Vorbemerkung:                                                                                                                   02

dieses Lexikon ausgewählter neurologischer, psychiatrischer u. psychotherapeutischer Begriffe wurde modifiziert erstellt nach dem Glossar von Karl C. Mayer, - Neurologie, Psychiatrie, Psychoanalyse -  ( http://www.neuro24.de ), mit dem ich in einer Praxisgemeinschaft zusammenarbeite.

Die Gewähr für die Richtigkeit sowie Ansprüche aus den gemachten Angaben werden ausgeschlossen.

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Bachblüten

Der englische Arzt Edward Bach 1886-1936 gelangte im Laufe seiner Arbeit mit kranken Menschen immer mehr zu der Überzeugung, daß Krankheit ihren Ursprung im Seelischen hat. Folgerichtig suchte er nach einer natürlichen Heilmethode, die sich auf dieser Ebene der „charakterlichen Unzulänglichkeiten“ auswirkt. Er entdeckte, daß das energetische Potential bestimmter Blütenpflanzen auf die seelische Ebene der Menschen wirkt. Die Wirkung seiner Blütenkonzentrate hat Bach wie folgt beschrieben:    „Bestimmte wildwachsende Blumen, Büsche und Bäume höherer Ordnung haben durch ihre hohe Schwingung die Kraft, unsere menschliche Schwingung zu erhöhen und unsere Kanäle für die Botschaften unseres spirituellen Selbst zu öffnen und unsere Persönlichkeit mit den Tugenden, die wir nötig haben, zu überfluten und dadurch die Charaktermängel auszuwaschen, die unsere Leiden verursachen. (...) Sie heilen nicht  dadurch, daß sie die Krankheit direkt angreifen, sondern dadurch, daß sie unseren Körper mit den schönen Schwingungen unseres Höheren Selbst durchfluten, in deren Gegenwart Krankheit hinwegschmilzt wie Schnee an der Sonne.“ Bach ist davon überzeugt, daß die Einnahme der Blüte bzw. der Blütenmischung einen Impuls auf die menschliche Energie auslöst: Die disharmonische Schwingung im menschlichen Körper wird von der höheren Schwingung der Blütenessenz überlagert. Bei wiederholter regelmäßiger Einnahme wird so allmählich eine Harmonisierung eingeleitet; die negative seelische Haltung löst sich schließlich auf, und der Mensch hat wieder die Möglichkeit, positiv zu reagieren. Die Wirkung spielt sich also nicht auf der physischen Ebene des Körpers sondern auf dem sogenannten „energetischen Feld“ ab- behaupten die Anwender. Was das „energetischen Feld“ ist weiß niemand so genau. Es wird meist mit (primitiven Vorstellungen von) der Psyche gleichgesetzt. Ferner konzipierte Bach 38 Blütenkonzentrate, die grundsätzlich eine höhere Schwingungsfrequenz als die negativen Aspekte der seelischen Reaktionsmuster haben.  Die Bach-Blütentherapie ist medizinisch und rational nicht begründbar. Sie wird dem Spirituellen zugeordnet. Es handelt sich um eine sogenannte Plazebotherapie. 

Bandscheibenvorfall 

Bandscheiben-Protrusion: Vorwölbung des Gallertkerns in den intakten Faserring  Bandscheiben-Prolaps oder Vorfall: Vorwölbung des Gallertkerns in den nicht mehr intakten bzw. durchbohrten  Faserring   Bandscheiben-Sequester: abgerissene Anteile des Gallertkerns im Wirbelkanal Dorso-lateraler Prolaps führt zum Druck auf eine Nevenwurzel und zu Ausfallserscheinungen in dem von dieser Nervenwurzel versorgten Hautgebiet oder Muskel medio-lateraler Prolaps  führt manchmal „nur“ zu Rückenschmerzen kann aber auch wie oben zu den selben Ausfallserscheinungen führen. Dies hängt von der Weite des zur Verfügung stehenden Platzes im Wirbelkanal ab.medialer Prolaps: je nach Größe des Vorfalls „nur“ Rückenschmerzen oder Ausfälle wie oben, oder wenn eine starke Einengung erfolgt auch schlimme Ausfälle mit Blasen und Darmentleerungsstörungen, was glücklicherweise sehr selten ist, dann aber ein medizinischer Notfall ist. Ein Bandscheibenvorfall ist nur mit einer Kernspin- oder Computertomographie nachzuweisen. Auf Nativ-Röntgenaufnahmen ist lediglich eventuell eine Verschmälerung des Bandscheibenraumes zu erkennen. Eine Computertomographie ist erst dann indiziert, wenn auch entsprechende Nervenausfallserscheinungen oder Muskellähmungen vorliegen und/oder eine Operation geplant ist. (OLG Schleswig, Urt.v. 25.11.1992, 4U56/90)

Balintsyndrom

1909 berichtete Balint  über einen Patienten, der nach zweimaligen, plötzlichen Schwindelanfällen (bei vollem Bewußtsein) deutliche Sehstörungen sowie Probleme in der Kontrolle seiner dominanten rechten Hand bemerkte, infolge derer er weder lesen noch schreiben konnte und zahlreiche Probleme bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten hatte. Balint stellte folgende Symptome als typisch für das von ihm beschriebene Syndrom heraus: 1. die Unfähigkeit, die verschiedenen einzelnen Elemente, die eine visuelle Szene zusammensetzen, als Ganzes wahrzunehmen (räumliche Störung der Aufmerksamkeit oder Simultanagnosie), 2. eine Störung von Handbewegungen unter visueller Kontrolle (optische Ataxie) und 3. die Unfähigkeit, zielgerichtete Augenbewegungen auszuführen (Seelenlähmung des Schauens).   Balint-Syndrom ist eine ebenso seltene wie schwerwiegende neurologische Erkrankung, welche die betroffenen Personen derartig einschränkt, daß sie sich oft wie Blinde bewegen. Das erstmals von Rudolph Balint  beschriebene und nach ihm benannte Krankheitsbild tritt zumeist nach bilateralen posterior-parietalen Läsionen auf. 

Balint-Gruppe

(Michael B. Arzt,  Psychotherapeut, 1896-1970, Budapest, England). Kleiner Kreis sich regelmäßig zusammenfindender  Ärzte, Psychologen oder Pädagogen, die anhand einschlägiger Fälle aus der eigenen Praxis im gegenseitigen Gespräch unter Leitung eines Psychotherapeuten die psychodynamischen Zusammenhänge zwischen Arzt und Patienten aufzuhellen suchen, um Fehlbeziehungen abzubauen und Spannungen zu beseitigen.

Balken

eine die beiden Großhirnhälften verbindende Masse querverlaufender markhaltiger Nervenfasern.

