Vorbemerkung:                                                                                                                   05

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse - ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

M     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Magisches Denken

Der irrtümliche Glaube einer Person, daß ihre Gedanken, Worte oder Handlungen ein bestimmtes Ereignis hervorrufen oder verhindern können, wobei allgemeingültige Regeln.von Ursache und Wirkung verletzt werden. Magisches Denken kann eine Durchgangsphase in der normalen Kindheitsentwicklung sein.

MALT 

(Münchner-Alkoholismus-Test) Formularbestellung: 1978 Beltz Test Gesellschaft mbH, Weinheim. - Best.-Nr. 94382

Der Fremdbeurteilungsteil ist vom Arzt anhand seiner Untersuchungsergebnisse und Anamneseerhebung auszufüllen. Der Selbstbeurteilungsteil ist entsprechend der dort gegebenen Anleitung vom Patienten selbständig auszufüllen. Bei der Testauswertung ist darauf zu achten, daß alle Aussagen des Selbstbeurteilungsteiles vom Patienten entweder als zutreffend oder als nicht zutreffend angekreuzt worden sind.

Testauswertung:

Zur Testwertbestimmung wird aus beiden Testteilen (MALT-F und MALT-S) ein gemeinsamer Summenwert gebildet. Dabei erhalten die vom Arzt als zutreffend bezeichneten Punkte des MALT-F eine vierfache, die vom Patienten als zutreffend angekreuzten Aussagen des MALT-S eine einfache Gewichtung.

Summenwertberechnung für den Gesamttest:

Summenwert der Fremdbeurteilung (MALT-F): n x 4=

Summenwert der Selbstbeurteilung (MALT-S): =

Gesamt-Testwert: El

Diagnosestellung:

Testwert von 6 bis 10 Punkten: Verdacht auf Alkoholismus

Testwert von 11 und mehr Punkten: Alkoholismus

 

 

MALT-S

 

Name:

Vorname: Geb.-Dat.:

Nachfolgend finden Sie eine Reihe von Aussagen über Beschwerden und Probleme, die in Zusammenhang mit Alkoholtrinken auftreten können. Bitte machen Sie für jede dieser einzelnen Feststellungen entweder in der Spalte ,,trifft zu" oder ,,trifft nicht zu" ein Kreuz. Vielleicht werden Sie manchmal den Eindruck haben, daß eine Feststellung nicht richtig paßt. Kreuzen Sie aber trotzdem immer eine der beiden Antworten an und zwar die, welche am ehesten auf Sie zutrifft.

1. In der letzten Zeit leide ich häufiger an Zittern der Hände

2. Ich hatte zeitweilig, besonders morgens, ein Würgegefühl oder Brechreiz

3. Ich habe schon einmal versucht, Zittern oder morgendlichen Brechreiz mit A l k o h o l  zu  kurieren

4. Zur Zeit fühle ich mich verbittert wegen meiner Probleme und Schwierigkeiten

5. Es kommt nicht selten vor, daß ich vor dem Mittagessen bzw. zweiten Frühstück Alkohol trinke

6. Nach den ersten Gläsern Alkohol habe ich ein unwiderstehliches Verlangen , weiter zu  trinken.

7. Ich denke häufig an Alkohol

2 1.7 Die fortgeschrittene Alkoholkrankheit

8. Ich habe manchmal auch dann Alkohol getrunken, wenn es mir vom Arzt verboten wurde

9. In Zeiten erhöhten Alkoholkonsums habe ich weniger gegessen.

10. An der Arbeitsstelle hat man mir schon einmal Vorhaltungen wegen meines Alkoholtrinkens gemacht

11. Ich trinke Alkohol lieber, wenn ich allein bin

12. Seitdem ich mehr Alkohol trinke, bin ich weniger tüchtig

13. Ich habe nach dem Trinken von Alkohol schon öfters Gewissensbisse (Schuldgefühle) gehabt.

14. Ich habe ein Trinksystem versucht (z. B. nicht vor bestimmten Zeiten zu trinken).

15. Ich glaube, ich sollte mein Trinken einschränken

18. Ohne Alkohol hätte ich nicht so viele Probleme

17. Wenn ich aufgeregt bin, trinke ich Alkohol, um mich zu beruhigen.

18. Ich glaube, der Alkohol zerstört mein Leben

19. Einmal möchte ich aufhören mit dem Trinken, dann wieder nicht

20. Andere Leute können nicht verstehen, warum ich trinke

21. Wenn ich nicht trinken würde, käme ich mit meinem Partner besser zurecht

22. Ich habe schon versucht, zeitweilig ohne Alkohol zu leben

23. Wenn ich nicht trinken würde, wäre ich mit mir zufrieden

24. Man hat mich schon wiederholt auf meine ,,Alkoholfahne" angesprochen

 

 

MALT-F

Name:

D a t u m :

Vorname: Geb.-Dat.:

1. Lebererkrankung

(Mindest. ein klin. Symptom: z. B. vermehrte Konsistenz, Vergrößerung, zu Druckdolenz o. a. und mindest. ein pathologischer Laborwert: z. 8. GOT, GPT oder Gamma -GT sind notwendig.)

2. Polyneuropathie

(Trifft nur zu, wenn keine anderen Ursachen bekannt sind, z. B. Diabetes

mellitus oder eindeutige chron. Vergiftungen.)

3. Delirium tremens (jetzt oder in der Vorgeschichte)

4. Alkoholkonsum von mehr als 150 ml (bei Frauen 120 ml) reinem Alkohol pro T a g  mindestens über einige Monate

5. Alkoholkonsum von mehr als 300 ml (bei Frauen 240 ml) reinem Alkohol ein- oder mehrmals im Monat

6. Foetor alcoholicus (z. Zt. der ärztlichen Untersuchung)

7. Familienangehörige oder engere Bezugspersonen haben schon einmal Rat gesucht wegen Alkoholproblemen des Patienten. (z. B. beim Arzt, der Familienfürsorge oder anderen ensprechenden Einrichtungen.)

 

Manie

Die Stimmung ist situationsinadäquat gehoben und kann zwischen sorgloser Heiterkeit und fast unkontrollierbarer Erregung schwanken. Die gehobene Stimmung ist mit vermehrtem Antrieb verbunden, dies führt zu Überaktivität, Rededrang und vermindertem Schlafbedürfnis. Die Aufmerksamkeit kann nicht mehr aufrechterhalten werden, es kommt oft zu starker Ablenkbarkeit. Die Selbsteinschätzung ist mit Größenideen oder übertriebenem Optimismus häufig weit überhöht. Der Verlust normaler sozialer Hemmungen kann zu einem leichtsinnigen, rücksichtslosen oder in Bezug auf die Umstände unpassenden und persönlichkeitsfremdem Verhalten führen. 

manieriert-bizarr

Alltägliche Bewegungen und Handlungen (auch Gestik, Mimik und Sprache) werden verstiegen, verschroben, posenhaft und verschnörkelt, manchmal mit einer ausgesprochen spielerischen Note, ausgeführt. Manieriert meint auch unnatürlich, schwülstig, aufgeblasen im Sinne von hochtrabend und wichtigtuerisch, geziert, affektiert und gekünstelt, verkrampft, stilisiert, floskelhaft. Hier ist auch noch einzutragen bizarres Verhalten: Ein Patient benimmt sich besonders auffällig (im Kontrast zum landes- und gruppen-üblichen) im Sprechen, Sich-Bewegen, in der Kleidung.

N. medianus

Lähmung: Maximalvariante ist die „Schwurhand" mit Beugerlähmung der ersten 3 Finger, mangelhafter Daumenabduktion und –opposition, Parese der Unterarmpronatoren und des radialen Handgelenkbeugers bei Schädigung proximal des Ellenbogens z. B. durch Trauma, fehlerhafte Injektion, selten durch einfachen Druck. Die Hand ist flach, der Daumenballen atrophisch, die Sensibilität der radialen Hand palmar ist bis zur Mitte des Fingers IV gestört.  Subtypen der Medianuslähmung: Am Durchtritt durch den M. pronator teres kommen Läsionen unter besonderer Belastung, evtl. bei lokaler Anomalie, vor. Pronation, Handgelenk- und Fingerbeugung in den ersten Interphalangealgelenken sind dann nicht mehr betroffen. Meist postraumatisch, nach besonderer Betätigung oder bei lokalem Druck kann der N. interosseus anterior paretisch werden mit Schwäche der Endgliedbeugung des Daumens, meistens auch der Finger II und III. Besonders häufig ist das Karpaltunnelsyndrom mit nächtlicher Brachialgie, die oft bis zur Schulter reicht. Treten Ausfälle auf, betreffen sie die Daumenabduktion und–opposition sowie das sensible Areal des N. medianus. Siehe auch Karpaltunnelsyndrom.

Meditationstechniken

Auch wenn die positiven Auswirkungen von Meditationstechniken nach der Analyse von Grawe et al. (1994) durchaus respektable (therapeutische) Effekte im Sinne von Entspannungstechniken hervorbringen können, ist es   bedenklich, einem religiösen Kontext entstammende und diesem wesenhaft zugehörige Elemente, unbedenklich in die Reihe der psychotherapeutischen Techniken aufzunehmen. Psychotherapeutische Techniken können zu Recht (reflektierten) Eingang in die seelsorgerische Praxis finden. Ebenso müssen Psychotherapeuten die Glaubenshaltungen ihrer Patienten bei der Behandlung berücksichtigen. Doch sind die wissenschaftlichen Grundlagen der Theologie/Seelsorge andere als die der Medizin/Psychotherapie. Die Ansatzpunkte und Zielsetzungen religiöser Systeme oder gelebten Glaubens unterscheiden sich nachhaltig von medizinisch oder therapeutischen – zumindest in unserem Kulturkreis seit einigen Jahrhunderten. . So ist es  auch bedenklich, wenn Begriffe, die in der Wissenschaft definiert sind, in offensichtlich anderer Bedeutung in den Wirkungsmodellen von „Therapie" -Verfahren oder -Techniken auftauchen. Erinnert sei hier z.B. an den Begriff der „Energie". Solange dieser Begriff als Modellvorstellung oder bildhafter Vergleich, als therapeutische Metapher, benutzt und bezeichnet wird, ist dies unbedenklich. Wenn aber tatsächlich von fließender oder stockender (Bio-) Energie oder im Rahmen fernöstlicher Denk- und Glaubensmodelle von „Körperenergie" als Faktum ausgegangen wird, ist dies mit anderen gegenwärtig bei uns gültigen wissenschaftlichen Grundannahmen nicht kompatibel, eine Tatsache, an der bereits Mesmer, der Begründer der wissenschaftlichen Hypnose, Ende des 18. Jh. mit seiner Fluidumstheorie vor der Académie Francaise scheiterte. Wenn derartige inkompatible Begriffe und Modelle gebraucht werden und zudem überzeugende Wirksamkeitsnachweise ausstehen oder deren Bedeutung gar grundsätzlich infrage gestellt wird, spricht Köbberling  zu Recht von „Glaubensmedizin" und stellt sie als Gegenstück zur wissenschaftlichen Medizin vor. Die therapeutische Hypnose, das autogene Training, die progressive Relaxation und Biofeedback sind nicht mit Yoga, Qigong und fernöstlicher oder christlicher Meditation in eine Reihe zu stellen, auch wenn es im Erleben der Übenden Ähnlichkeiten gibt.

Medulloblastom

Dieser bösartige Tumor wächst schnell. Er ist bei Kindern der zweithäufigste Tumor. Dreißig Prozent dieser Tumore treten bei Erwachsenen auf. Das Medulloblastom wächst immer im Cerebellum. Das Medulloblastom ist ein invasiver Tumor, der häufig über die spinale Flüssigkeit Metastasen zu anderen Teilen des Zentralnervensystems bildet. Er kann den Boden des vierten Ventrikels infiltrieren und sich in dessen Aushöhlung ausweiten. Er kann ebenso die Hirnhaut befallen. Das Medulloblastom kann sich außerhalb des Gehirns und der spinalen Corda ausweiten, obwohl dies selten ist (ca. 5-7%). 

Melatonin

Ebenso wie das DHEA/S zeigt das Pinealhormon Melatonin einen charakteristischen Altersgang mit den höchsten Nachtwerten ca. 3 Monate nach der Geburt, gefolgt von einem steilen Abfall um etwa 80% bis zum Ende der Pubertät und einem weiteren im Erwachsenenalter. Der exakte Nachweis eines Melatonindefizites ist schwierig, da es fast ausschließlich während der Nacht produziert wird und Licht seine Produktion hemmt. Seine Synthese ist durch einen langsamen Anstieg mit Spitzenwerten ca. 1-3 h nach Mitternacht und einem danach wieder einsetzenden Abfall gekennzeichnet. Die einfachste Methode zur Messung der Melatoninrhythmik besteht in der stündlichen Sammlung von Speichelproben während der Nacht. Die physiologische Funktion von Melatonin liegt u.a. in der Vermittlung von Informationen des äußeren Tagesrhythmus an das endokrine System. Rezeptoren für Melatonin finden sich mit hoher Dichte am Sitz der inneren Uhr ( Ncl. suprachiasmaticus). Im Zusammenspiel zwischen dem Pinealorgan und dem Ncl. suprachiasmaticus werden viele zirkadiane endokrine und physiologische Prozesse mit der 24-stündigen Außenrhythmik synchronisiert. Folglich sind die zirkadianen Verläufe von Melatonin und anderen Hormonen (Prolaktin, LH), zumindest beim Mann, korreliert. Inwieweit die versiegende Melatonin-Produktion für die Hormondefizite des älteren Menschen verantwortlich sind, ist derzeit völlig unklar. Da Melatonin ausschließlich während des Schlafes sezerniert wird, wurde spekuliert, ob das Hormon den Schlaf steuert. Parallel zum altersbedingten Melatoninabfall nehmen Schlafstörungen zu. Untersuchungen an alten Männern zeigen, dass durch abendliche Melatoningaben die Zeit bis zum Einschlafen erheblich verkürzt und die Schlafdauer verlängert wird, ohne dass es zu einer Veränderung der Schlafarchitektur kommt. Schließlich werden dem Hormon auch günstige Effekte auf die Überwindung des „jet-lag" zugesprochen. Eine Melatonineinnahme zur falschen Tageszeit kann seine schlafinduzierende Wirkung zum falschen Zeitpunkt entfalten und somit fatale Folgen haben. Daher sollte die Einnahme nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen. Die Substanz hat auch Berühmtheit als „Jungbrunnen" errungen, da sie sich in der Zellkultur als potentieller Radikalfänger erwiesen hat. Insbesondere das äußerst schädliche Hydroxy-Radikal, das auch für Schäden an der DNA verantwortlich ist und Malignome auslösen kann, wird durch Melatonin in-vitro neutralisiert. Ob diese Eigenschaften des Melatonins auch auf den Menschen übertragbar sind, ist bislang nicht erwiesen. Die unkritische und längerfristige Einnahme von Melatonin kann derzeit nicht empfohlen werden.

