und parasitäre Infektionen, Kollagenosen und Vaskulitiden. Differentialdiagnostisch kommen außerdem arteriovenöse Gefäßfehlbildungen und ischämische Erkrankungen in Frage, selten auch Tumoren mit z.T. akut einsetzender Symptomatik.  Kahl et al Rezidivierende Quer-schnittsmyelitis Nervenarzt 1998 · 69: 1115–1122 © Springer-Verlag 1998

Querschnittstudie

Verschiedene Alterskassen werden zu einem bestimmten Zeitpunkt untersucht.

Querulantenwahn

ist eine besondere Form des Beeinträchtigungswahnes, wobei meistens eine Kränkung und der daran anschließende Kampf ums Recht beherrschend sind.