Ballismus

Wie bei der Chorea handelt es sich auch hierbei um schnelle Kontraktionen wechselnder Muskelgruppen, jedoch proximal betont, so daß grobe Schleuderbewegungen resultieren, bei denen die Patienten den Halt verlieren und hinfallen können. Die ballistische Hyperkinese kommt fast stets als Hemiballismus vor.

Baranyscher Zeigeversuch

Den Zeigefinger des hochgehobenen und gestreckten Armes soll der Patient nach vorausgegangenen Zielübungen unter Augenkontrolle, dann nach Augenschluß langsam von oben her senkrecht auf ein Ziel hin senken. Bei peripheren Vestibularisstörungen wird dabei ein Vorbeizeigen nach der kranken Seite als Auswirkung einer gestörten Koordination gesehen.

Basedow-Krankheit

Schilddrüsenfunktionsstörung, die zu einer Überproduktion des Hormons Thyroxin führt. Die beschleunigten Stoffwechselprozesse können zu Ruhelosigkeit, Reizbarkeit und Angst führen.

Bauchhautreflexe

löst man aus durch leichtes Bestreichen der vier abdominalen Quadranten mit einer Nadel. Diese Reflexe sind bei zentralen Schädigungen meistens abgeschwächt; ebenso aber auch bei Dickleibigkeit oder schlaffen Bauchmuskeln, z.B. nach einer Schwangerschaft.

Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn

Der Kranke erlebt ich selbst als Ziel von Feindseligkeiten. Er wähnt sich von seiner Umwelt bedroht, gekränkt, beleidigt, verspottet, verhöhnt, die Umgebung trachte nach seinem Hab und Gut, nach seiner Gesundheit, ja, nach seinem Leben.  Querulantenwahn: eine besondere Form des Beeinträchtigungswahnes, wobei meistens eine Kränkung und der daran anschließende Kampf ums Recht beherrschend sind.

Befindensstörungen

Hier tritt der Kranke als Subjekt voll in Erscheinung. Hier wirken sich dann aber auch zahlreiche Faktoren aus, die in der naturwissenschaftlich begründeten Medizin früher weitgehend mißachtet wurden.Dabei gilt es zunächst festzustellen, daß Befindensstörungen natürlich oft zum Wesen einer körperlichen speziell neurologischen Erkrankung gehören. Sie sind ein Kriterium somatischer abnormer Prozesse. Sie können typisch für das Vorliegen bestimmter Befunde sein. Man sollte aber auch nicht primär ausschließen. daß sie Frühsymptome einer Erkrankung sind, die sich objektiv noch nicht oder allenfalls andeutungsweise zeigt. Selbstverständlich kann es sich dabei auch um gänzlich neue Krankheitsbilder handeln. Andererseits können Befindensstörungen sehr viele Ursachen haben, solche rein aktualsituativer Art, familiäre Sorgen, berufliche Probleme, wirtschaftliche Krisen, jedoch auch eine überempfindliche Wesensart, neurotische Entwicklungen und das gleichzeitige Vorliegen einer Psychose (endogene Depression). Lineare Rückschlüsse aus Befindensstörungen auf ein bestimmtes Krankheitsbild sind meist nicht möglich: dies auch, weil Befindensstörungen häufig nicht nur eine, sondern mehrere Ursachen haben, die sich kombinieren.

Behandlungserwartungen

Behandlungserwartungen  für Psychotherapie (BE): erfaßt Erwartungen bezüglich der Instrumentalität psychotherapeutischer vs. organmedizinischer Behandlungsmaßnahmen für die Remission eigener akuter Beschwerden sowie bezüglich der dabei eingenommenen Patientenrolle; hohe Skalenwerte indizieren eine starke Präferenz für psychotherapeutische Maßnahmen und eine hohe Bereitschaft zur Übernahme einer aktiven Rolle in der Behandlung.

Belastungsreaktion, akute

Eine vorübergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden Bewältigungsmechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schweregrad der akuten Belastungsreaktionen eine Rolle. Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von "Betäubung", mit einer gewissen Bewußtseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Diesem Zustand kann ein weiteres Sichzurückziehen aus der Umweltsituation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor, siehe F44.2) oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Fluchtreaktion oder Fugue). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurück. Teilweise oder vollständige Amnesie (siehe F44.0) bezüglich dieser Episode kann vorkommen. Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung gezogen werden.

Belastungsstörung, posttraumatische

Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z.B. zwanghafte oder asthenische Persönlichkeitszüge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz, die wenige Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. In wenigen Fällen nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung (F62.0) über.

Belohnung

Ein positives Ereignis oder ein positiver Reiz, der auf eine Reaktion folgt und diese Reaktion verstärkt. Belohnte Reaktionen treten mit größerer Wahrscheinlichkeit auf.

benigne

gutartig.

Benommenheit

Leichte Beeinträchtigung von Bewußtsein und Wachheit. Häufig bei Angst als Schwindel beschrieben aber auch bei Stoffwechselkrankheiten, Infektionen, Gehirnkrankeheiten, Hypotonie, Anämie usw.

Bereitschaft (Preparedness, auch Vorbereitung)

Nach Seligman bei der klassischen Konditionierung die biologische Prädisposition, auf bestimmte Reize besonders empfindlich zu reagieren und diese schnell mit einem unkonditionierten Reiz zu verbinden (z.B. Angst vor Schlangen). Biologisch vorbereitet ist dabei die Bereitschaft, bestimmte Reiz-Reaktions-Verbindungen zu erlernen.

berufliche Identität

Beziehungen zwischen beruflicher Identität, Persönlichkeit und beruflicher Laufbahnentwicklung. Beruf und berufliche Arbeit spielen im Leben der meisten Menschen eine bedeutsame Rolle: Kinder und Jugendliche werden immer wieder mit der Frage konfrontiert, was sie einmal werden wollen und unter Erwachsenen wird häufig die Frage gestellt, wer bzw. was man (beruflich) ist. Ausbildungs- und Berufstätigkeit und -zugehörigkeit sind in diesem Sinne ein zentrales identitätsstiftendes Merkmal der Person, berufliche Identität ist ein wesentlicher Teilaspekt der personalen Identität und Persönlichkeit eines Menschen. Nach der berufsbezogenen Perönlichkeitstheorie von Holland (1997) ist berufliche Identität (´vocational identity´) ist in dem Maße gegeben, in dem eine Person ein klares und stabiles Bild ihrer eigenen Ziele, Interessen und Fähigkeiten besitzt. Vorliegende angloamerikanische Forschungsbefunde legen nahe, daß eine gut entwickelte berufliche Identität als ein genereller Hinweis auf eine gelungene berufliche und personale Anpassung bzw. auf psychische Gesundheit angesehen werden kann (Holland, 1997). 