Meningeom

Dieser gutartige Tumor wächst aus den Hirnhäuten. Das Meningeom repräsentiert mehr als 20 % aller primären Hirntumore. Er tritt häufig bei Erwachsenen mittleren und hohen Alters auf. Die häufigsten Auftrittsorte sind die zerebrale Hemisphäre und die Mittellinie. Das Menigeom tritt auch im Rückenmark auf. Das Meningeom ist ein langsam wachsender Tumor mit fest formierten Grenzen. Die erzeugten Symptome entstehen eher durch Zusammendrücken als durch Befall von Hirngewebe. 

Meralgia paraesthetica

Äußert sich in brennenden Schmerzen und Mißempfindungen in einem Handtellergroßen Areal an der Vorder-/Außenseite des Oberschenkels  und sensible Mißempfindungen, provoziert durch Streckung im Hüftgelenk; 10 % beidseits. Sie ist bei Männer häufiger als bei Frauen auftretende Kompression des N. cutaneus femoris lateralis am Durchtritt durch das Leistenband. die Ursachen sind , Übergewicht besonders mit Hängebauch, Schwangerschaft, Anstrengungen, Bettlägerigkeit, Korsett, enge Hosen ("Jeanskrankheit") aber auch Verletzungen des Nerven bei Leistenbruchoperaionen, Spongiosaentnahmen, Hüftoperationen. Besserung meist durch Vermeidung von Streckbelastungen im Hüftgelenk, Abwarten (hohe Rate spontaner Remissionen), Gewichtsreduktion, Lokalanästhetika-Blockaden in Serie, Cortison lokal, nur selten ist eine Neurolyse indiziert.

Merkfähigkeitsstörungen

Herabsetzung bis Aufhebung der Fähigkeit, sich frische Eindrücke über eine Zeit von ca.10 min zu merken. Prüfung z. B.   Zahlennachsprechen, Wiedererkennen von Gegenständen. Sätzen etc. nach 10 min.   Die Merkfähigkeit differiert je nach Sinnesgebiet und Material und ist auch von der Affektlage abhängig; daher wird bei der Untersuchung möglichst neutrales Merkgut verwendet.

Migräne

Die Migräne ist eine durch typische attackenartige Kopfschmerzen gekennzeichnet Erkrankung, die eine hohe Häufigkeit in der Bevölkerung hat, ca. 25 Prozent der Frauen und ca. 15 Prozent der Männer leiden darunter. Es wird unter einfacher (klassischer) und komplizierter Migräne unterschieden. Bei der klassischen Migräne kommt es meist zu halbseitigen Kopfschmerzen, Übelkeit, zum mit Teil Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Geräuschsempfindlichkeit und Augensymptomen, typisch sind Flimmerskotome. Auslöser sind eine Vielzahl von Einflüssen, besonders psychische Belastungen, aber auch gewisse Nahrungsmittel und Medikamente.

Miller-Fisher-Syndrom

Innerhalb von Stunden bis Tagen sich entwickelnde externe Ophthalmoplegie, Ataxie und Areflexie. Fakultativ Beteiligung innerer Augenmuskeln, Lähmung kaudaler Hirnnerven, autonome Neuropathie, Paresen und Sensibilitätsstörungen der Extremitäten. Zählt zu den akuten entzündlichen Polyneuropathien. Der Beginn ist anders als beim Guillain-Barré-Syndrom, die Trennung der voll ausgebildeten Syndrome ist aber unscharf.

Mißtrauen

Mißtrauen und die Neigung zum Inbeziehungsetzen ist im psychischen Befund relevant, wenn es das Erleben und Verhalten eines Menschen weitgehend bestimmt. Eine spezielle Form ist die Eifersucht. 

Mitochondropathie

= Mitochondriale Myopathie; hereditäres myopathisches Syndrom aufgrund von Stoffwechseldefekten der Mitochondrien der Muskulatur, häufiges Symptom sind belastungsabhängige, ziehende Muskelschmerzen.

Mobbing

Mobbing am Arbeitsplatz ist seit Anfang der Neunziger Jahre im deutschsprachigen Raum ein viel diskutiertes Thema geworden. Unter Mobbing werden schikanöse, drangsalierende oder gezielt benachteiligende Handlungen in der Arbeitswelt verstanden. Während Mobbing aus streßtheoretischer Perspektive als eine Extremform sozialer Stressoren verstanden wird, kann Mobbing aus konflikttheoretischer Sicht als ein nicht richtig gelöster Konflikt mit defizitärer Konflikthandhabung bezeichnet werden, der aufgrund seiner Dauer und seiner Intensität eine höhere Eskalationsstufe mit zunehmendem Machtungleichgewicht erreicht hat. Während Ergebnisse vorliegen im Hinblick auf die Verbreitung von Mobbing, Beginn, Dauer, geschlechtsspezifische Aspekte, Position der Mobber sowie Vorkommen von Mobbing in unterschiedlichen Branchen, wurden die Bewältigungsstrategien der Betroffenen im Verlauf dieses eskalierenden Prozesses noch nicht näher betrachtet. Eine qualitative Untersuchung mit 20 halbstrukturierten Interviews sowie eine quantitative Untersuchung von 162 Mobbing-Betroffenen untersucht die Hypothesen, daß sich die (1) eingesetzten Bewältigungsstrategien als auch (2) die Bewältigungsverläufe der erfolgreich Bewältigenden von denen der nicht-erfolgreichen unterscheiden. Als erfolgreich Bewältigende werden Mobbing-Betroffene bezeichnet, deren Situation am Arbeitsplatz sich nach ihrer Einschätzung verbesserte, während sich die der nicht-erfolgreichen subjektiv verschlechterte. Während sich die Betroffenen hinsichtlich ihrer Konfliktlösungsstile nicht unterscheiden, wurden die Befunde von Knorz und Zapf (1996) bestätigt: Betroffene konnten Mobbing vermutlich dadurch bewältigen, daß sie Handlungen vermieden, die potentiell zu einer Eskalation der Situation beitragen könnten oder eine Flucht aus dieser bedeuten würden. Die Betroffenen versuchten zu Beginn des Prozesses konstruktiv und größtenteils aktiv, den Konflikt zu lösen, wechselten ihre Strategien, bis sie mehrheitlich den Arbeitsplatz verließen, wobei keine Unterschiede zwischen erfolgreich und nicht-erfolgreich Bewältigenden gefunden wurden. 

Morbus Menière

Meistens kommt es zum plötzlich einsetzenden Ohrdruck mit Hörminderung, Ohrgeräusch (Tinnitus) sowie einem heftigen Drehschwindel mit Übelkeit, Schweißausbruch und Erbrechen. Sehr selten kommt es während einer solchen Attacke auch zu einem Bewußtseinsverlust (Ohnmacht). Diese Beschwerden klingen über Minuten bis Stunden langsam ab. Da insbesondere zu Beginn der Erkrankung oft nur ein Symptom alleine auftreten kann, ist das Erkennen des M. Menière als Ursache plötzlicher Drehschwindel-Attacken häufig sehr schwierig und manchmal nur im weiteren Krankheitsverlauf möglich. Während im späteren Krankheitsstadium eine mit den Drehschwindel-Attacken einhergehende fortschreitende Hörminderung auch durch entsprechende objektive Hörtests gesichert werden kann, sind die technischen Untersuchungen in der Frühphase der Erkrankung nicht zur Sicherung der Diagnose hilfreich und können nur dazu dienen, andere Ursachen auszuschließen. Die Beobachtung einer typischen Attacke mit den dabei auftretenden Augenbewegungs-Störungen (Nystagmus) kann die Diagnose ermöglichen. Es handelt sich um eine Innenohr-Erkrankung, bei der die Produktion der Innenohr-Flüssigkeit (Endolymphe) gestört ist, so daß plötzliche Flüssigkeits-Verschiebungen (Hydrops) auftreten können. Die transtympanale Gentamicintherapie durch den HNO- Arzt (das Antibiotikum wird über das Mittelohr zugeführt) richtet sich erfolgreich gegen die schweren invalidisierenden Schwindelanfälle bei der Menière'schen Krankheit. Behandelt werden vorwiegend einseitig Erkrankte. Die Erfolgsrate  liegt bei 80-90%  Selbstverständlich ist die Erhaltung des Gehörs auf dem behandelten Ohr sehr wichtig. Nur in seltenen Fällen ist eine OP erforderlich. Behandlung: Die einzelne Attacke ist zeitlich begrenzt und klingt auch ohne Behandlung ab. In der akuten Krankheitsphase ist daher lediglich die Gabe von solchen Medikamenten sinnvoll, welche die Übelkeit und das Erbrechen vermindern. Zur Vermeidung weiterer Attacken werden Medikamente benutzt, welche die Mikrozirkulation im Innenohr verbessern sollen. Da der Langzeitverlauf des M. Menière doch recht günstig ist und sich ca. 80 Prozent der Fälle innerhalb von fünf bis zehn Jahren spontan verbessern, sind chirurgische Maßnahmen mit Zerstörung bestimmter Strukturen des Innenohres nur sehr selten nötig.

Mortons Neurom oder einer Morton`schen Metatarsalgie

Unter einem Mortons Neurom oder einer Moton`schen Metatarsalgie. versteht man   Umschriebener, meist ausstrahlender Schmerz unilateral plantar ohne tastbare Veränderung. Vorfußschmerzen durch Druckläsion des Ramus digitalis plantaris des N. tibialis (meist Metatarsale III und IV) mit teilweise knötchenförmiger Auftreibung dieser Nerven. Brennende, meist anfallsweise auftretende "elektrisierende" Schmerzen, genau lokalisierbar plantar interdigital und an den Köpfchen DII und DIII; später oft diffuser Vorfußschmerz, Imperativer Drang, augenblicklich den Schuh auszuziehen; dann rasche Beschwerdelinderung, intermetatarsaler Druckschmerz bei dorso-plantarem Druck; Gaenslen -Test oft positiv  Klingelknopfzeichen (Fingerdruck von palmar), Hohmann'scher Handgriff: Verschieben der benachbarten Metatarsalköpfchen mit Daumen und Zeigefinger beider Hände, Hypästhesie der Zehenseitenflächen.  Zunächst elektrophysiologische Lokaldiagnostik (EMG/ENG), auch zur Frage der diffusen Neuropathie. Polyneuropathien begünstigen und kombinieren sich deshalb oft mit Druckläsionen. Bei rezidivierenden, familiären Drucklähmungen Nervenbiopsie (tomakulöse Neuropathie?). Falls kein typischer Anlaß für Drucklähmungen gegeben ist, nach lokalen Faktoren suchen (knöcherne Anomalien oder degenerative Deformationen). Als Behandlung kommen je nach Beschwerdeintensität In Betracht: Injektion:  (z.B. 2 ml Scandicain® 1 %) vom Fußrücken in den Zehnezwischenraum l in Höhe der Mittelfußköpfchen (zugleich: wenn es hilft  = Sicherung der Diangnose). Wiederholungsserie bis zu 10 x, ggf. LA/Kortikoid-Gemisch (z.B. Scandicain®/Celestan®) Orthopädietechnik: Einlagenversorgung mit Weichbettung, entlastenden Pelotten oder Schaumstoffkissen unter dem betroffenen Zeh. Weicher, breiter Schuh, Operative Therapie: Bei Therapieresistenz Dekompression mit Resektion des sklerosierten Nervenabschnittes. Beschwerdefreiheit und deutliche Besserung in ca. 85 % der Fälle.

Motivation

Emotionen stehen in einem bedeutsamen Zusammenhang mit Lernen und Leistung. Gerade im Schulunterricht sind Lern- und Denkprozesse eng mit Gefühlen und Stimmungen verbunden. In einer quantitativ-qualitativen Studie wurden insgesamt 50 Schüler/innen der 8. Klassenstufe aus dem Großraum Stuttgart und Charlotte (North Carolina, USA) mit Hilfe von halb-strukturierten Interviews zu ihrem emotionalen Befinden und ihrem Lernverhalten in den Fächern Physik und Deutsch befragt. Außerdem führten die Schüler/innen ein Lern- und Emotionstagebuch über sechs Wochen hinweg, in dem Eintragungen zu konkreten, fachspezifischen Lernaktivitäten und darauf bezogenen Emotionen festgehalten wurden. Auf diese Weise können die individuellen Lernprozesse und die Bedeutung emotionaler Faktoren deskriptiv erfasst und Schülerportraits erstellt werden. Die deduktive inhaltsanalytische Auswertung der Interviews und Tagebücher zeigt, dass Interesse am jeweiligen Fach und Lernfreude bei leistungsstarken Schülern höher sind als bei leistungsschwachen Schülern. Die induktive inhaltsanalytische Auswertung verdeutlicht, dass Lernfreude und Interesse sich vorwiegend auf den konkreten fachspezifischen Lernprozess beziehen müssen, wenn sie eine positive Wirkung auf Leistung haben sollen. Die qualitativ orientierten Ergebnisse wurden auch mit quantitativen Ergebnissen an derselben Stichprobe verglichen und zeigen zum Teil signifikante Zusammenhänge. Dabei zeigt sich unter anderem, dass Lernstrategien mit Interesse, allgemeinem Wohlbefinden und Schulzufriedenheit in Zusammenhang stehen. 

Motoneurone

Zwei hintereinandergeschaltete Neurone (Nervenzellenschaltstellen), die die quergestreifte Muskulatur mit Impulsen versorgen und damit unsere willkürlichen Bewegungen steuern. Das 1. Motoneuron liegt in der Hirnrinde, wo der Bewegungsablauf gleichsam entworfen wird, das 2. Motoneuron befindet sich überwiegend in den vorderen Abschnitten des Rückenmarks (sog. Vorderhornzellen) und versorgt mit langen Bahnen die Skelettmuskeln der Extremitäten und des Rumpfes. Prozesse im Hirnstamm können zum Untergang des 1. motorischen Neurons und der angeschlossenen Bahnen führen, Prozesse im Rückenmark zum Untergang des 2. motorischen Neurons; auf beiden Ebenen können die Störungen Muskelschwund und Lähmungen verursachen, bei Beteiligung des 1. Motoneurons kommt Spastik hinzu.

Motor-Neuron-Disease-Typ

Subgruppe der  frontotemporalen Demenz (FTD) (siehe dort ober bei M. Alzheimer). Das histopathologische Korrelat der FTD in Kombination mit einer motorischen Systemdegeneration dar. Morphologisch sind dabei neben den Veränderungen des frontalen und temporalen Kortex (wie beim Frontal-Lobe-Degeneration-Typ) zusätzliche Degenerationen motorischer Systeme (Hypoglossuskern sowie zervikale und thorakale Motoneurone) nachweisbar.

Motorische Endplatten

Endorgan für die Erregungsübertragung der motorischen (= der Bewegung dienenden) Nervenfaser auf den quergestreiften Muskel.

Motorische Einheit

Motorische Einheit =das periphere motorische Neuron mit den daran angeschlossenen Muskelfasern. Die Größe der motorischen Einheiten hängt von der erforderlichen Kraft und Ausdauer oder den Erfordernissen der Feinmotorik ab. An den feingesteuerten Augenmuskeln sind es nur 2-10 Muskelfasern die mit einer Frequenz bis zu 350/s entladen, im Wadenmuskel sind es etwa 1800 Muskelfasern die mit einer Frequenz von 5-30/s entladen.

Morbidität

Zahl der Erkrankten (Morbus = Krankheit); bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung (Quote). Die in einem bestimmten Zeitraum registrierte Zahl der Krankheitsfälle einer definierten Krankheit bezogen auf die Bevölkerungszahl. 

Mortalität

Sterblichkeit. Verhältnis der Sterblichkeit an einer bestimmten Erkrankung im Verhältnis der Sterbefälle zur Gesamtbevölkerung in einem definierten Zeitraum.

Motivation

Bereitschaft, das individuelle Leistungspotential zur Erreichung eines Zieles (einer Bedürfnisbefriedigung) einzusetzen. Dabei spielen das Arbeitsergebnis sowie die Bewertung der eigenen Anstrengung (eigener Nutzen) eine Rolle. In der Bedürfnishierarchie stehen die Grundbedürfnisse zur Sicherung des Überlebens (Existenz) an erster Stelle, gefolgt von dem Bedürfnis nach Kontakt, menschlicher Zuwendung und Anerkennung, und schließlich gefolgt von dem Bedürfnis nach Selbstentfaltung und Befriedigung individueller Wünsche. 

Münchhausen Syndrom

Absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen von körperlichen oder psychischen Symptomen oder Behinderungen Bei Fehlen einer gesicherten körperlichen oder psychischen Störung, Krankheit oder Behinderung täuscht der Patient wiederholt und beständig Symptome vor. Dabei kann es auch zu selbstverletzenden Verhaltensweisen in Form von Schnittverletzungen und anderen Selbstbeschädigungen kommen. Es handelt sich um eine Störung im Umgang mit Krankheit und der Krankenrolle, wobei die Betroffenen meist deutliche Symptome einer ganzen Reihe anderer Störungen ihrer Persönlichkeit und ihrer Beziehungen aufweisen. Dies kann soweit gehen, daß sich die betreffende Person selbst Schnittverletzungen oder Schürfwunden zufügt, um Blutungen zu erzeugen oder sich selbst toxische Substanzen injiziert. Gemeint sind Patienten, die ihrem Arzt fälschlicherweise Krankheitssymptome berichten und wissen, daß sie ihn hiermit täuschen, und Patienten, die ihren Körper selbst verletzen oder schädigen, um das Bild einer Erkrankung zu vermitteln, oder die in Kauf nehmen, daß ihnen im Zuge nicht indizierter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen iatrogen Schaden zugefügt wird. Eine traumatisierende frühe Biographie mit emotional depravierenden Heimaufenthalten, hoch konflikthaftem häuslichem Milieu, körperlichem und sexuellem Mißbrauch, frühen Objektverlusten, prägenden Krankheitserfahrungen ist  häufig. Meist vielschichtige aktuelle Auslösesituationen. Häufige Symptome in der Reihenfolge der Häufigkeit: Unerklärtes Fieber,  Wundheilungsstörung,   Blutungen (Anämie),  Diffuse dramatische Schmerzen,  Neurologische Syndrome „Notfall" (z.B. Lähmung),  Vorgabe einer schweren Erkrankung (z.B. Carzinom), Verstümmelung (als Unfall kaschiert),  Hypoglykämie,   Blutdruckkrise,  Mydriasis, Es handelt sich hier um Menschen - vor allem Männer - die mit erfundenen, zum Teil abenteuerlichen Krankheitsgeschichten in Krankenhäuser kommen, um sich behandeln zu lassen. Sie weisen oft erstaunliche medizinische Kenntnisse auf, ändern schnell Symptome und brechen bei Zweifeln an ihrer Krankheit die Behandlung ab und wenden sich den nächsten Ärztinnen oder Krankenhäusern zu. Bezeichnenderweise ist der englische Begriff für diese Krankheit "Doctor Shopping". Plassmann berichtet von einer "völlig chaotischen" Kindheit der Betroffenen, häufig kämen Beziehungsabbrüche zu Primärobjekten, Kindesmißhandlung und Inzest vor. Hänsli fasst folgendes Symptomtrias zusammen: 1. das Erfinden, Verschlimmern und Erzeugen von Krankheitssymptomen (aus einer inneren Notwendigkeit), um die Krankenrolle und Hospitalisation zu erlangen 2. das geschickte, tendenziell hochstaplerische Erzählen von erklärenden Geschichten mit falschem Namen und Biographien (Pseudologia fantastica), sowie 3. das Aufsuchen immer neuer Behandlungseinrichtungen, besonders während der Nachtzeit. 

Münchhausen by proxi Syndrom

Misshandlungsform durch Vorspiegelung falscher Krankheitssymptome durch die Bezugspersonen; mit teilweise massiver iatrogenen Belastung bzw. Schädigung des Kindes durch zahllose diagnostische Interventionen und inadäquate therapeutische Maßnahmen. Das sogenannte "Münchhausen - by - proxy - syndrom" oder das "erweiterte Münchhausen – Syndrom" beschreibt eine Krankheit, bei der vornehmlich Eltern bei ihren Kindern - sozusagen in Stellvertretung - Krankheitssymptome vortäuschen oder Krankheiten hervorrufen. Die Ausführenden hierbei sind oft Mütter, die selber Ablehnung und körperliche Mißhandlung im Kindesalter erlebt haben; dabei werde die Tat, d.h. die Schädigung des Kindes vollständig geleugnet. Die Väter seien oft passive, gefügige, tolerierende Mitspieler des Geschehens. Plassmann nennt folgende häufige Manipulationen : vorgetäuschte Epilepsie (durch Halsabdrücken, Verabreichung von Medikamenten, Verlegung der Atemwege), Blutungen, Hautartefakte, heimliche Vergiftungen, artifizielle Infektionen am Körper des Kindes und Durchfall.

Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Ärzte werden gelegentlich mit Patienten konfrontiert, die an Symptomen der sogenannten Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden. Diese Patienten klagen über die Exposition durch Chemikalien, welche in den nachgewiesenen Konzentrationen normalerweise keine negativen Effekte hervorrufen. Die toxikologische Analyse der Körperflüssigkeiten ergibt Meßwerte, die weit unter denen liegen, die normalerweise solche Symptome auslösen. In Analogie zu dem bekannten Plazeboeffekt wird dieses Phänomen Nozeboeffekt oder negativer Plazeboeffekt genannt. Experimentalpsychologische Studien zeigten, daß starke Erwartungshaltungen, die mit Beeinflußbarkeit und Angst gekoppelt sind, die Basis des Nozeboeffektes darstellen. Neben dem positiven und negativen Verstärkungseffekt der Nozeboreaktion durch das soziale Umfeld diskutieren die Autoren die Mechanismen der klassischen Konditionierung durch Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. In der Therapie sollte das Verhalten, das zur MCS führt und die entsprechenden physiologischen, psychologischen und motorischen Reaktionen berücksichtigt werden. Behandlungsstrategien können die Konfrontation mit der vermeintlichen Noxe und entsprechende Aufklärung des sozialen Umfeldes umfassen. (Birbaumer, Prof. Dr. phil. Niels; Bock, Prof. Dr. med. Karl Walter in: Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 3 (16.01.1998), Seite A-91) Hinter dem Oberbegriff UKB (Umweltbezogene Körperbeschwerden)  verbergen sich eine Reihe von Entitäten, die auf spezifische Umweltagentien oder auf eine allgemeine, über einzelne Stoffe hinausgehende Überempfindlichkeit gegen Umweltstoffe verweisen. International am breitesten diskutiert werden gegenwärtig die "environmental illness" (EI) bzw. das weitgehend synonyme "Multiple Chemical Sensitivity - Syndrom" (MCS) als Prototyp eines allgemeinen Überempfindlichkeitssyndroms, daneben auch das "Sick Building Syndrom" (SBS) und amalgam-bezogene Beschwerden. Im deutschen Sprachraum finden darüberhinaus Beschwerden, die auf Expositionen mit Holzschutzmitteln, Lösungsmitteln, Insektiziden und Schwermetallen bezogen werden, besondere Beachtung. Eine neue Studie im Nervenarzt 9/2000 veröffentlicht belegt an 120 Patienten einer umweltmedizinischen Ambulanz erneut, daß bei den Patienten überwiegend psychiatrische Erkrankungen vorliegen (bei 100 von 120). 53 hatten somatoforme Störungen, 39 affektive Störungen, 29 Angststörungen, 25 hatten Substanzabhängikeiten, 16 Persönlihckeitsstörungen.Bei einem großen Teil erklärte das psychiatrische Krankheitsbild die Beschwerden ganz oder zu einem erheblichen Teil. Insgesamt 53 Patienten hatten zusätzlich andere körperliche Krankheiten, die das Krankheitsbild ganz oder zum Teil erklärten. 

Multiple Persönlichkeitsstörung

auch  dissoziative Identitätsstörung A. Die Existenz von zwei oder mehr unterschiedlichen Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszuständen innerhalb einer Person (jede mit einem relativ überdauernden Muster, die Umgebung und sich selbst wahrzunehmen, sich auf sie zu beziehen und sich gedanklich mit ihnen auseinanderzusetzen). B. Mindestens zwei dieser Persönlichkeiten oder Persönlichkeitszustände übernehmen wiederholt die volle Kontrolle über das Verhalten des Individuums. A. Die Anwesenheit von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen (jeweils mit einem eigenen, relativ überdauernden Muster der Wahrnehmung von, der Beziehung zur und dem Denken über die Umgebung und das Selbst) B. Mindestens zwei dieser Identitäten oder Persönlichkeitszustände übernehmen wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person. C. Eine Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern, die zu umfassend ist, um durch gewöhnliche Vergeßlichkeit erklärt zu werden. D. Die Störung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z. B. blackouts oder ungeordnetes Verhalten während einer Alkoholintoxikation) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück (z.B. komplex-partielle Anfälle). Diese Störung ist selten, und es wird kontrovers diskutiert, in welchem Ausmaß sie iatrogen oder kulturspezifisch ist. Das grundlegende Merkmal ist das offensichtliche Vorhandensein von zwei oder mehr verschiedenen Persönlichkeiten bei einem Individuum. Dabei ist zu einem Zeitpunkt jeweils nur eine sichtbar. Jede Persönlichkeit ist vollständig, mit ihren eigenen Erinnerungen , Verhaltensweisen und Vorlieben. Diese können in deutlichem Kontrast zu der prämorbiden Persönlichkeit stehen. Bei der häufigsten Form mit zwei Persönlichkeiten ist meist eine von beiden dominant, keine hat Zugang zu den Erinnerungen der anderen, und die eine ist sich der Existenz der anderen fast niemals bewußt. Der Wechsel von der einen Persönlichkeit zur anderen vollzieht sich beim ersten Mal plötzlich und ist eng mit traumatischen Erlebnissen verbunden. Spätere Wechsel sind oft begrenzt auf dramatische oder belastende Ereignisse oder treten in Therapiesitzungen auf, in denen der Therapeut Hypnose oder Techniken zur Entspannung oder zum Abreagieren verwendet.

multiple Sklerose

Die multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, vor allem im Nord- und Mitteleuropa. Sie ist gekennzeichnet entweder durch zeitlich abgrenzbare Schübe mit vollständiger oder teilweiser Rückbildung der neurologischen Symptome oder durch eine langsame Progredienz der Symptomatik. Es können sehr unterschiedliche Krankheitssymptome durch die verschiedene gleichzeitige Lokalisation von herdförmigen Demyelinisierungen im Gehirn und im Rückenmark auftreten. Untersuchungsmethoden sind vor allem die Kernspintomographie, die Liquoruntersuchung und die evozierten Potentiale. Ein sicherer Zusammenhang mit allgemeiner schwerer körperlicher oder psychischer Belastung konnte nicht nachgewiesen werden, obwohl bestimmte Zusammenhänge mit äußeren Einwirkungen immer wieder diskutiert werden und in einem bestimmten Teil auch möglich sind.