Bestätigungsdiagnostik

Bezeichnung für die Tendenz, eine bestimmte diagnostische Hypothese durch eingeengte oder verzerrte Befunderhebung oder Befundinterpretation zu »bestätigen«.

Beta- (Rezeptoren-) Blocker

Medikamente mit breitem Indikationsspektrum: vorbeugend gegen Angina pectoris oder Migräne, ferner zur Infarktvorbeugung (Rückfallgefahr) sowie bei Überfunktion der Schilddrüse, Hochdruck, Zittern etc. Zum Teil gegen körperliche Angstzeichen (Zittern, Herzrasen) eingesetzt. Keine Abhängigkeitsgefahr.

Betäubungsmittel

Betäubungsmittel ( BtM) dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegende Wirkstoffe, die zur Abhängigkeit führen können. Diese sind in 3 Anlagen zum BtMG einzeln aufgeführt: Anlage I enthält nicht verkehrsfähige u. daher nicht verschreibbare Stoffe (z.B. Diamorphin [Heroin], Lysergid [LSD], Mescalin u. die Wirkstoffe des Haschisch [Cannabinole]).Anlage II enthält verkehrsfähige (z.B. zur Verwendung als Rohsubstanzen für Arzneimittelzubereitungen oder Synthesen) Stoffe, die aber nicht als Reinsubstanzen verschrieben werden dürfen (z.B. Codein, Dihydrocodein). In Arzneimittelzubereitungen (mit gesetzlich festgelegter Dosis- bzw. Konzentrationsbegrenzung) unterstehen sie dagegen nicht der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV), sondern können wie andere normale Arzneimittel (ohne BtM-Rezept) verschrieben werden. Anlage III enthält die Stoffe, die nach den Regeln der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) als BtM verschreibungsfähig sind. Sie ist weiter in 3 Teile untergliedert. Teil A enthält neben »klassischen BtM« (z.B. Morphin, Hydromorphon, Levomethadon, Piritramid, Pethidin, Pentazocin, Nabilon, Tilidin [Ausnahme, wenn die abgeteilte Menge <= 300 mg mit Zusatz von 7,5% Naloxon], Buprenorphin, Cocain; s.a. Opioide) auch zentral erregende Stoffe (»Psychoanaleptica«) wie Amphetamin, Metamphetamin, Phenmetrazin u. Methylphenidat. Die Teile B u. C enthalten als »psychotrope Stoffe« v.a. Schlaf- u. Beruhigungsmittel (z.B. Barbiturate, Benzodiazepine), die unterhalb angegebener Konzentrationen wie andere verschreibungspflichtige Arzneimittel gehandhabt werden können.

Beugeautomatismen

häufig nachts auftretende unwillkürliche, automatische, schmerzhafte Kontraktionen der Beugemuskeln, u.a. der Beine (Beine an den Leib gezogen), wobei willentliches Gegenstrecken nicht möglich ist.

Beziehungsideen

Der Eindruck, daß zufällige Begebenheiten und äußere Ereignisse eine besondere und ungewöhnliche Bedeutung speziell für den Betroffenen haben. Dieser ist vom Beziehungswahn (s.u.)zu unterscheiden, bei dem an diesem Glauben mit wahnhafter Überzeugung festgehalten wird.

Beziehungswahn

Im Vordergrund steht hier die wahnhafte Eigenbeziehung, in der Menschen und Dinge der Umwelt in abnormem Bedeutungsbewußtsein auf den Kranken selbst bezogen werden. Die Kranken sind der festen Überzeugung, daß Ereignisse in ihrer Umwelt, die sich in Wirklichkeit nicht auf sie beziehen, für sie eine bestimmte Bedeutung haben. Das Gespräch anderer Menschen bezieht der an einem Beziehungswahn Leidende auf sich, das flüchtige Gestreiftwerden vom Blick eines zufällig begegnenden Fremden bedeutet z. B., daß dieser dem Kranken eine wichtige Botschaft übermittelt. Der Kranke fühlt sich im Mittelpunkt der gezielten Aufmerksamkeit seiner Umwelt, selbst aus völlig unbedeutenden Ereignissen entnimmt er mit unerschütterlicher Gewißheit Signale, die ihn in ganz besonderer Weise angehen. Der Beziehungswahn kann isoliert vorkommen oder auch als Unter- und Hintergrund für andere Wahnformen, besonders für den Verfolgungswahn, Größenwahn, dann nur die jeweilige Wahnform markieren. Der Liebeswahn ist eine besondere Form des Beziehungswahnes mit der wahnhaften Überzeugung, von einer bestimmten Person geliebt zu werden.

Bewegungsmangel

Schülerinnen und Schüler verbringen einen Großteil des Tages in der Schule, die ihrerseits nur in begrenztem Maß Angebote macht, die dem kindlichen Bewegungsbedürfnis entsprechen. Uns interessierte, in welchem Maß sich Kinder der Grundschule bewegen und in welcher Beziehung das Ausmaß ihrer Bewegung zu ihrer psychischen Gesundheit, ihrem körperlichem Wohlbefinden, zur Aufmerksamkeitsleistung, dem Einbezogensein in aggressives Handeln und zu unangemessener Motorik steht. Dazu wurden per Zufallsauswahl 269 Schülerinnen und Schüler 3. und 4. Klassen verschiedener Schulen in der Region Halle befragt. Es wurde die kurzzeitliche Aufmerksamkeitsleistung mit dem d2 (Brickenkamp) erfasst, der Body-Mass-Index und das Schultaschengewicht ermittelt und Befragungen zum Bewegungsprofil der Schülerinnen und Schüler sowie zu schulischen Bewegungsangeboten durchgeführt. Des weiteren wurden mittels Fragebögen die aktuellen körperlichen Beschwerden (Grob et al., 1991), das aktuelle Befinden (Dalbert 1992), die Depressivität (sensu Hautzinger & Bailer, 1993), die Einbindung in aggressives Verhalten innerhalb der Schule sowie das Ausmaß an Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung erfasst. In Übereinstimmung mit den Hypothesen stand Bewegungsmangel in bedeutsamer Beziehung zu den Maßen des Wohlbefindens, der Gesundheit sowie dem Einbezogensein in aggressives Verhalten. Darüber hinaus wies der Bewegungsmangel eine Beziehung zu Hyperaktivität auf, die durch die Befindlichkeitsmaße vermittelt wurde. 

Bewußtseinsstörungen

Störungen des gesamten Erlebens und Verhaltens in unterschiedlichem Grade. Störung der Aktivität, der Klarheit (Eindeutigkeit der eigenen Perzeption und Intention) und Zielgerichtetheit in der Zuwendung zur Umwelt, der Aufmerksamkeit, des sensoriell-sensiblen Auffassens, der Ansprechbarkeit, der Fixierbarkeit im Gespräch, der Reagibilität auf Umweltreize, der Orientierung des Denkens, Wollens und Handelns, einschließlich der Wachheit (Vigilanz). Meist kombinieren sich qualitative Bewußtseinsstörungen (z. B. Einengung, Verschiebung) mit quantitativen (intensitativen) Bewußtseinsstörungen (z. B. Minderung über Vigilanzstufen).. Bewußtseinsverminderung: Vigilanzherabsetzung verschiedenen Grades von Benommenheit (leicht) über Somnolenz (mittel) bis Sopor/Präkoma/Koma (schwer). Der Kranke ist apathisch, stark verlangsamt und schläfrig,schläft immer wieder ein, ist aber weckbar (Somnolenz) oder   nur noch mit Mühe weckbar (Sopor). Bewußtseinstrübung: Damit ist gemeint eine Bewußtseins-/Störung im Sinne mangelnder Klarheit der Vergegenwärtigung des Erlebens im Eigenbereich oder in der Umwelt. Eine Bewußtseinstrübung kann kontinuierlich bestehen oder intermittierend (zerstückeltes Bewußtsein). Bewußtseinseinengung: Damit ist gemeint eine Einengung des Umfanges dessen, was im Lichte des Bewußtseins erscheint. Dies geschieht zum Beispiel durch Fixierung, Faszination auf ein bestimmtes Erleben (innenweltlich oder außenweltlich). Charakteristisch ist eine verminderte Ansprechbarkeit auf Außenreize. Bewußtseinsverschiebung: Bewußtseinsveränderung gegenüber dem durchschnittlichen Tageswachbewußtsein, die mit dem Gefühl der Intensitäts- und Helligkeitssteigerung hinsichtlich Wachheit, Wahrnehmung innerpersonaler oder außenweltlicher Vorgänge, Vergrößerung des dem Bewußtsein erfahrbaren Raumes, Horizontes (gegenüber den Alltagsgrenzen), der Tiefe (der Wirklichkeitsschau) auftritt. Kommt spontan, intentioniert (z. B. Meditation), toxisch (Halluzinogene) und bei manchen endogenen Psychosen (beginnende Schizophrenie, Manie) vor. Bewußtseinssteigerung/Bewußtseinserweiterung. Unscharfe Begriffe für subjektive Phänomene wie hellere, wachere Aufnahme der Umwelteindrücke, reichere Auffassung und Kombinationsfähigkeit sowie Erinnerungstätigkeit (manchmal mit verändertem Zeiterleben) etc. Die Wahrnehmung erscheint lebhafter, stärker gefühlsbetont, ggf. Synästhesien. Das Erleben erscheint auf andere, ungewohnte Dinge des Alltags ausgerichtet. Manchmal beglückt-gehobene Stimmung mit inneren Licht- und Energieerlebnissen und kosmischer Verbundenheit. Oft verbunden mit Drogenkonsum ( Halluzinogene).

Bewußtlosigkeit

(Koma): unerweckbarer Zustand. Keine gerichteten Bewegungen mehr auf Reize jeglicher Art. Die Augen sind geschlossen und werden weder auf Anruf noch auf Schmerzreize hin geöffnet. Ungerichtete Abwehrbewegungen jedoch möglich. Dieser Zustand läßt sich durch die begleitenden neurologischen Befunde in einzelne Stadien unterteilen, die für die Prognose (Krankheits-Vorhersage, Heilungsaussichten) bedeutsam sind (gemessen an Pupillen- und muskulärer Reaktion, an Augenbewegungen, Atmung, verbalen Äußerungen u. a.). Somnolenz: leichteste Form der Bewußtseinsminderung. Patient schläft immer wieder ein, ist aber durch optische, akustische oder sensible Reize erweckbar. Manchmal grenzt man hier noch die Benommenheit ab, wenn der Patient zwar wieder spontan, jedoch verlangsamt und mit eingeengter Aufmerksamkeit handelt. Sopor: weitgehend kontinuierlicher schlafähnlicher Zustand, aus dem der Patient nur durch starke Reize unvollständig erweckbar ist. Er reagiert mit diffusen oder gezielten Abwehrbewegungen oder motorischen Unmutsäußerungen. Eine geordnete verbale Kontaktaufnahme ist jedoch mehr nicht möglich.

Beziehungsideen

Wahnvorstellungen, bei denen in offensichtlich bedeutungs- oder zusammenhangslosen Bemerkungen und Handlungen anderer, aber auch Ereignisse, persönliche Bedeutung im Sinne eines Bezugs zum Betroffenen interpretiert wird.

Bias

(Englisch für Voreingenommenheit). Verzerrte bzw. selektive Wahrnehmung, z.B. depressive Fehlinterpretation einer objektiv neutralen Situation als negativ.