 

Muskeleigenreflexe (und Fremdreflexe)

Die Funktion von Reflexen liegt im Ausführen schneller Routineaufgaben, die kein langes Nachdenken erfordern dürfen (z.B. Schutzreflexe wie Cornealreflex, Hustenreflex oder die Haltung und Stellung des Körpers im Raum). Das automatische Ablaufen von Reflexen kann aber durchaus auch willentlich beeinflußt werden, wenn auch in viel geringerem Maße als bei zielgerichteten Bewegungen. Beispiele: Der Cornealreflex (Lidschlad bei Berührung der Cornea) ist willentlich nicht unterdrückbar. Der Lidschlagreflex, ausgelöst durch Annäherung oder starkes Licht, kann willentlich unterdrückt werden. Auslöser für Reflexe sind die bekannten Reize: Druck, Zug, Beschleunigung, Licht, Schall, Temperatur, oder chemische Substanzen .Effektoren für Reflexe sind Muskeln und Drüsen. Gibt es zwischen sensorischer und motorischer Faser nur eine Synapse spricht man von monosynaptischem Reflex, existieren mehrere Synapsen nennt man das polysynaptischer Reflex. Die Reflexzeit ist die Zeit vom Reizbeginn bis zum AP des Muskels. Bei einem Reflex, der ohne zwischengeschaltete Zellen im Rückenmark direkt auf das efferente Neuron übertragen wird (monosynaptisch), beträgt die Zeit vom Reizbeginn (z.B. Hammerschlag) bis zum Aktionspotential des Muskels 30-40 ms. Eigenreflex: Wenn die Rezeptoren und Effektoren eines Reflexes im gleichen Organ liegen, spricht man von einem Eigenreflex. Beim monosynaptischen Dehnungsreflex liegen Muskelspindeln und Muskelfasern im selben Muskel. Dies ist also ein Eigenreflex. Während eines Reflexes, der zu einer Muskelkontraktion führt, muß der antagonistische Muskel gehemmt werden, um die Ausführung der Kontraktion sicherzustellen. Es existieren verschiedene Mechanismen, um dieses Ziel zu erreichen: Innerhalb einer Seite des Rückenmarks bilden die Ia-Afferenzen der Muskelspindeln neben ihrer monosynaptischen Verbindung zum Motoneuron des Dehnungsreflexbogens noch eine weitere Verbindung: eine Kollaterale (Verzweigung) der Ia-Afferenz führt mit einer Synapse zu einem hemmenden Interneuron, das den antagonistischen Muskel hemmt. Die am selben Gelenk angreifenden Antagonisten werden also gehemmt. Dieser Mechanismus erhielt den Fachausdruck reziproke antagonistische Hemmung, was bedeutet, daß die gegenspielenden Muskeln wechselseitig gehemmt werden. Die Beuger hemmen also die Strecker und umgekehrt. Reflexe, bei denen Rezeptor und Effektor nicht im gleichen Organ liegen nennt man Fremdreflexe. Die sensible Reizung der Bauchhaut führt zu einer Kontraktion der Bauchmuskulatur. Der Reflexbogen enthält mehrere Synapsen, d.h. es sind mehrere Interneurone zwischen afferentem und efferentem Nerv eingeschsltet. Der polysynaptische Fremdreflex dauert deshalb länger als der Eigenreflex. Die Afferenzen eines Fremdreflexes kommen aus Rezeptoren von inneren Organen, Muskeln und Gelenken und insbesondere von der Haut (Berührung, Schmerz).http://nanonline.org/nandistance/nanneuro/index.html  

Muskelfaser

Kontraktiles, zylindrisches Grundelement des quergestreiften Skelettmuskels.

Muskelfasertyp

Man unterscheidet rote (Typ I-Fasern) und weiße (Typ II-Fasern) Muskelfasern, erstere dienen als dauerleistungsfähige Anspannungsfasern, letztere als Zuckungsfasern. Die prozentuale Verteilung der beiden Fasertypen ist ist interindividuell in verschiedenen Muskels unterschiedlich, in vorwiegend tonischen Muskeln überwiegen die Typ I, in vorwiegend phasischen Muskeln die Typ II-Fasern.

Muskelhypertrophie

Tatsächliche Dickenzunahme der Muskelfaser mit Vergrößerung der einzelnen Muskelzellen durch Training oder starke Belastung.

Muskelkater

Vorübergehende schmerzhafte Muskelermüdung, evtl. mit Krampfneigung, als Folge einer Anreicherung von Stoffwechselprodukten nach Überbeanspruchung.

Muskelkrämpfe

Anfallartige, schmerzhafte, tonische oder klonische teilweise Muskelkontraktion, z.B. bei mangelnder Durchblutung oder Übermüdung.

Muskelkontraktion

Durch direkte oder indirekte Reizung des Muskels ausgelöste, unter Energieverbrauch erfolgende Verkürzung des Muskels mit nachfolgender Muskelrelaxation. Man unterscheidet klonische (=ruckartige) und tonische (=kontinuierliche) Muskelkontraktionen.

Muskelpseudohypertrophie

Organvergrößerung durch Vermehrung des interstitiellen (=dazwischen-liegenden) Gewebes oder Fetteinlagerung.

Muskelrelaxation

Muskelerschlaffung; das im Anschluß an die (Muskelkontraktion erfolgende Nachlassen der Muskelverkürzung bis hin zur Ruhelänge. Progressive M.= Entspannungsverfahren. 

Muskeltonus

Spannungszustand des Muskels, ist jeweils abhängig vom Dehnungsgrad und einer aktiven, durch Kontraktion bedingten Komponente.

Mutistisch (stumm)

Wortkargheit bis Nichtsprechen aus psychischen Gründen. Die Kranken sprechen überhaupt nicht mehr oder nur ganz wenige geflüsterte Worte oder Silben. Es kann sich dabei um Antriebsmangel, Hemmung, Sperrung, aktiv-negativistisches Verweigern der sprachlichen Kontaktaufnahme handeln.

Myalgie

Örtlicher oder diffuser Muskelschmerz.

Myalgie-Adynamie-Syndrom

Sich nach grippeähnlichen Erkrankungen (=postinfektiös) entwickelnde Muskelschmerzen, Krämpfe, Adynamie (Kraftlosigkeit) bzw. eine vorzeitige muskuläre Ermüdbarkeit, die über Monate bis zu zwei Jahren anhalten. Betroffen sind besonders die Beckengürtel- und Oberschenkelmuskulatur.

Myasthenia gravis

Krankheit der quergestreiften Skelettmuskulatur mit Störung der Reizübertragung an den motorischen Endplatten; Autoimmunkrankheit mit den Symptomen einer langsam, in tageszeitlicher Rhythmik an Intensität zunehmenden Ermüdungslähmung mit charakteristischer Folge (Augenlid-, äußere Augen-, Schlund-, Kehlkopf-, Gesichts-, Gliedmaßen-, Atem-, Rumpf- und Halsmuskeln). In der Mehrzahl der Fälle ist das erste Symptom das Sehen von Doppelbildern infolge einer Schwäche der Augenlider (Ptose), die ein- oder beidseitig auftreten kann. Bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn ist diese Krankheit heute meist immer so weit zu bessern, daß keine nennenswerten Symptome unter der Therapie bestehen bleiben. Myogelosenpindelig-knotige, druckschmerzhafte, auch in Narkose nicht schwindende Muskelverhärtung infolge chemischer Veränderungen oder Spannungs-zunahme einzelner Fasern, v.a. bei längerer Fehlbelastung.

Myelopathie, cervikale

Myoglobin

Eiweißkörper des Muskels, dient der Muskelversorgung mit Sauerstoff.

Myoklonie

nicht rhythmische Zuckungen, die plötzlich in einzelnen oder mehreren Muskelgruppen auftreten und besonders gern beim Übergang vom Schlaf zum Wachzustand auftreten. Als Myorhythmien werden hingegen rhythmische Zukkungen, die immer in derselben Muskelgruppe auftreten, bezeichnet. Hierzu zu rechnen ist auch der Schluckauf (Singultus,Zwerchfellkrampf).

Myopathien, entzündliche

Dermatomyositis (DM), Polymyositis (PM), und Einschlußkörpermyositis—haben unterschiedliche  pathogentische Mechanismen. Bei der DM, ist es eine Komplement-abhängige humorale Attacke gegen nicht identifizierte Antigene der Endothelzelle. Bei der PM, enthällt das endomysiale Zellinfiltrat zytotoxisch CD8 T Zellen, mit Invasion der nicht necrotischen Muskelfaser druch diese Zellen und Makrophagen. Bei der Einschlußkörpermyositis sind die immunopathologischen Faktoren nicht genau bekannt und sie spricht nicht auf eine Immunotherapie an Mastalgia FL, Phillips BA, Zilko P.Treatment of inflammatory myopathies.Muscle Nerve.1997;20:651-664.MEDLINE Korticosteroide sind die wesentliche Behandlung entzündlicher Myopathien Prednisolonacetate oder Prednison, 50 to 75 mg/d (1 mg/kg), Erhaltungsdosis für  4 bis 6 Wochen dann sollte eine Besserung an der Muskelkraft und den CK- Werten erkennbar sein.  Im Anschluss langsames Ausschleichen um einen Rückfalls zu vermeiden über Monate.  20% bis 30% der Patienten mit DM oder PM sprechen nicht gut an. Dann wird Methotrexat (beginnend mit 7.5-10.0 mg/woche und gesteigert um  2.5 mg/Woche oder Monat bis zu  20.0 mg/Woche) oder Azathioprin (2-3 mg/kg/d) als 2. hinzugegeben. Welches wirksamer ist, ist nicht bekannt. Beides wird auch gegeben um Kortison einzusparen.  Selten werden  Cyclosporin (5 mg/kg/d) oder Chlorambucil (4 mg/d) gegeben. Intravenöses Immunoglobulin (IVIG)  400 mg/kg/d für 5 Tage und dann für 3-6 Monate jeweils an 3 tagen wird ebenfalls eingesetzt.   Plasmapherese ist für die Behandlung von DM oder  PM noch nicht belegt. (Siehe immunotherapeutische Behandlungen).

myotone Muskeldystrophie

die häufigste genetische neuromuskuläre Erkrankung des Erwachsenenalters. Neben der Muskelbeteiligung sind Katarakt, kardiale, gastrointestinale und endokrinologische Störungen häufige Symptome.Charakteristisch ist eine ausgeprägte intra- und interfamiliäre klinische Variabilität. Vier verschiedene klinische Verlaufsformen werden unterschieden: 1. Eine Minimalvariante mit einem Erkrankungsbeginn nach dem 50. Lebensjahr mit Katarakt, aber nur sehr geringer Ausprägung neuromuskulärer Symptome. 2. Die klassische Verlaufsform, die im frühen Erwachsenenalter mit Myotonie und progredienter Muskelschwäche beginnt. 3. Eine kongenitale Unterform mit muskulärer Hypotonie, Trink- und Atemschwäche, psychomotorischer Entwicklungsverzögerung und geistiger Behinderung und 4. eine seltene, im frühen Kindesalter beginnende Verlaufsform mit psychomotorischer Retardierung, aber ohne angeborene Anomalien. Die myotone Muskeldystrophie ist eine autosomal dominante Multisystemerkrankung, die Muskulatur, Gehirn, Herz, Augen, Gastrointestinaltrakt und endokrine Organe betreffen kann.Die zugrundeliegende Genmutation ist eine Vermehrung von CTG-Triplets in der untranslatierten 3’Region eines Serin-Threonin-Kinase-Gens auf Chromosom 19q. Die Anzahl der CTG-Kopien korreliert statistisch mit der Schwere der Erkrankung. Das Krankheitsbild der Myotone Muskeldystrophie, ·M. Spranger, Der Nervenarzt 2·99 131ff

Myotonie  

nennt man die verzögerte Muskelentspannung nach länger anhaltender Kontraktion oder direktem Beklopfen des Muskels. Man findet sie hauptsächlich bei der myotonen Dystrophie. Die Unfähigkeit zur Muskelentspannung, z.B. eine geschlossene Hand rasch zu öffnen, kann dabei zu erheblichen Behinderungen führen.  Bei den Myotonien besteht eine Dekontraktionshemmung, es kommt zu einer verzögerten Erschlaffung der Muskulatur nach Kontraktion, diese verzögerte Erschlaffung ist durch Beklopfen des Muskels ebenso auszulösen, wie sie spontan bei Betätigung (z.B.: 5 sec. Handdrücken) oder nach elektrischer Reizung auftritt. Im EMG typische motorische Schauer (Sturzkampfbombergeräusch) und asynchrone Nachentladungen kurzer Potentiale.

 

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Narkolepsie

Verwechslungen sind insbesondere wegen der Einschlafneigung und dem unerwarteten  Zusammensacken möglich. Dies besonders wenn nur einzelne Symptome der Erkrankung auftreten.  Narkolepsie, eine relativ seltene Erkrankung, sie tritt etwa bei einem von 2000 Menschen auf. Sie kann in jedem Alter auftreten, vorzugsweise tritt sie zwischen 20 und 40 erstmals in Erscheinung. Der Patient klagt über Tagesmüdigkeit und unüberwindliche Einschlafneigung. Dazu kommen z. T. erschreckende Symptome wie ein plötzlicher Spannungsverlust der Muskulatur z.B. Beim Lachen, ggf. mit Zusammensacken oder totaler Bewegungsunfähigkeit (Lachschlag). Auch nächtliche Wachanfälle treten auf. Hypnagoge Halluzinationen und Schlaflähmungen gehören zu den weiteren Symptomen. Eine genetische Komponente gilt als wesentliche Ursache, eine sichere Diagnose ist damit aber nicht möglich, wohl aber ist die genetische Untersuchung eines der Hilfsmittel in der Diagnostik. Bei HLA Typisierung findet sich der  DQB1 0602 Subtyp bei 90% der Patienten mit Narkolepsie verglichen mit 12-38% bei Kontrollpersonen. Die Diagnose erfolgt bei entsprechender Vorgeschichte mittels Polysomnographie in einem Schlaflabor.  Abgeleitet wird dort das EEG, die Muskelaktivität an verschiedenen Körperstellen mit Oberflächenelektroden  wie die Augenbewegungen, Atembewegungen, EKG und die Sauerstoffsättigung des Gewebes.  Dabei sollen andere Ursachen der Tagesmüdigkeit wie eine Schlafapnoe ausgeschlossen werden. Im multiplen Schlaflatenztest der meist am Tag nach der  Polysomnographie durchgeführt wird, wird dann noch gemessen, wie leicht die Patienten tagsüber in den Schlaf fallen. Dies Untersuchung ist der Polysomnographie ähnlich. Patienten mit einer Narkolepsie fallen bei Tag in ruhiger Umgebung meist in weniger als 8 Minuten in den Schlaf und träumen bereits innerhalb von 10 Minuten nach dem Einschlafen. mit diesem Test sollen mehr als 3/4 der Patienten adäquat diagnostiziert werden können.  Mit trizyklischen  Antidepressiva und selektiven Serotonin- reuptake Hemmern lässt sich die Häufigkeit Kataplexieattacken (Lachschlag usw.) reduzieren. Möglicherweise wirken die neueren selektiven Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer zusätzlich gegen die Tagesmüdigkeit. (Einzelbeobachtung in der Praxis). Mit Stimulantien (Aufputschmitteln)  Dexamphetamin, Methylphenidat, und Modafinil kann die Häufigkeit der Schlafattacken vermindert werden. Gute Erfolge lassen sich dabei liegt etwa bei 2/3 der Patienten erzielen. Möglicherweise ist das neuere Modafinil dabei von der Langzeitverträglichkeit her überlegen.  Die meist genannten unerwünschten Nebenwirkungen von Modafinil sind Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit. Toleranz- oder Abhängigkeitszeichen können Modafinil  bisher nicht beobachtet werden, sind aber wie bei den Amphetaminen nicht ganz auszuschließen. Die Verordnung muss deshalb bisher auf einem Betäubungsmittelrezept erfolgen.    Adam Zeman et al, Clinical review, Lesson of the week, Narcolepsy mistaken for epilepsy, BMJ 2001;322:216-218 ( 27 January ) PDF of this article 

Diagnostik der Narkolepsie

Anamnese unter Berücksichtigung der diagnostischen Kriterien:
Narkolepsie (nach ICSD-R 1997):
- Die Beschwerden bestehen in übermäßiger Schläfrigkeit oder plötzlicher Muskelschwäche
- Wiederholt auftretende Tagesnickerchen oder ein unwillkürliches Einnicken tritt nahezu täglich mindestens drei Monate lang auf
- Kataplexie: Ein plötzlich auftretender bilateraler Verlust des, die Körperhaltung stabilisierenden Muskeltonus bei intensiven Gefühlsempfindungen
- Nebenmerkmale beinhalten:
– Schlafparalyse; Hypnagoge Halluzinationen;
– Verhaltensautomatismen;
– Unterbrochene Hauptschlafepisode.

Polysomnographie mit einem oder mehreren der folgenden Merkmale:
- Schlaflatenz unter 10 Minuten
- REM-Schlaflatenz unter 20 Minuten und
- einen MSLT, der eine mittlere Schlaflatenz unter 5 Minuten aufweist
- Zwei oder mehr Schlafperioden beginnen mit REM-Schlaf.
- Die HLA-Typisierung ist DQB1*0602 oder DR15 (vormals DR2) positiv (beachte: Allele vorhanden auch bei 30–40 Prozent der Normalbevölkerung)
- Ausschluss anderer Hypersomnieursachen (Routinelabor, NMR des Schädels, gegebenenfalls Liquorpunktion bei Erstdiagnostik)
 

narzißtische Störung

Kohut sieht die Ursache der narzißtischen Störung in einer pathologischen Fixierung an das ,,archaische Größenselbst" und an die archaische ,,idealisierte Eltern-Imago". Im Laufe seiner frühen Entwicklung erfährt das Kind - und dies stellt eine große Frustration und Verunsicherung für es dar -, daß die Mutter ein von ihm unabhängiges Wesen ist, das nicht seiner magischen Kontrolle unterliegt. Um die dadurch hervorgerufene Verunsicherung zu kompensieren, kann es seine illusionären Omnipotenzgefühle entweder dem eigenen Selbst oder den elterlichen Objektrepräsentanzen zuschreiben. Kohut schreibt: ,,Das Gleichgewicht des primären Narzißmus wird durch die unvermeidlichen Begrenzungen mütterlicher Fürsorge gestört, aber das Kind ersetzt die vorherige Vollkommenheit a) durch den Aufbau eines grandiosen und exhibitionistischen Bildes des Selbst: das Größen-Selbst; und b) indem es die vorherige Vollkommenheit einem bewunderten, allmächtigen (Übergangs-) Selbst-Objekt zuweist: der idealisierten Eltern-Imago". Bei der Fixierung an das archaische Größen-Selbst kommt es nach Kohut zu einer ,,Persönlichkeitsspaltung", die den Patienten zwischen Größenideen und Minderwertigkeitsgefühlen, häufig verbunden mit depressiven Verstimmungen und hypochondrischen Befürchtungen, hin- und herschwanken läßt. Bei der Fixierung an die archaische Eltern-Imago mißlingt den Patienten die natürliche Entidealisierung der Eltern und der Aufbau eines soliden Selbstwertgefühles. Sie bleiben zeitlebens abhängig, sei es von Autoritätspersonen oder aber von Stoffen, an die sie suchtartig gebunden sind. Nach Kernberg läßt sich die Entwicklung des pathologischen Narzißmus nicht von der libidinösen und aggressiven Triebentwicklung trennen. Nach Kernberg stellt das Größen-Selbst ein pathologisches Verschmelzungsprodukt von Anteilen des Real-Selbst, des Ideal-Selbst und der Ideal-Objekte dar. Das Real-Selbst beinhaltet nach Kernberg die Vorstellung ,,jemand besonderes zu sein"; das Ideal-Selbst umfaßt Größenphantasien und die Ideal-Objekte beinhalten Phantasien von grenzenlos liebenden und spendenden Elternfiguren. Kernberg (1978) hat auch den Versuch unternommen, die Borderline-Persönlichkeitsstörungen eindeutig einerseits von den Neurosen und andererseits von den Psychosen abzugrenzen. Der Unterschied zwischen den narzißtischen und den Borderline-Persönlichkeits-Störungen besteht darin, daß die narzißtischen Persönlichkeitsstörungen über ein relativ kohärentes Selbst verfügen, während die Kohärenz des Selbst der Borderline- Patienten so mangelhaft ist, daß sie große Schwierigkeiten haben, zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen zu differenzieren, was dann entweder zu massiven Desintegrationsängsten oder aber infolge permanenter Vulnerabilität der ,,individuellen Wirklichkeit" des Patienten  zu psychosomatischen Störungen führen kann. Kohut faßt narzißtische Störungen als Störungen des Narzissmus ;,, der Regelung der Binnenverhältnisse des Selbst. Kohut versteht unter Narzissmus wertfrei die Eigenliebe als Pendant der Liebe zu anderen. Der primäre Narzißmus - Erleben eines vollkommenen Gleichgewichts vermittels der mütterl. Fürsorge- wird nach Kohut  durch unvermeidliche Begrenzungen der Eltern gestört, aber vom Kind ersetzt durch a.) den Aufbau eines grandiosen und exhibitionistischen Bildes des Selbst, das Grössen-Selbst - einer Struktur innerhalb des Selbst, die grandiose und übersteigerte Vorstellungen von der eigenen Person beinhaltet b.) die Zuweisung der Vollkommenheit an ein idealisiertes, bewundertes, allmächtiges Selbst-Objekt; (Elternfigur, die "narzißtisch besetzt" wird, noch als Teil des Selbst im Sinne von Teil der Selbstregulation, der Regulation der eigenen Befindlichkeit erlebt wird). Aufgabe der gesunden Entwicklung ist dann, die ebenfalls unvermeidlichen Frustrationen zu verarbeiten, die mit dem Erleben der Realität und der Relativierung von a.) und b.) verbunden sind. Hilfreich sind dazu empathische Eltern, die die Relativierung und "Zähmung" des Grössen-Selbst wie auch das Erkennen ihrer eigenen Begrenzungen behutsam begleiten. Es entsteht dann gesunder Exhibitionismus, Bereitschaft , sich zu exponieren, Erfolg zu haben, sich Ziele zu setzen, eine gesunde Idealisierung von Über-Ich-Inhalten (Werten, Zielen). Eine narzisstische Störung entsteht nach Kohut, wenn diese Integration nicht glückt. Bei schweren Traumen (das Kind wird beschämt, verhöhnt, verlacht, dauernd benachteiligt oder vernachlässigt; Eltern entziehen sich der Idealisierung oder sind nicht mehr verfügbar; Eltern sind psychisch schwer gestört) wird das Grössen-Selbst abgespalten und nicht integriert, so daß es als archaische Struktur fortexistiert. Nach Kohut kann das Grössen-Selbst sowohl vertikal - als auch horizontal abgespalten sein. Wenn ein vertikal abgespaltener Teil existiert, gibt es einen sichtbaren, lärmenden Narzißmus, wenn dieser Teil nicht existiert, nur einen verheimlichten N., der mit Schüchternheit, sozialen Ängsten, Schamneigung einhergeht. Die horiz. Spaltung sieht Kohut bei narzißt. Störungen stets als gegeben an. Daraus resultieren grandiose Erwartungen und unrealistische Forderungen und vor allem die Formen der auf spezifische Weise symbiotischen Beziehungsgestaltung:- Idealisierung der Therapeuten: Sie sind super! Ich habe wirklich einen so hervorragenden Therapeuten verdient!- Zwillingsübertragung: Wir beide sind uns schon einig, wie wir zu den anderen stehen! (Aktivierung des Größenselbst: "Ich und Sie, das kann vielleicht was werden") - Extreme Formen der Idealisierung : Schwärmerei - Aktivierung eines archaischen Größenselbst mit besonderer Arroganz, Herablassung und Unnahbarkeit.

Nebennierenrindeninsuffizienz

Kann mit einer Depression verwechselt werden. Leider ist es klinischer Alltag, daß die Zeichen einer Nebennierenrindeninsuffizienz, die sich meist sehr langsam im Verlauf einiger Monate entwickelt, fehlinterpretiert und deshalb nicht adäquat therapiert werden. Die Kardinalsymptome wie Leistungsschwäche, im Extremfall Adynamie, Hypotonie, Veränderung der Hautfarbe, Elektrolytstörungen, gestörtes Bewußtsein und Gewichtsabnahme werden oft falsch eingeordnet und führen zu teilweise fatalen diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen. Ein hochnormales Serumkalium bzw. eine Hyperkaliämie in Verbindung mit oben aufgeführter Symptomatik bei gleichzeitig bestehender Hyponatriämie sollte stets an eine NNR-Insuffizienz denken lassen. Die Diagnose primäre NNR-Insuffizienz läßt sich dann endokrinologisch bei niedrigem oder nicht mehr nachweisbarem Serumcortisol, das ggf. nicht mehr stimulierbar ist und gleichzeitig erhöhtem ACTH sichern. Bei der sekundären NNR-Insuffizienz sind niedrige ACTH -Werte in Verbindung mit niedrigen oder nicht nachweisbaren Cortisolwerten diagnostisch richtungsweisend. Bereits der Verdacht auf eine NNR-Insuffizienz rechtfertigt die Einleitung einer Therapie mit Hydrocortison (=Cortisol), um potentiell lebensbedrohliche Addison-Krisen zu vermeiden. Falls kein Hydrocortison verfügbar ist, kann mit Glukokortikoiden substituiert werden, wobei jedoch die entsprechenden Äquivalenzdosen berücksichtigt werden müssen. Die Syntheseleistung einer gesunden Nebennierenrinde für Cortisol beträgt pro Tag circa 10 bis 25 mg Cortisol, die man bei entsprechender Substitution dem Patienten auch zuführen muß. Dabei gilt es zu beachten, daß Plasmahalbwertszeit, Körperverteilung, Resorption und Metabolismus individuell sehr verschieden sein können. Dies erklärt auch die Tatsache, daß der Bereich der Substitutionstherapie, in dem sich Patienten wohl und leistungsfähig fühlen, zwischen 15 und 30 mg/die Cortisolersatz liegen kann. In Einzelfällen (körperliche Schwerarbeit, Schichtdienst) kann der Tagesbedarf auf 40 mg ansteigen. In Krisensituationen (Addison-Krise) sollte initial ein Bolus von 100mg Hydrocortison i.v. injiziert werden und anschließend erfolgt die kontinuierliche Gabe von 10 mg Hydrocortison pro Stunde unter gleichzeitiger Gabe von physiologischer Kochsalzlösung und 5 % Glukose. Dabei müssen zentraler Venendruck, Herz-Kreislaufsystem, Elektrolyte, Blutzucker und Urinausscheidung überwacht werden. Um der zirkadianen Rhythmik des Cortisols Rechnung zu tragen, wird die Tagesdosis Hydrocortison auf 2, gelegentlich auch 3 Einzeldosen aufgeteilt. Dabei werden in der Regel 2 Drittel morgens und 1 Drittel der Gesamtdosis nachmittags appliziert. Da bei primärer NNR-Insuffizienz auch die Aldosteronbiosynthese betroffen ist, muß auch das Mineralkortikoid substituiert werden. Therapeutische Zielgröße bei der Gabe von Fludrocortison ist ein normal eingestellter Blutdruck und ein im Normbereich liegendes Serumrenin. Nach abgeschlossener Diagnostik und Therapie wird der Patient mit einem Kortikoidnotfallausweis ausgestattet, den er stets bei sich tragen sollte. Der Patient sollte eingehend geschult werden, wie er sich in Streßsituationen wie z.B. bei Erkältungskrankheiten, bei Unfällen, operativen Eingriffen etc. zu verhalten hat. Bei kleineren Ereignissen (z.B. Erkältung) kann eine Verdopplung der Substitutionsdosis für einige Tage ausreichend sein, wohingegen bei größeren Ereignissen (z.B. operativer Eingriff) Dosierungen bis zu 300 mg Hydrocortison pro Tag erforderlich werden können.

Negativsymptome (siehe auch Schizophrenie)

Manchmal bleiben nach einer akuten schizophrenen Krankheitsphase Negativsymptome Zurück. Typische länger anhaltende Negativsymptome sind z. B. Konzentrationsstörungen, eine vermehrte Ablenkbarkeit, leichtere Störungen beim logischen Denken, Freudlosigkeit, Interessensverlust, mangelnder Antrieb oder eine verminderte Spannbreite im Gefühlsleben, verminderte sozialer Funktionsfähigkeit. Häufig führt das dazu, daß sich die Betroffenen zurückziehen, Kontakte vermeiden und sich z. B. auch Hobbys, die ihnen vor der Erkrankung viel Freude bereitet hatten, nicht mehr zuwenden können. Negativsymptome sind im Allgemeinen schwieriger zu behandeln als Positivsymptome; sie werden weiter aufgegliedert in primäre Negativsymptome und sekundäre Negativsymptome. Primäre Negativsymptome, die direkt aus der Pathophysiologie der Schizophrenie erwachsen (Carpenter et al., 1985) und die Lebensqualität des Patienten deutlich herabsetzen können, wenn sie bestehen bleiben (Defizitsyndrom). Im Unterschied zu sekundären Negativsymptomen sprechen primäre Negativsymptome schlecht auf Standard-Antipsychotika an.