Bindungen

Bindungen haben zweierlei Funktionen, einmal Schutz und Entspannung bei Angst und Gefahr und zweitens entspanntes Kennenlernen der Umwelt im Schutz der sicheren Basis. Beide Aspekte sind notwendige Voraussetzungen für Anpassung im biologischen Sinn. Darum gilt als Kennzeichen einer sicheren Bindung auch konzentriertes Explorieren, wenn im Schutz der Bindungsperson die Umwelt ungefährlich ist. Teil der Definition von Bindungssicherheit ist das Konzept Sicherheit der Exploration mit folgenden Merkmalen: 1. Realistische Wahrnehmung der Gefährlichkeit/Ungewißheit einer Situation. 2. Erwartung, daß alle Signale der Hilfsbedürftigkeit aber auch der Wunsch nach ungestörter Exploration feinfühlig beantwortet werden. 3. Erwartung, daß sich die Bindungsperson bei engagiertem Tun nicht ungefragt einmischen wird, aber auch, daß der Schutz nicht verweigert wird. 4. Bei explorativer Verunsicherung Erwartung, daß Unterstütung und Anleitung so feinfühlig gegeben wird, daß die Aufgabe ohne Unterbrechung der Konzentration weiter verfolgt werden kann und mit eigenen Kräften und Fähigkeiten meistern kann. Empirisch und prospektiv läßt sich zeigen, daß väterliche feinfühlige Herausforderung im Spiel mit dem Kleinkind langfristig die Sicherheit der Exploration fördert, z. B. gemessen an Fremdbeurteilungen im Alter von 16 Jahren. Auch in einer traditionellen Kultur (Trobriand Inseln) explorieren Kleinkinder mit sicherer Bindung zur Mutter häufiger ´fremde´ Spielsachen als Kinder mit unsicherer Mutter-Bindung. Der menschliche Säugling ist verhaltensbiologisch präadaptiert auf erwachsene Mitmenschen. Bindungen an besondere Erwachsene entwickeln sich durch die Art, wie diese die Kommunikation seiner Bedürfnisse beantworten: Nehmen sie diese wahr, interpretieren sie sie richtig, und reagieren sie angemessen und prompt. Dies bewirkt bereits mit 12 Monaten sichere oder verschiedene unsichere Organisationen von Bindungsgefühlen und -verhalten (Ainsworth). Sie sind in diesem Alter (noch) nicht kind- sondern beziehungsspezifisch. Kognitive Entwicklungen bewirken später einen ersten Übergang von ziel-orientiertem zu ziel-korrigiertem Verhalten (Bowlby). Dabei werden je nach Bindungsqualität eigene Absichten und Repräsentationen zunehmend mit denen der Bindungspersonen abgestimmt. Sprachliche Diskurse spielen bei der Entwicklung solcher narrativer Autobiographien eine zentrale Rolle (Nelson). Sprachliche Kohärenz betrifft dabei einmal die linguistische Stimmigkeit des Gesagten, und zum andern die Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Geschehen. Dies führt zum zweiten Übergang zu narrativen Repräsentationen von Bindung wie im Adult Attachment Interview (Main). Die Vielzahl von Kriterien zur Bewertung Innerer Arbeitsmodelle Erwachsener auf der Grundlage sprachlicher Repräsentation von Bindung wird wie folgt gesehen: Das handlungsfähige Individuum lernt durch Einbindung in seine soziale Mitwelt (´Ressourcenaktivierung´) realistische Ziele in seiner wirklichen Umwelt (´Perspektiven´) zu verbinden mit seiner kognitiven und emotionalen Innenwelt und mit seinen Kompetenzen (´Motivklärung´). Dies steht im Dienste individueller Anpassungen an psychologische Komplexität und führt zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen. Dabei spielen evolutionsbiologische (Donald), psycholinguistische (Nelson), kognitiv- entwicklungspsychologische (Harris, Meins) und klinische (Fonagy, Grawe) Ansätze mit. Sogar Aspekte moderner Intelligenzforschung, die von der Herstellung internaler Kohärenz und externaler Korrespondenz ausgeht (Sternberg) tragen zu dieser, wie es scheint, bei weitem umfassensten Integration umfassender theoretischer und empirischer Erkenntnisse bei. Die Bindungstheorie geht davon aus, daß in Abhängigkeit von frühen Beziehungserfahrungen verschiedene Bindungsstile im Sinne adaptiver Verhaltensmuster entstehen. Main (1990) spricht von der Entwicklung einer primären Bindungsstrategie, wenn Wünsche nach Zuwendung und Unterstützung zuverlässig befriedigt wurden. Ein Mangel an derartigen Erfahrungen führt dagegen zur Entstehung sekundärer Bindungsstrategien: Nicht vorhersagbare Zuwendung hat eine hyperaktivierende Bindungsstrategie zur Folge, eine deaktivierende Bindungsstrategie entwickelt sich aufgrund nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen verfügbarer Bezugspersonen. Kobak und Cole (1994) postulieren, daß bei vorliegender Deaktivierung des Bindungsverhaltenssystems bindungsrelevante Informationen (und zugehörige Gefühle) vom Bewußtsein ferngehalten werden, bei einer Hyperaktivierung werden sie hingegen intensiver wahrgenommen.Im Mittelpunkt der Bindungstheorie steht die Annahme, daß Kinder gegen Ende ihres ersten Lebensjahres eine differentielle Beziehungsqualität gegenüber ihrer primären Bezugsperson entwickelt haben, die den weiteren Entwicklungsverlauf ausschlaggebend beeinflußt. Eine zentrale Annahme der Theorie besagt, daß individuelle Unterschiede der Bindungsmuster wie sie in der Fremde-Situation beobachtet werden können auf unterschiedliche Erfahrungen der Kinder während ihres ersten Lebensjahres zurückgeführt werden können. Diese Erfahrungen werden mittels des Konzeptes mütterlicher "Feinfühligkeit" beschrieben und untersucht. Meta-Analysen und aktuelle Studien zeigten jedoch, daß die empirischen Befunde diese Annahme noch nicht eindeutig bestätigen konnten. Insbesondere sind Vorhersagen aufgrund sehr früher Interaktionsanalysen noch relativ selten.    Wenn Kleinkinder im Alter von rund einem Jahr bei einer Trennung von der Mutter heftige Tränen vergießen, müssen sich die Eltern keinerlei Sorgen machen. Eine solche Reaktion des Kindes sei völlig normal, sagte der Kinderpsychiater Dr. Karl Heinz Brisch, Leiter der Kinderpsychosomatik am Dr. von Haunerschen Kinderspital im Vorfeld des internationalen Kongresses zur frühkindlichen Bindung,.Anlass zur Sorge bestehe vielmehr bei den pflegeleichten Kleinkindern, die ohne Probleme bei anderen Personen blieben, sagte Brisch. Bei "pflegeleichten" Kindern liege oft eine Störung in der frühkindlichen Bindung an die Hauptbezugspersonen vor. Diese pseudo- autonomen Kinder ließen sich den Trennungsschmerz nicht anmerken, bezahlten dies aber mit großem inneren Stress. In mehreren Studien sei belegt worden, dass diese Kinder in solchen Situationen extrem viel Stresshormone ausstoßen, auch wenn sie äußerlich cool bleiben. Die Ausbildung der emotionalen Bindung, die ein Kind im Laufe des ersten Lebensjahres an seine Hauptbezugspersonen entwickle, habe Auswirkung auf das gesamte spätere Leben. Mit dem Alter von rund einem Jahr sei für das Kind die Hauptbindungsperson nicht mehr beliebig austauschbar. Bindungsgestörte Kinder könnten im Extremfall psychosomatisch derart reagieren, dass sie nicht mehr wachsen. Dies sei eine Reaktion auf den gravierenden Mangel an Zuwendung, erklärte Brisch. Nach den Ergebnissen mehrerer Studien zeigen nur rund 65 Prozent aller Kinder ein sicheres Bindungsverhalten, beim Rest liegen mehr oder weniger gravierende Bindungsstörungen vor, hieß es. Die Experten warnten Eltern vor Drohungen mit einer Trennung nach dem Muster "Wenn du nicht zu weinen aufhörst, lasse ich dich allein". Die Kinder würden nach solchen Äußerungen schnell lernen, Bindungsverhalten nicht mehr zu zeigen und nicht mehr zu weinen – der Preis dafür könnten aber psychische Störungen sein  Die Unterbringung von Kleinkindern in Kinderkrippen sei unter bindungspsychologischen Aspekten kein Problem, wenn es eine ausreichend lange Eingewöhnungsphase gebe, sagte Brisch. In dieser Phase könne sich das Kind eine Ersatz-Bindungsperson suchen. Drei Tage für eine Eingewöhnung seien aber viel zu kurz. Die Mütter müssten 14 Tage oder drei Wochen mit in die Kinderkrippe gehen und anfangs noch die ganze Zeit dableiben. Auch für die Eingewöhnung von Dreijährigen im Kindergarten müssten rund 14 Tage veranschlagt werden, aber hier liege bei den meisten Kindergärten noch viel im Argen.