Nervenzelle  und Nerven

Die Nervenzelle, auch als Neuron bezeichnet, setzt sich zusammen aus einem etwa 0,25 mm großen Zellkörper (Soma) und mehreren Fortsätzen, den Dendriten (Durchmesser von ca. 1 µm ). Der Zellkörper besteht aus dem Zellkern und den Nißl-Schollen, das sind stark von Ribosomen besetzte endoplasmatische Retikulen. Die aus dem Zellkörper herausragenden Dendriten sind kurz und stark verästelt. Einer dieser Fortsätze kann sehr lang werden und wird als Nervenfaser, Neurit oder Axon bezeichnet. Dieses Axon kann beim Menschen bis zu 1 m lang werden. Axone werden von Schwanschen Zellen umgeben. Da diese jedoch kürzer sind als die Axone, sind mehrere aneinandergereiht. Während der Embryonalzeit entstehen an diesen Stellen lamellenartige Umhüllungen, sogenannte Markscheiden, Schwannschen Scheiden oder auch Myelinscheide genannt. Die Markscheiden sind an das Axon gereit, wie Perlen an einer Schnur. Sie bestehen aus Proteinen und Lipiden und dienen als Isolierschicht. Die vorhandenen Zwischenräume werden als Ranviersche Schnürringe bezeichnet. Zwei dieser hintereinanderliegenden Zwischenräume haben einen Abstand von etwa 1-2 mm. Es wird bei den Axonen unterschieden zwischen denen mit Markscheide, genannt markhaltige Nervenfasern, und denen ohne Markscheide, bezeichnet als marklose Nervenfasern. Weiterhin gibt es Verbindungsstellen zwischen mehreren Nervenzellen, sowie zwischen Nervenzellen und Muskelfasern oder Drüsenzellen. Diese Berührungsstellen heißen Synapsen. Der Informationsaustausch zwischen den Zellen geschieht über die Synapsen mittels chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter). Die von Hüllen umgebenen Neuriten bezeichnet man als Nervenfasern. Ein Bündel solcher Nervenfasern bildet den Nerv, welcher die Erregung von den Sinneszellen zum Zentralnervensystem oder von dort zu den Erfolgsorganen leitet. Motorische Nerven leiten Informationen zu den Muskeln, sensible Nerven bringen Informationen von den Sinnesorganen zum Rückenmark von dort werden sie in den "Hintersträngen" zum Hirn weitergegeben. Im menschlichen Gehirn gibt es davon ungefähr 200 Milliarden Nervenzellen.  . Da sich Nervenzellen nach der Geburt nicht mehr teilen, sind sie selber nur selten Ausgangspunkt für eine Tumorerkrankung des Gehirns. Hirnnerven gehen direkt vom Hirn ab (nicht über das Rückenmark) z.B. der Gleichgewichtsnerv weshalb er nicht an der HWS beschädigt werden kann.

Nervensystem

Das Nervensystem ist mit den Organen bzw. Organsystemen verbunden. Es steuert ihre Tätigkeit und sorgt für ihr Zusammenspiel. Es gibt verschiedene Nervenzelltypen für verschiedene Funktionen.Die Informationen über die Sinnesorgane laufen über sensorische Nervenbahnen. Die Informationen zur Ausführung von Reaktionen laufen über motorische Bahnen. Diese beiden Typen bezeichnet man als das periphere Nervensystem. Das vegetative Nervensystem steuert die Arbeit der inneren Organe. Das zentrale Nervensystem besteht aus dem  Gehirn und dem Rückenmark.  Neurologie ist nun die Wissenschaft von den Krankheiten des Nervensystems. Millionen elektrochemischer Signale durchfließen permanent die verzweigten Netzwerke des Gehirns. Sie aktivieren Milliarden von Nervenzellen in wechselnder Kombination und steuern auf diese Weise Sinneswahmehmung, Sprache, Bewegungen - den ganzen Menschen. Nur wenn das Nervensystem reibungslos funktioniert, funktionieren auch die alltäglichen Abläufe.

Nervenbiopsien

Nervenbiopsien (vorallem eines Astes des Nervus suralis oder des N. muskulocutaneus sind vor allem bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung indiziert. Insbesondere bei Kollagenosen, (z.B.Panarteriitis nodosa) bei Gammopathien, Amyloidose, Verdacht auf eine erbliche Polyneuropathie, oder bei Leucodystrophie.  Seltene Nebenwirkung ist die Entwicklung einer Neuralgie im Versorgungsgebiet des inkomplett entfernten Nerven.

Neurapraxie

Funktionsstörung, keine Kontinuitätsunterbrechung der Axone; Besonders bei Schädigung des N. medianus und N. tibialis ist Kausalgie typisch

Neurasthenie

"Nervenschwäche", seelischer Zustand, der gekennzeichnet ist durch abnorme geistige Ermüdbarkeit, herabgesetzte Belastbarkeit und Vitalität, reizbare Verstimmung, rasche Entmutigung, mangelndes Durchhaltevermögen, Verstimmbarkeit und seelische Labilität. Ursachen: oft angeboren, in der Rekonvaleszenz, nach erschöpfenden, organischen Krankheiten. Zustand beruht nicht auf nachweisbaren organischen Schädigungen des Gehirns. Im Erscheinungsbild zeigen sich beträchtliche kulturelle Unterschiede. Zwei Hauptformen überschneiden sich beträchtlich. Bei einer Form ist das Hauptcharakteristikum die Klage über vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen, häufig verbunden mit abnehmender Arbeitsleistung oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben. Die geistige Ermüdbarkeit wird typischerweise als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben, als Konzentrationsschwäche und allgemein ineffektives Denken. Bei der anderen Form liegt das Schwergewicht auf Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen und der Unfähigkeit, sich zu entspannen. Bei beiden Formen finden sich eine ganze Reihe von anderen unangenehmen körperlichen Empfindungen wie Schwindelgefühl, Spannungskopfschmerz und allgemeine Unsicherheit. Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden, Reizbarkeit, Freudlosigkeit, Depression und Angst sind häufig. Der Schlaf ist oft in der ersten und mittleren Phase gestört, es kann aber auch Hypersomnie im Vordergrund stehen.

Neurofibromatose

von Reklinghausen-Krankheit) ist eine Erbkrankheit. Die Patienten entwickeln Hautverfärbungen (Milchkaffeeflecken) und Tumore der peripheren Nerven. Hirntumor können sich ebenfalls entwickeln, besonders bilaterale Akustikusneurinome und Gliome des optischen Nervs (Optikusgliom).

Neuralgie

wörtlich Nervenschmerz. Um Verwechslungen vorzubeugen sollte aber nur die engere Definition verwendet werden:  nur Sekunden (max. 2 min) dauernde heftige Schmerzattacken im Versorgungsgebiet eines Nerven. Meist ausgelöst durch Trigger.   Das Krankheitsbild wird von Nichtneurologen oft fälschlich diagnostiziert, die eindeutigen Kriterien oft nicht beachtet. Schmerzmittel sind meist unwirksam. Bestimmte Antiepileptika und bestimmte operative Eingriffe helfen, die Behandlung sollte immer durch den Facharzt erfolgen.

Neurinom

ein von den Hüllen der Nervenfasern gebildeter, meist gutartiger knotenförmiger Tumor.

Neuritis

Entzündung der Nerven. Bei ungünstigem Verlauf Markscheiden und Achsenzylinder zerstörend, kann zu Lähmungen mit Muskelverschmächtigung, Sensibilitäts- und vegetativen Störungen führen.

Neurofibrom

meist gutartige Geschwulst, ausgehend von den bindegewebigen Nervenhüllen.

Neuroleptika (siehe auch Schizophrenie)

Neuroleptika dienen der Behandlung schizophrener Erkrankungen, und zwar sowohl zur Therapie der akuten Krankheitssymptome als auch zur Verhinderung von Rückfällen. Da sie also gegen die Symptome einer Psychose helfen, werden sie heute auch als Antipsychotika bezeichnet. Die Behandlung mit Neuroleptika sorgt zunächst dafür, daß die akuten Krankheitserscheinungen wieder abklingen, so daß es den Patienten möglichst schnell wieder besser geht und sie rasch in der Lage sind, in das Alltagsleben zurückzufinden (= Akutbehandlung). Darüber hinaus haben die Neuroleptika eine zweite wichtige Aufgabe, und zwar sollen sie nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome ein Wiederauftreten der akuten Psychose verhindern (= Rückfallvorbeugung, Rückfallprophylaxe).Es gibt inzwischen zahlreiche Neuroleptika, die sich anhand ihrer chemischen Struktur voneinander unterscheiden lassen. Grundsätzlich kann man die Neuroleptika in hoch- und niederpotente unterteilen. Hochpotente Neuroleptika wirken besonders gut gegen akute Symptome der Psychose wie z. B. Denk oder Wahrnehmungsstörungen, Wahnvorstellungen oder Störungen des Ich-Erlebens, und das schon in geringer Dosierung. Niederpotente Neuroleptika sind besonders gut zur Beruhigung und auch zur Schlafstörung geeignet und haben ihre antipsychotische Wirkung erst in höherer Dosierung. Neuroleptika unterschieden sich auch hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, daß bei ihrer Einnahme bestimmte Nebenwirkungen auftreten, wobei in den letzten Jahren besonders gut verträgliche Medikamente entwickelt worden sind. Diese werden meistens den atypischen Neuroleptika zugeordnet weil sie weniger Bewegungsstöungen machen. (bedauerlicherweise sind sie aber auch nicht frei von Nebenwirkungen da sie häufiger Gewichtszunahmen und sexuelle Funktionsstörungen auslösen).

Neurologie

Die Neurologie ist die Wissenschaft von den Nervenkrankheiten, sie teilte sich medizinhistorisch von der Inneren Medizin ab. Gemeint sind Erkrankungen der Nerven und deren Erfolgsorgane wie das Gehirn und das Rückenmark, die anatomisch präpariert und somit man sehen kann, z.B. der Ischiasnerv, der so dick wie ein Daumen ist. Das hier gemeinte Nervensystem ist das Organsystem, das unsere Empfindungen (z.B. Riechen, Hören, Sehen, Spüren, Schmerzen) wahrnimmt und verarbeitet. Es kontrolliert außerdem unsere Bewegungen, unsere Sprache und anderen Ausdrucksmöglichkeiten. Zur Neurologie gehören außerdem die Erkrankungen der Muskeln (Myopathien), die direkt vom Krankheitsprozeß betroffen sind.

Neuromschmerz

Dieser tritt auf, wenn ein Narbenneurom  mechanisch gereizt wird. Er ist messerstichartig, sehr intensiv und wird in der dem verletzten Nerven entsprechenden sensiblen Innervationszone in der Peripherie empfunden. Zum eigentlichen Neuromschmerz kommt es erst einige Wochen nach der Nervenverletzung. Bei bloßer Resektion wird wieder ein neues Neurom entstehen. Die Versenkung in eine geschützte Stelle in der Tiefe, bei kleinen Fingernerven in ein Bohrloch im Knochen, vermag manchmal die Situation zu verbessern. Nur eine saubere End-zu-End-Naht oder die Defektüberbrückung durch ein Interponat vermögen der Entstehung eines Neuroms vorzubeugen, bzw. einen Neuromschmerz zu verhindern. Bei traumatischer Armplexusläsion vermag aber auch eine sorgfältige mikrochirurgische Rekonstruktion nicht immer die Neuromschmerzen befriedigend zu beeinflussen.

Neuronitis vestibularis

Führt zu einem akut einsetzenden, extrem unangenehmen über Tage anhaltenden, heftigen Dauerdrehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen, Gangunsicherheit mit Fallneigung. Gelegentlich kommt es in den Tagen vorher bereits zu kurzdauernden Drehschwindelattacken, bevor der Dauerschwindel einsetzt. Die Intensität des Schwindelgefühls wird durch die Lage und durch rasche Bewegungen gesteigert. Die Neuronitis vestibularis geht auf eine Funktionsstörung oder der Ausfall eines Gleichgewichtsorganes oder der Gleichgewichtsnerven zurück.  Nachgewiesen wird sie durch Spülung des äußeren Gehörganges ("kalorische Spülung"). Dabei fehlen sonst typischerweise auslösbare Augenbewegungen (Nystagmus)auf dem erkrankten Ohr als Reaktion auf die den Temperaturreiz. (kann aber auch bei einer Hirnstammdurchblutungsstörung so sein). Behandlung: In den ersten Tage erfolgt zur Linderung des Schwindels und der Übelkeit eine medikamentöse Behandlung. Oft muß wegen des vorhanden Erbrechens über Infusionen Flüssigkeit zugeführt werden. Im weiteren Verlauf ist dann ein intensives Gleichgewichtstraining am wichtigsten.

Neuro-Physiologie

Lehre von den Funktionen des Ner-vensystems. Lehre der elektrischen Vorgänge im Nervensystem, z.B. Elektroenzephalographie (EEG), Elektromyographie (EMG), Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie), evozierte Potentiale, Elektronystagmographie (ENG) oder der chemischen Vorgänge im Organismus (physiologische Chemie).

Neuropsychologie

befaßt sich mit Diagnostik und Therapie von Störungen höherer Hirnfunktionen, wie sie nach erworbenen Schäden des Zentralnervensystems auftreten können. Hierzu zählen Orientierungsstörungen, Lern- und Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen sowie Störungen der Planung und des Problemlösens.

Neurorezeptor

Die Bindungsstellen für Neurotransmitter im zentralen Nervensystem.

Neurotmesis

komplette Durchtrennung von Axonen und Nervenhüllen. Reinnervation erschwert.

Neurotransmitter

Ein chemischer Stoff im Gehirn, beispielsweise Dopamin, der durch Nervenzellen freigesetzt wird und eine Bindung mit spezifischen Rezeptoren eingeht, so dass eine physiologische Reaktion ausgelöst wird.

Neurosen

Der Begriff wird heute nicht mehr verwendet. Heute wird der schulenübergreifend akzeptierte Begriff der Störung verwendet, der im Gegensatz zum Begriff der Neurose keine Theorie der Ursache der Störung beinhaltet. Historisch hat der Begriff Neurose große Bedeutung: Neurosen sind danach psychische Störungen ohne nachweisbare organische Grundlage, in denen der Patient beträchtliche Einsicht und ungestörte Realitätswahrnehmungen haben kann und im allgemeinen seine krankhaften subjektiven Erfahrungen und Phantasien nicht mit der äußeren Realität verwechselt( im Gegensatz zur Psychose).  Neurosen erzeugen Motive, deren ich der Patient nicht bewußt zu sein scheint, entweder eine Einengung des Bewußtseinsfeldes oder motorische bzw. sensorische Funktionsstörungen, die einen psychologischen Vorteil (Krankheitsgewinn) oder eine symbolische Bedeutung zu haben scheinen. Es besteht aber keine bewußte Selbst- oder Fremdtäuschung - im Gegensatz zur Simulation. Das Verhalten kann stark beeinträchtigt sein, obwohl es im allgemeinen innerhalb sozial akzeptierter Grenzen bleibt. Bei den Psychopathien handelt es sich im Gegensatz dazu nach der ursprünglich psychoanalytischen Annahme um angeborene Persönlichkeitsvarianten, bei denen bestimmte Eigenschaften abnorm ausgeprägt sind Sie sind von neurotischen Störungen oft nur durch den Standpunkt des Beschreibers zu unterscheiden. Der Psychopathie-Begriff ist am Sein der Persönlichkeit orientiert, der Neurosen-Begriff am Werden. Begriffe wie Endogenität oder Neurose implizieren ätiopathogenetische Vorstellungen, die zwischen Ländern, Schulen und Kliniken unterschiedlich sind und sich durch wissenschaftlich empirische Untersuchungen nicht belegen lassen.

„NNT "

number needed to treat

Die absolute Risikoreduktion drückt aus, wieviel von 100 Patienten zusätzlich (!) von der geprüften Intervention profitieren. Gefragt ist, wieviele Patienten mit der geprüften Intervention behandelt werden müssen, um einem zusätzlichen Patienten einen klinisch relevanten Gewinn zu bringen. Dies ist die „number needed to treat" (NNT). Die NNT errechnet sich also einfach durch die Division von 100% durch die absolute Risikoreduktion. Um ein ungünstiges Ereignis zu verhindern.

Nystagmus

Ruckartige rhythmische an beiden Augäpfeln gleichsinnige rasche Bewegung der Augäpfel. Augenzittern. Bei der Prüfung der Augenbewegungen wird auf die Existenz oder das Nichtvorhandensein von Nystagmus (unwillkürliche Augenbewegungen in horizontaler, vertikaler oder rotierender Richtung) geachtet. Blickrichtungsnystagmus in extremer Endstellung, der rasch nachläßt, ist in der Regel ohne pathologischen Hintergrund. Blickrichtungsnystagmus: Auftreten von Rucknystagmus mit einer schnellen und langsamen Komponente beim Blick nach links oder nach rechts, nach oben oder unten. Die schnelle Bewegung erfolgt in Blickrichtung. Optokinetischer Nystagmus: Auftreten von Nystagmus bei Verfolgung bewegter Gegenstände mit den Augen, z.B. fahrender Zug, rotierende Schwarzweiß-Streifen. Augenbewegungen, die durch Betrachten eines bewegten Streifenmusters ausgelöst werden (z.B. von regelmäßig angeordneten Telegrafenstangen aus einem fahrenden Zug). Üblicherweise zeigen die Augen langsame Folgebewegungen (langsame Nystagmuskomponente) in Richtung der Bewegung, die regelmäßig von Sakkaden in Gegenrichtung unterbrochen werden (rasche Komponente des Nystagmus). Bei parietalen Läsionen können (unabhängig von einer eventuellen Hemianopsie) efferente Bahnen vom visuellen Kortex zu tiefer gelegenen Zentren für konjugierte Blickbewegungen unterbrochen sein; in solchen Fällen ist die optokinetische Nystagmus ausgefallen, wenn man z.B. ein gestreiftes Wäschestück oder ein mit kommerziell erhältlichen Klebestreifen hergestelltes Streifenmuster über das Gesichtsfeld in Richtung der Seite der Störung bewegt. Optokinetischer Nystagmus ist bei hysterischer Blindheit erhalten. Pendelnystagmus: Hin- und Herpendeln der Augen beim Blick geradeaus oder beim Fixieren von Gegenständen, meist angeboren. Es fehlt eine bevorzugte Schlagrichtung, Rucknystagmus: bestehend aus einer nach der kranken Seite langsamen und nach der Gegenseite schnellen Bewegung.  Vestibulärer Nystagmus. Konstante Schlagrichtung vom ausgefallenen Vestibularorgan weg, in dieser Blickrichtung am ausgeprägtesten. Eingeteilt wird in folgende Schweregrade:  Grad I nur beim Blick von der erkrankten Seite weg,  Grad II auch beim Blick geradeaus (Spontannystagmus),   Grad III auch beim Blick zur erkrankten Seite. Weil die Fixation hemmend wirkt, sieht man diesen Nystagmus unter der Frenzel-Brille oder beim Augenspiegeln am besten. Eine rotatorische Komponente ist möglich. Brechreiz/Erbrechen und Fallneigung (besonders beim Blindgang) zur erkrankten Seite sind typische, Vorbeigreifen und Vorbeizeigen mögliche Begleiterscheinungen. Meistens handelt es sich um eine Störung des peripheren Vestibularorgans. Ausgeprägtes Verzerrtsehen soll für eine Kernläsion im Hirnstamm sprechen. Die sichere Unterscheidung zwischen peripherer und zentraler vestibulärer Störung ist nur durch zusätzliche Ausfälle oder apparative Funktionsprüfungen möglich. Lageabhängiger Nystagmus. Der häufige benigne paroxysmale Lagerungsnystagmus ist durch seitliche Kopfhängelage provozierbar mit Schlagrichtung zum unteren Ohr, wird begleitet von Drehschwindel, manchmal auch Brechreiz. Das Wiederaufrichten löst erneut Schwindel aus. Er ist inkonstant, tritt mit Latenz von mehreren Sekunden nach Lagerung auf, dauert mehrere Sekunden und erschöpft sich bei wiederholter Auslösung (Habituation). Ein zentraler Lagenystagmus ist demgegenüber ständig reproduzierbar, hat keine Latenz, schlägt bei der Lagerungsprobe zum oben liegenden Ohr, vertikal oder in wechselnde Richtungen und hat nicht immer eine klare Beziehung zu den Schwindelbeschwerden. Er hört erst auf, wenn die auslösende Position verlassen wird.  Upbeat-Nystagmus. Nystagmus mit Schlagrichtung nach oben in der Neutralposition. Er spricht für eine Hirnstamm- oder Kleinhirnwurmerkrankung unabhängig von der Ursache, kommt aber auch bei Intoxikation mit Barbiturat vor. Downbeat-Nystagmus. Nystagmus mit Schlagrichtung nach unten in der Neutralposition, häufig mit begleitenden Oszillopsien. Er ist ätiologisch unspezifisch, weist aber auf eine Störung am kraniozervikalen Übergang hin. Arnold-Chiari-Mißbildungen sollen zu den häufigsten Ursachen gehören, Intoxikationen zu den seltenen. Paretischer Nystagmus. Bei Blickparesen ebenso wie bei Augenmuskelparesen gleich welcher Ursache kommen unregelmäßige, grobe und langsame Nystagmen vor, die einem Nachlassen des intendierten Muskelzugs und der Korrektur durch Nachstellbewegungen entsprechen.

 

O     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Odds-Ratio

Anstelle der absoluten Risiken kann man die Erfolgs-Misserfolgsquoten miteinander in Beziehung setzen; das sich ergebende Verhältnis (Kreuzprodukt-quotient) ist der „Odds-ratio" OR=(a/b)/(c/d)=(a*d)/(b*c). Der Vorteil des Odds-ratio gegenüber dem relativen Risiko liegt u.a. darin, dass dieser nicht davon abhängt, ob das Eintreten oder Ausbleiben eines Ereignisses untersucht wird. In Fall-Kontroll-Studien und in Metaanalysen ist der Odds-ratio dem relativen Risiko vorzuziehen. Wie das relative Risiko, so gibt auch der Odds-ratio keine Informationen über die Größe des absoluten Risikos. Er gibt an, um welchen Faktor häufiger ein Ereignis unter zwei verschiedenen Bedingungen auftritt.

Ödipus-Sage

Ödipus ist der Sohn des Laios und Iokaste. Nachdem Laios vom delphischen Orakel gewarnt worden war, einen Sohn zu zeugen, da dieser seinen Vater töten und seine Mutter heiraten werde, und diese doch einen Sohn zur Welt gebracht hatte, wurde dieser auf dem Berg Kithairon mit durchstochenen Füßen ausgesetzt, aber von Hirten gerettet, zu dem kinderlosen Königspaar, Polybos und Merope, nach Korinth gebracht und dort an Sohnes statt genommen. Als Ödipus das Orakel von Delphi wegen seiner geheimnisvollen Herkunft befragte und das Orakel die seinerzeitige Prophezeiung wiederholte, verließ Ödipus seine vermeintliche Heimat Korinth. Auf dem Weg durch Phokis traf er nahe einer Weggabelung auf Laios. Da er dessen Wagenlenker nicht schnell genug auswich, geriet er mit Laios in Streit und tötete seinen ihm unbekannten Vater. In Theben löste er das Rätsel der Sphinx und befreite damit die Stadt von diesem Ungeheuer. Zum Dank erhielt er den Thron und die Hand der Königin, die ihm Eteokles, Polyneikes, Antigone und Ismene gebar. Als eine Pest ausbrach und das Orakel die Bestrafung von Laios’ Mörder forderte, wurde durch den Seher Teiresias und als Ergebnis einer von Ödipus selbst geleiteten Untersuchung die Wahrheit offenbar. Iokaste erhängte sich, Ödipus stach sich beide Augen aus, Eteokles und Polyneikes vertrieben ihn aus der Stadt. Ödipus irrte, von Antigone begleitet, in der Fremde umher, bis er im Hain der Eumeniden auf dem Kolonos bei Athen auf geheimnisvolle Weise entrückt wurde.

Ödipus-Komplex (in der aktuellen analytischen Theorie)

Ödipus-Komplex  (psychoanalyt.) Komplex, der infolge fehlender od. unvollständiger Lösung der Bindung des Sohnes an die Mutter entsteht; ( Poluda-Korte  Forum Psychoanal (1999) 15:101–119) Der frühe Ödipuskomplex Melanie Klein (Klein M (1928) Frühstadien des Ödipuskonfliktes. Int Z Psychoanal 14:1) datiert den frühen Ödipuskomplex schon mit 6 Monaten (übrigens der Zeitpunkt, zu dem Freud die Wende zum Oralsadismus vermutete), während Margret Mahler (1968 On human symbiosis and the vissitudes of individuation. Int Univ Press,New York ) meint, der Geschlechtsunterschied werde dem Kleinkind erst 1 Jahr später, also mit 18 Monaten bewußt.Im Verlauf eines Prozesses, in dem das Kind selber laufen, selber essen und selber den Topf zu benutzen lernt und ein eigenständiges Körperschema mit der Repräsentanz eines eigenen Geschlechtsorgans entwickelt, realisiert es, daß DAS Liebespaar nicht länger Mutter und Kind heißt, sondern sich als Mutter und Vater herausstellt. Empirische Untersuchungen haben übrigens erwiesen, daß das Zugehörigkeitsgefühl zu einem von zwei Geschlechtern bereits gegen Ende des ersten Lebensjahres so geprägt ist, daß es ab da irreversibel festliegt. Es ist dies der Moment, den die griechische Mythologie als den Ursprung des geschlechtlichen Eros darstellt: die Spaltung des selbstgenügsam-zweieinheitlichen Kugelmenschen bzw. der Mutter-Kind-Symbiose. Das Kind begreift sich als getrenntes Lebewesen, es hat das Paradies verloren, in dem es eine grandiose, aber selbstlose Mutter als Teil des eigenen Selbst zu regieren glaubte, ein Liebespaar, wie es das Emblem unserer Kultur veranschaulicht: die Madonna mit dem Kind auf dem Arm, das die Insignien der Herrschaft in Händen hält. Indem das Kind sich nun als ausgeschlossen und die Eltern als Paar wahrnimmt, gewinnt es eine Ahnung von dem Geschlechtsunterschied und der Sexualität sowie der eigenen Zugehörigkeit zu einem Geschlecht und Nichtzugehörigkeit zu dem anderen, auf das es sich von nun an verwiesen sieht. Der frühe Ödipuskomplex ist also das Resultat eines Ablösungsprozesses, der anschließend schmerzlich als Verlorenheit realisiert wird; er bedeutet eine Umzentrierung der Wahrnehmung im Sinne eines individuierten Welterlebens, eine Realisierung des Generationenunterschieds und des Ausgeschlossenseins von der Paarung der Eltern, eine Ahnung von der Geschlechterdifferenz sowie der eigenen Zugehörigkeit. Der reife Ödipuskomplex Zunächst führt bei der Tochter jedoch die Konsolidierung ihrer Mutterbeziehung zu einer narzißtisch-modellierenden Spiegelbeziehung (Poluda-Korte 1993Der lesbische Komplex. In: Alves EM (Hrsg) Stumme Liebe. Kore,Freiburg) dahin, daß sie ihr Begehren immer eindeutiger dem Vater zuwendet, der ihr nicht nur das kompensatorische Kind schenken soll, sondern von dessen Genitale sie nun phantasiert, die verlorene Befriedigung in neuer Weise in der Tiefe ihres psychisch repräsentierten und körperlich erlebten Genitales wieder zuerlangen.Dies Begehren spitzt sich im reifen Ödipuskomplex endlich so zu, daß die Identifizierung mit der Mutter in ein mörderisches Ersetzenwollen ihrer Person mündet, um den Vater exklusiv genießen zu können. Anders als Freud, der beim Mädchen (mangels Kastrationsdrohung) keine Lösung des Ödipuskomplexes, sondern ein „Landen im ödipalen Hafen" konstatierte, glaubt   Frau Korte, daß auch der Ödipuskomplex des Mädchens untergeht, indem es den Anspruch der Mutter akzeptiert. Die notwendige ödipale Enttäuschung wirkt sich schließlich auch beim Mädchen in einer partiellen Identifizierung mit dem Vater als dem aufgegebenen Liebesobjekt und zunehmender Über-Ich-Reifung aus. Die Enttäuschung im reifen Ödipuskomplex scheint jedoch beim Jungen in weit schmerzlicherer Weise zu verlaufen als beim Mädchen, da es den Vater nie so intim besessen hat, wie einst die Mutter, während der Junge erst jetzt von der ganzen Härte des sexuellen Verzichts auf die Mutter betroffen ist. Dementsprechend fällt das reife Über-Ich des Jungens strenger aus als beim Mädchen, was Freud bereits konstatierte. In der autoerotischen Phase entwickelt der Junge parallel zum Mädchen ein großes, wenn auch ambivalentes Interesse für den Vater, mit dem er sich phallisch-narzißtisch identifiziert, mit dem er leidenschaftliche Kämpfe phantasiert, Superman-Größenträume und schließlich auch intensive erotische Szenarien, um sich seines männlichen Organs zu versichern und Distanz und Selbstbehauptung gegenüber der Mutter zu gewinnen, deren Bild er nun mehr und mehr durch die Augen des Vaters zu erneuern trachtet. Da sich die Beziehung zum idealisierten Vater weniger konkret als phantastisch entwickelt, bedeutet der Progreß zur ödipalen Konkurrenz schließlich eine phantasmatisch erhöhte Herausforderung, die den Jungen so in Nöte bringt, wie es von psychoanalytischer Seite oft beschrieben wurde. Der Untergang seines reifen Ödipuskomplexes wird deshalb so zu einem entscheidenden Ereignis in seiner Entwicklung, da er für den herben Verzicht auf die primär und genital, also doppelt begehrte Mutter eine loyale und liebevolle Beziehung zum großen Vater sichert, wobei er seine doppelte Wut ins entsprechend gestrenge Über-Ich bindet und sich wiederum partiell mit der Mutter identifiziert, indem er sich sexuell von ihr löst.( Poluda-Korte  Forum Psychoanal (1999) 15:101–119)