Biofeedback

Biofeedback Physiologische (häufig vom vegetativen NS gesteuerte) Reaktionen werden dem Klienten apparativ zurückgemeldet. (Pulsfrequenz, Muskelspannung) so daß er lernt, diese zu beeinflussen. 

Bipolar

Störungsverlauf einer  affektiven Störung, bei dem sowohl manische als auch depressive Phasen vorkommen. Gegensatz zu  monopolar. Bipolare Störung. Psychische Störung, bei der Episoden von Manie und Depression oder nur Manie auftreten Es handelt sich um eine Störung, die durch wenigstens zwei Episoden charakterisiert ist, in denen Stimmung und Aktivitätsniveau des Betroffenen deutlich gestört sind. Diese Störung besteht einmal in gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieb und Aktivität (Hypomanie oder Manie), dann wieder in einer Stimmungssenkung und vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression). Wiederholte hypomanische oder manische Episoden sind ebenfalls als bipolar zu klassifizieren.

Bizarres Verhalten

Ungewöhnliches, der Situation nicht angepaßtes Verhalten, das vom jeweiligen kulturellen und sozial bestimmten Standard abweicht (z.B. Spucken, Rülpsen, obszöne Worte, Grimassieren, distanzloses Verhalten etc.).

Black – box

 (blackbox nach Stangl)Im Prinzip versucht der Behaviorist den Organismus (sowohl den menschlichen als auch den tierischen) nach dem Vorbild einer Maschine zu verstehen. Einer Maschine allerdings, in die er nicht hineinsehen kann ("black box"), sondern deren Funktionsweise nur aus dem Input (Reize) und dem Output (Reaktion) zu erschließen ist. Psychische Vorgänge werden dabei also in Reiz-Reaktions-Verbindungen aufgelöst (daher auch die Bezeichnung "Reiz-Reaktions-" bzw. "Stimulus-Response-Psychologie). Interessant für den Behavioristen sind vor allem die Gesetzmäßigkeiten zwischen Reiz und Reaktion, die Gesetze des Verhaltens.

Blepharospasmus

Er imponiert meist als unwillkürlicher, intermittierend kräftiger Lidschluss. Daneben kann der tonische Blepharospasmus und der Lidöffnungs-Inhibitions-Typ (Lidapraxie) abgegrenzt werden. Die Störung kann zu einer funktionellen Blindheit führen.  Die Behandlung mit Botulinumtoxin gilt international inzwischen als Therapie der Wahl. Bewährt hat sich ein standardisiertes Schema mit subkutanen Injektionen am medialen und lateralen Rand des Oberlids sowie an einer bis zwei Stellen des Unterlids.

Blinkreflex

Lidschlußreflex. Beklopfen der Nasenwurzel mit dem Reflexhammer oder Finger löst Lidschluß aus. Fehlen ist Krankheitszeichen.

Blutungen, intracerebrale

Intracerebrale Blutungen sind bei 10-15% der Patienten die Ursache eines Schlaganfalles. Die Wahrscheinlichkeit nimmt mit dem Alter zu. Bluthochdruck ist mit 70% die häufigste Ursache. Alkoholkonsum in großen Mengen erhöht das Risiko auf das 5-6 fache. Auch andere Drogen können dieses Risiko erhöhen (Kokain, Ecstasy, Crack, Amphetamine, alle Sympathomimetika). Seltene Ursachen sind Traumen, Hormonschwankungen, Gerinnungsstörungen,  Gefäßmißbildungen, Amyloidangiopathien, Aspirin, Antikoagulantienbehandlung oder thrombolytische Therapien.

Borderline-(Persönlichkeits-)Störung 

in Psychiatrie, Psychotherapie u. Psychoanalyse nicht einheitlich definierter Begriff; i.w.S. eine Persönlichkeitsstörung auf der »Grenzlinie« (engl. borderline) zwischen Neurose u. Psychose. Psychotische - meist spontan rückläufige - Episoden können auftreten; unterscheidet sich von der Psychose durch die (weitgehend) intakte u. reproduzierbare Realitätsprüfung. Das psychoanalytische Modell einer spezifischen Ich-Struktur (nach Kernberg) geht von einer frühkindlichen psychischen Fehlentwicklung aus (u.a. radikales Auftrennen der Objektrepräsentanzen in gut u. böse; Abwehrmechanismen wie Spaltung, Idealisierung, Verleugnung, Omnipotenz, Entwertung). .Nach ICD 10: Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle; und ein Borderline- Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbstbildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizidversuchen. Nach DSM-IV Persönlichkeitsstörung bzw. psychische Störung im Grenzgebiet zwischen (schizophrener) Psychose und Neurose (je nach Klassifikation). Verschiedene Definitionsansätze. Bestimmte Charakterart mit Symptomen an der Grenze von noch neurotisch und flüchtig psychotisch. Bedeutungsgleiche bzw. -ähnliche Begriffe sind Borderlinesyndrom, Borderlinepatient, Borderlinepersönlichkeit, Borderlineneurose. Das Beschwerdebild ist vielgestaltig: häufig hypochondrische Reaktionen, Neigung zu Ängsten (z.B. vor dem Alleinsein), Beziehungsstörungen (z.B. teils idealisierende Verklärung, teils Abwertung ein und derselben Person), Gefühl der Isolierung, Stimmungsschwankungen, ausgeprägte Unsicherheit (Berufswahl, Geschlechtsrolle, zwischenmenschlich). Neigung zur Selbstbeschädigung, z.B. durch Alkohol- oder Drogenmißbrauch, aber auch gesellschaftliche Selbstschädigung durch Glücksspiel etc., ferner aggressive Zustände (chronische Gereiztheit, Zorn, Wut, Erregungszustände, Empfindlichkeit gegen Kritik), sexuelle Störung, Gefühl der Leere und Langeweile etc. Behandlung: stützende, begleitende Psychotherapie über längere Zeit, ggf. atypische Neuroleptika und Antidepressiva.. 

Borderline-Syndrom nach Rohde-Dachser , Das Borderline Syndrom, Hans Huber Bern, 1979 

  • Chronische, frei-flottierende Angst: Die Angst, die häufig als allgegenwärtig erfahren wird, kann von Individuen mit einer Borderline-Störung vor allem dann eingesetzt werden, wenn andere bewußtseinsnahe, aber unvereinbare Affekte zugedeckt werden sollen.