Ohnmacht, Angst vor

Häufige Befürchtung von Patienten mit  Panikanfallen. Hier muß zunächst durch detaillierte Exploration geklärt werden, ob die Patienten überhaupt schon einmal ohnmächtig geworden sind (wesentlich ist die  somatische Differentialdiagnose). Falls ja (nur bei einer Minderheit der Patienten), müssen die Umstände der Ohnmacht besprochen werden. Wichtig ist dabei, dai3 die Ohnmacht entweder ganz ohne Angst erfolgte oder die Angst erst im Anschluß an die Ohnmacht auftrat. Daran anschließend werden die Patienten darüber informiert, daß für eine Ohnmacht ein Abfall des Blutdrucks und der Herzfrequenz notwendig ist, daß diese Parameter aber während ihrer Ängste ansteigen, wodurch eine Ohnmacht nicht mehr, sondern weniger wahrscheinlich wird. Waren zuvor nicht mögliche frühere Ohnmachten besprochen worden, so bestünde die Gefahr, daß der Patient die Informationen des Therapeuten über die Ohnmacht anzweifelt und implizit davon ausgeht, er sei durch starke Angst ohnmächtig geworden. (Nach Margraf Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Springerverlag 1996

Okzipitalisneuralgie

Anfallsweiser stechenden Schmerz mit Gefühlsstörung und Mißempfindungen sowie einer Berührungsüberempfindlichkeit im Versorgungsgebiet des N. occipitlais major oder minor, der durch eine lokale Infiltrationsanästhesie vorübergehend zu durchbrechen ist. Okzipitalisneuralgien können entzündlich, postherpetisch oder traumatisch bedingt sein.

Oligodendrogliom

Dies sind Tumore des stützenden Hirngewebes. Sie treten am häufigsten bei Erwachsenen mittleren Alters auf. Der häufigste Auftrittsort ist die zerebrale Hemisphäre. Dieser Tumor repräsentiert mindestens 4 % aller primären Hirntumore. Oligodendrogliome enthalten häufig Astrozytomzellen. Reine Oligodendrogliome wachsen normalerweise langsam und sind relativ niedriggradig, obwohl bösartige Formen möglich sind. Oft sind solche Tumore schon viele Jahre vor der Diagnose vorhanden.

Omnipotenz

Die Person begegnet emotionalen Konflikten oder inneren oder äußeren Belastungsfaktoren, indem sie sich fühlt oder verhalt, als besäße sie besondere Kräfte oder Fähigkeiten und als sei sie anderen überlegen.

Ophtalmoplegie

Ophtalmoplegia totalis: · alle drei Augenmuskelnerven sind gelähmt, meistens durch ein Sinus-cavernosus-Syndrom Ophtalmoplegia externa: · die für die äußeren Augenmuskeln zuständigen Anteile des N. oculomotorius sind gelähmt, der sphincter pupillae und der ciliaris funktionieren. Selten, meist Störung im Kerngebiet des Oculomotorius Ophthalmoplegia interna: · die äußeren Augenmuskeln funktionieren, die inneren sind gelähmt. Meist Störung im peripheren Verlauf des N. oculomotorius, wo die empfindlicheren autonomen Fasern zuerst geschädigt werden. Auch bei Botulismus · die betroffene Pupille ist weit und reagiert nicht auf Licht Naheinstellung. Ophthalmoplegia plus: Ophthalmoplegia externa, kombiniert mit anderen neurologischen Ausfällen Internukleäre Ophthalmoplegie. Die klinisch wichtigste Läsion zwischen pontinen Blickzentren und Hirnnervenkernen ist die inter- nukleäre Ophthalmoplegie beim Versuch der horizontalen Blickwendung entwickelt das abduzierte Auge einen grobschlägigen Nystagmus, während das adduzierte Auge zurückbleibt bis hin zum völligen Ausfall der Adduktion (dissoziierter Nystagmus). Doppelbilder werden dabei oft nicht wahrgenommen. Eine erhaltene Fähigkeit zur Konvergenz beweist, daß es sich nicht um eine Augenmuskelparese handelt. Häufigste Ursache dieser Funktionsstörung des mittleren Längsbündels ist bei jungen Patienten die Multiple Sklerose, bei älteren die zerebrale Mikroangiopathie, daneben auch die Wernicke-Enzephalopathie und Neoplasmen. Da die Läsion mittelliniennah ist, findet man sie oft doppelseitig.

Orale Phase

Orale Phase im 1. Lebensjahr = der Mund vermittelt die höchste Lustbefriedigung, vor allem das Saugen an der Brust oder am eigenen Daumen vermitteln Lust. In dieser Phase wird das Urvertrauen aufgebaut. Unterschieden werden die oral-erotische (1. Hälfte) von der oral-aggressiven (2. Hälfte) Phase, in der das Kind mit den Zähnchen auch zubeißen kann.

Orbitopathie

Endokrine·O. gerötete Augen,· ein- oder beidseitiger Exopthalmus, · Störungen der Bulbusmotilität,· Chemosis,· oft Doppelbilder,· weite Lidspalte,· oberhalb der Cornea sichtbare Sklera bei Blick geradeaus (Dalrymple-Zeichen)· Konvergenz-Schwäche (Moebius-Zeichen),· seltener Lidschlag (Stellwag-Zeichen),· Tremor der geschlossenen Lider,· Zurückbleiben des Oberlides bei Blicksenkung (Graefe-Zeichen),· blickrichtungsabhängige Augeninnendruckserhöhung,· Lidretraktion,· auch ohne Schilddrüsenüberfunktion möglich.

Organisation

Einhaltung interpersoneller Rollen und Subsystemgrenzen; hierarchisches Funktionieren; Koalitionen und Verteilung von Macht, Kontrolle und Verantwortung

Orgasmuskopfschmerzen

Ätiologie: Mehrere Subtypen werden diskutiert: · beidseitige, vom Nacken ausgehende, drückende Kopfschmerzen, die mit zunehmender sexueller Erregung ansteigen und vermutlich durch starke muskuläre Anspannung und hohen Blutdruckantieg verursacht werden. · Explosiver, schlagartig kurz vor dem Orgasmus auftretender Kopfschmerz (thunder clap headache), vermutlich durch hohen Blutdruckanstieg verursacht. Hier muß eine SAB ausgeschlossen werden. · ein lageabhängiger Kopfschmerz, ähnlich einem postpunktionellen Syndrom, der im Sitzen und Stehen zunimmt und im Liegen sistiert. Diskutiert wird ein während dem Orgasmus auftretendes Duraleck.
· In 5% der Betroffenen ist eine SAB, ein Hirnstamminfarkt oder eine Sinusthrombose Ursache der Kopfschmerzen. Therapieempfehlungen: Ausführliche Aufklärung und Besprechung der zuatzdiagnostischen Befunde. Bei aufkommenden Kopfschmerzen langsame Steigerung der sexuellen Aktivitäten. Entspannungstechniken.
Bei regelmäßig bei sexueller Betätigung auftretenden Kopfschmerzen Versuch mit NSAID (z.B. Ibuprofen 400mg einmalig), in den meisten Fällen ist keine Therapie möglich. Calciumantagonist nicht sinnvoll. Betablocker (z.B. Propanolol (40-200mg/Tag) regelmässig werden von manchen Autoren empfohlen, NW: Potenzstörungen !

Orientierungsstörungen

Orientierung meint das Bescheidwissen und Sichzurechtfinden in den zeitlichen und räumlichen Situationen und persönlichen gegenwärtigen Gegebenheiten. Zeitliche Orientierungsstörung: Der zeitlich Desorientierte weiß das Datum, den Tag, den Monat, das Jahr, die Jahreszeit nicht. Man spricht konventionell nicht von einer Orientierungsstörung, wenn ein mnestisch gestörter Kranker seine Lebensgeschichte nicht mehr zeitlich geordnet wiedergeben kann. örtliche Orientierungsstörung: Der örtlich Desorientierte weiß nicht, wo er ist. . Situative Orientierungsstörung: Der situativ Desorientierte hat keinen Überblick über die Situation, in der er sich gerade befindet (z. B. Untersuchung). Hier können wahnhafte Fehlorientierungen gemeint sein, z. B. wahnhafte Situations-und Personenverkennung.. Orientierungsstörung zur eigenen Person: Die Orientierung über die eigene Person meint das Wissen um den eigenen Namen und um die persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheit.

Oromandibuläre Dysfunktion

Gelenkgeräusche bei Kieferbewegungen,. eingeschränkte oder ruckartige Kieferbewegungen, Schmerz bei Kieferbewegungen, Sperre beim Kieferöffnen, Zusammenpressen oder Knirschen der Zähne, orale Fehlfunktionen wie Beißen oder Pressen im Bereich von Zunge, Lippen, Wange, nach IHS-Kriterien dem Kopfschmerz vom Spannungstyp zugeordnet (IHS 2.3), früher bekannt als Kiefergelenkssyndrom, myofasziales Schmerzsyndrom, Costen-Syndrom, cranio-mandibulare Dysfunktion, Temporomandibulargelenkssyndrom (TMJDS) oder temporo-mandibular joint pain

Osteochondrose

Bandscheibenverschmälerung wie bei Chondrose mit Sklerose der angrenzenden Deckplatten der Wirbelkörper.

Osteoporose

Bei Osteoporose (Knochenschwund) ist die Knochenmasse und damit die Bruchfestigkeit der Knochen vermindert. Von dieser Krankheit sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Eine schwere und besonders bei alten Menschen häufige Folge des Knochenschwundes sind Oberschenkelhalsbrüche. Sie führen nicht selten zu Pflegebedürftigkeit. Auch die Sterblichkeit der Betroffenen ist erhöht. . Die maximale Knochenmasse wird etwa um das 30. Lebensjahr erreicht. Vor allem bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte ist die Bilanz des Umbauprozesses mehr oder weniger stark negativ. Je schneller dabei der Knochenumsatz ist, desto rascher wird die Knochenmasse verringert. Von der Erkrankung betroffen sind vor allem Frauen nach der Menopause infolge des Wegfalls der knochenschützenden Östrogene. Die Diagnose einer Osteoporose wird vor allem durch ärztliche Untersuchung und Befragung, durch radiologische und klinische Feststellung von Knochenbrüchen und durch die Messung der Knochendichte gestellt. Hierbei ist die Bedeutung der Knochendichtemessung umstritten, da ein verminderter Knochendichtewert zwar einen Risikofaktor darstellt, aber noch keine Aussage über das Vorhandensein einer Osteoporose erlaubt. Patienten mit Osteoporose weisen im Durchschnitt zwar eine deutlich niedrigere Knochendichte auf, viele Menschen mit einer solchen Dichteverminderung erleiden jedoch lebenslang keinen Knochenbruch. Auch werden für die Knochendichtemessung verschiedene Methoden diskutiert, die noch nicht zu einer allgemeinen Übereinkunft geführt haben. Dennoch gibt es international festgelegte Grenzwerte für die "normale" Knochendichte, die sich auf die Dichteverteilung bei Gesunden stützen. Von einer schweren bzw. klinisch manifesten Osteoporose wird gesprochen, wenn die Knochendichte deutlich vermindert ist und bereits Frakturen eingetreten sind.Über Beschwerden klagen von Osteoporose Betroffene erst mit dem Auftreten von Knochenbrüchen. Die Brüche betreffen vorwiegend den Bereich der Wirbelsäule sowie Arme und Beine. Im Vordergrund stehen dabei akute oder chronische Schmerzzustände mit Bewegungseinschränkungen unterschiedlichen Ausmaßes. Das Entstehen von Osteoporose und damit das Risiko von Frakturen wird einerseits von körpereigenen Vorgängen beeinflußt, die z.T. anlage- oder alterungsbedingt sind; andererseits spielt eine Reihe von Risikofaktoren eine wichtige Rolle: Neben einer an sich niedrigen Knochendichte sind dies vor allem das Alter, die Hormonsituation (insbesondere eine frühzeitige Menopause), durch Osteoporose bedingte Frakturen bei den Eltern, Bewegungsarmut, Ernährungsverhalten (z.B. niedrige Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr), Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, einige Medikamente wie z.B. Kortison, Fehlbildungen, hagerer Körperwuchs und eine frühere Fraktur aufgrund einer Osteoporose. Vor allem die hüftgelenksnahen Frakturen, die überwiegend durch Stürze verursacht werden, werden von zusätzlichen Faktoren beeinflußt wie z.B. der Rüstigkeit der Betroffenen, die sich auf das Sturzrisiko und den Sturzverlauf auswirken.Viele Betroffene sind nicht in ärztlicher Betreuung, da die Verringerung der Knochenmasse allein nicht zu Beschwerden führt. Eine gesunde Lebensführung, insbesondere in bezug auf Bewegung und Ernährung trägt zur Prävention bei. Untersuchungen zeigen, daß die Knochendichte durch stärkere sportliche Betätigung und eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D positiv zu beeinflussen ist. Eine sog. Hormonersatztherapie bei Frauen nach der Menopause kann den Knochenabbauprozeß günstig beeinflussen. Über eine generelle Behandlung von Frauen nach den Wechseljahren mit Hormonen wird derzeit jedoch noch diskutiert. Neben dem positiven Einfluß auf die Knochendichte verringert sich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Das Krebsrisiko, z.B. für Brust- und Gebärmutterhalskrebs (siehe auch Kapitel 5.5 Mammakarzinom und 5.7 Zervixkarzinom) erhöht sich jedoch durch die Hormonersatztherapie, auch Gallensteinerkrankungen treten dadurch vermehrt auf. Vor allem bei älteren Menschen kommt dem frühzeitigen Erkennen und Vorbeugen einer Fallneigung eine große Bedeutung zu.Osteoporose (Teil 1) [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998