  • Multiple Phobien Hierzu gehören vor allem Phobien, welche die Körperlichkeit oder die leibliche Erscheinung betreffen (z.B. Errötungsphobie, Furcht vor öffentlichen Auftritten oder vor dem Angeschautwerden) und mit Beschämungsängsten verbunden sind.

  • Zwangssymptome, die vorübergehend die Qualität unumstößlicher Gewißheit erhalten Zwangsgedanken (z. B. hypochondrischen oder paranoiden Inhalts), die lange Zeit als Ich-fremd erfahren werden, können vorübergehend (wie beim psychotischen Individuum) Ich-synton werden, wobei sich die Realitätsprüfung nach einigen Stunden oder Tagen wieder einstellt.

  • Multiple, bizarre Konversionssymptome Hierunter fallen chronische oder auch massive monosymptomatische Konversionssymptome, Konversionssymptome mit der Tendenz zu Körperhalluzinationen oder mit bizarren Bewegungsabläufen.

  • Dissoziative Reaktionen Traum- oder Dämmerzustände, häufig schwere Depersonalisationserlebnisse werden vom Borderline-Patienten leicht übersehen, weil sie für ihn etwas sehr Vertrautes darstellen.

  • Depression Die Borderline-Depression stellt sich zumeist im Anschluß an den Zusammenbruch eines grandiosen Selbstbildes ein, manifestiert sich in ohnmächtiger Wut oder Gefühlen der Hilflosigkeit und löst gegenübertragungsmäßig wenig helferische Aktivitäten aus.

  • Polymorph-perverse Sexualität Das Vorliegen mehrerer perverser Züge (wie z.B. heterosexuelle und homosexuelle Promiskuität mit sadistischen Elementen) bei einer gleichzeitigen Instabilität von Beziehungen verweist - im Unterschied zu Individuen mit einer stabilen sexuellen Devianz bei konstanten Beziehungen - auf ein Borderline- Symptom.

  • Vorübergehender Verlust der Impulskontrolle Hierzu gehören zum Beispiel episodische Freßsucht, Alkoholismus, Kleptomanie, Drogenabhängigkeit, die nach Beendigung der Impulsdurchbrüche als Ich-fremd erlebt werden.

Therapeutische Richtlinien nach Rohde-Dachser 

  • - Variables, den jeweiligen Bedürfnissen des Patienten angepaßtes Setting

  • - Durchführung der Therapie in der Regel im Sitzen

  • - Steuerung der inhaltlichen Mitteilungen des Patienten in die Richtung eines verbesserten Realitätsbezuges ,anstelle der Aufforderung zur freien Assoziation

  • - Ausgiebige Information des Patienten über die Art seiner Krankheit, über den Sinn des jeweils gewählten therapeutisehen Setting und des technischen Vorgehens des Analytikers, und über psychodynamische Zusammenhänge

  • - Verbesserung des Arbeitsbündnisses durch Forcierung der positiven Übertragung (z.B. dadurch, daß der Analytiker eindeutig für den Patienten Partei ergreift)

  • - Schnelles Unterbrechen von Schweigepausen

  • - Wiederkehrende verbale Bestätigungen, daß die Abstinenz des Analytikers keine Ablehnung des Patienten bedeute, und wiederkehrende verbale Versicherungen, daß der Analytiker die Integrität des Patienten respektiere

  • - Keine Interpretation der positiven Übertragung

  • - Aufspüren der abgespaltenen und außerhalb der Therapie agierten negativen Übertragung

  • - Sorgfältiges Aufspüren der am wenigsten konflikthaften Persönlichkeitsbereiche des Patienten und Konzentration der Deutungen zunächst auf diese Peripherie; Deutung des depressiven Materials in der Regel vor dem paranoiden Material, des Masochismus vor dem Sadismus 

  • - Statt genetischer Deutungen überwiegend Deutungen, die den Realitätsbezug des Patienten verbessern, insbesondere Deutung der pathologischen Abwehrmechanismen in ihrer destruktiven Auswirkung auf diesen Realitätsbezug

  • - Freimütiges Mitteilen von Gegenübertragungsgefühlen, durch die der Analytiker für den Patienten als eigenständiges Individuum erlebbar wird; sofortige Richtigstellung der verzerrten, oft paranoid getönten Wahrnehmungen der Person des Analytikers (auch durch Beantwortung von Fragen); alsbaldiger Abbau der illusionären Erwartungen gegenüber dem Analytiker, die sich an die primitive Idealisierung knüpfen 

  • - Kontrolle des Agierens des Patienten, gegebenenfalls durch strikte Grenzsetzungen oder auch durch eine vorübergehende Hospitalisierung

  • - Notfalls massive Konfrontation des Patienten mit hartnäckig verleugneten Inhalten, insbesondere mit verleugneten realen Gefahren

  • - Wiederkehrende Bestätigung der grundsätzlichen Liebesfähigkeit des Patienten (und seiner frühen Bezugspersonen); Deutung der Verzerrungen, in denen sich diese Liebesbedürfnisse manifestieren, und Aufzeigen befriedigender Möglichkeiten für die Verwirklichung dieser Bedürfnisse

  • - Entzerren der Bilder von den frühen Bezugspersonen (,,Entteufelung" u n d ,,Entidealisierung") zu realen Menschen mit Vorzügen und Schwächen

  • - Übersetzung des ,,Borderline-Dialogs" in wirkliche Kommunikation - Herausarbeiten der unbewußten Identifikationsphantasie, nach der der Patient seine ,,Schicksalsneurose" gestaltet, mit dem Ziel, die Fremdbestimmung durch eine sichere eigene Identität zu ersetzen.Die Hauptunterschiede der Borderline-Therapie bestehen gegenüber der klassischen Psychoanalyse in einem veränderten Setting, einer veränderten Deutungstechnik und dem Vermeiden tieferer Stadien der Regression.

Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist das stärkste uns bekannte Gift. Bereits die Aufnahme von wenigen µg ist für den Menschen tödlich. Bekannt und gefürchtet ist der obligat anaerobe Keim Clostridium botulinum, da er den sogenannten Botulismus verursacht, eine Lebensmittelvergiftung v.a. nach Genuss vergifteter Dosennahrung und Wurst aus Hausschlachtungen. Das Toxin führt zu einer irreversibelen Hemmung der Acetylcholinausschüttung aus den präsynaptischen Vesikeln und somit einer Unterbrechung der Impulsübertragung vom Nerven auf den Muskel. Es resultieren Lähmungen der quergestreiften, aber auch glatten Muskulatur. Therapeutisch nutzte das Toxin erstmals der Augenarzt A.B. Scott aus San Francisco zur Behandlung des Strabismus. Zu einem breiteren Einsatz der Substanz kam es erst zirka 10 Jahre später. So begannen 1982 verschiedene Arbeitsgruppen mit dem Einsatz beim Blepharospasmus und Hemispasmus facialis und ab 1984 wurde das Toxin auch bei komplexeren Dystonien (z.B. Torticollis spasmodicus) eingesetzt.   Eingesetzt wird es derzeit überweigend bei Hemispasmus facialis, Blepharospasmus, rotatorischer Torticollis spasmodicus, spastischer Spitzfuß bei ICP,  Latero-, Retro- und Anterocollis, Spastik, Gliederdystonie (z.B. Schreibkrampf), spasmodische Dysphonie, Analfissur, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, oromandibuläre Dystonie, Hyperhidrosis, Strabismus. Bei anderen Indikationen befindet es sich in der Prüfung. Bild Wirkmechanismus nach Moore P, ed. Handbook of botulinum toxin. Oxford: Blackwell Science, 1995. Action of botulinum toxin at cholinergic nerve terminals. Die  heavy (H) chain des Toxins bindet  selektiv und irreversibel zu hochaffinen Rezeptoreb an der presynaptischen Oberfläche cholinerger Neurone, und der Toxinrezeptor- Komplex   wird per Endozytose in die Zelle aufgenommen. Die  Disulfid- Brücke zwischen den beiden Ketten wird aufgebrochen und das Toxin entweicht ins Zytoplasma. Die light (L) chains der 7 Serotypen interagieren mit verscheidenen Proteinen (synaptosomal associated protein (SNAP) 25, vesicle associated membrane protein (VAMP) and syntaxin) in den Nervenendigungen und verhindern die Fusion der Acetylcholin Bläschens mit der Zellmembran und verhindern so die Ausschüttung von ACTH. 

Bradykinesie

Ein extrapyramidales Symptom, das durch die Langsamkeit von Bewegungen und des Sprechens gekennzeichnet ist.

BPRS

Brief Psychiatric Rating Scale. Eine Skala mit 18 Items (somatische Beschwerden, Ängstlichkeit, emotionaler Rückzug, begriffliche Desorganisation, Schuldgefühle, Spannung, Manieriertheit/Posiertheit, Großartigkeitsgefühl, depressive Stimmung, Feindseligkeit, Misstrauen, halluzinatorisches Verhalten, motorische Retardierung, Mangel an Kooperation, ungewöhnliche Gedankeninhalte, Abgestumpftheit, Er-.regtheit und Desorientierung) und einer Bewertung nach 7 Punkten, die zur Messung der Schwere einer psychotischen Erkrankung verwendet wird. Intendiert für die Verwendung bei Patienten mit gemäßigten bis schweren Psychosen.

Briquet-Syndrom

Unter Bezugnahme auf die Vorarbeiten des französischen Psychiaters Briquet aus dem 19. Jahrhundert wurde Anfang der siebziger Jahre eine Neuformulierung des Hysterie-Konzepts vorgenommen und unter dem Begriff des Briquet-Syndroms eingeführt.  Der heute gebräuchliche Begriff der Somatisierungsstörung geht unmittelbar auf das Briquet-Syndrom zurück.

Bruxismus

Zähneknirschen, v.a. während des Schlafes. Zeichen innerer Anspannung. In der Regel von der Person nicht unmittelbar wahrgenommen, z.T. vom Partner bemerkt, häufig aber erst vom Zahnarzt anhand der typischen Schleifspuren festgestellt. Kann zu massiven Schmerzen und schlimmeren Konsequenzen führen.

BSE

Bovine spongioforme Encephalopathie, siehe auch unter Prionen.

Bulbärparalyse

Bevorzugter Befall der Hirnnerven bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS) mit Sprach- und Schluckstörungen sowie einer Schwäche der mimischen Muskulatur. (Pseudobulbär meint ähnliche Symptome die aber auf ein Multiinfarktsyndrom zurückgehen)

Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brech-Sucht)

Für die Bulimie gelten folgende Diagnosekriterien:          

Wiederholte Episoden von »Freßanfällen«, d.h. unkontrolliertes Verschlingen großer Nahrungsmengen in einer bestimmten Zeitspanne; mindestens zwei Freßattacken pro Monat während der letzten drei Monate. Während der Anfälle kann das Eßverhalten nicht unter Kontrolle gehalten werden. Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, wird versucht, die exzessive Kalorienaufnahme wieder auszugleichen durch Maßnahmen wie selbst induziertes Erbrechen, Abführmittelmißbrauch, strenge Diäten, Fastenkuren, Sport. Übertriebene Beschäftigung mit Figur, Körpergewicht und Essen. Die Patientinnen halten sich selbst in aller Regel für zu dick, auch bei normalem Körpergewicht oder Untergewicht.

Burnout-Syndrom

keine Diagnose, komplexes Beschwerde- bzw. Leidensbild, Phasen: Warnsymptome der Anfangsphase -> reduziertes Engagement -> depressive und aggressive Reaktionen -> Abbau von Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität -> Verflachung im geistigen und Gemütsbereich sowie im sozialen Leben -> psychosomatische Reaktionen (Herz-Kreislauf, Magen-Darm, Muskulatur, Immunsystem usw.) -> Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Suizidneigung. Das »Ausbrennen« tritt meist nicht als Folge vereinzelter Negativereignisse ein, sondern eher als schleichende psychische bzw. zwischenmenschliche »Auszehrung«.

 

C     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

CADASIL

(Cerebrale autosomal dominante Arteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukenzephalopathie) Diese dominant vererbte Erkrankung der kleinen Gefäße äußert sich mit rezidivierenden Schlaganfällen, auch Pseudobulbärparalyse und Multiinfarktdemenz. Die Patienten sind meist jünger und haben im CT oder MRTeine deutliche Hirnatrophie, multiple subkortikale Infarkte und eine SAE, ohne daß die üblichen Risikofaktoren vorliegen. Manche werden durch eine Demenz auffällig. Viele jüngere Patienten haben eine Migräne mit Aura und die genannten CT-IMRT-Veränderungen. In der Hautbiopsie lassen sich elektronenmikroskopisch typische Veränderungen finden. Das Gen für diese Krankheit ist identifiziert und wird auf einen Genort auf Chromosom 19 bezogen. Es gibt vier wesentliche klinische Manifestationen, die meist nacheinander auftreten. Zunächst Migräne mit oder ohne Aura, Schlaganfälle und schlaganfallähnliche Episoden, psychiatrische Auffälligkeiten und am Ende eine Demenz. Bei den meisten Patienten finden sich keine klassischen vaskulären Risikofaktoren. Die Krankheit verläuft entweder chronisch-progredient oder verschlechtert sich attackenförmig. Meist liegt der Krankheitsbeginn in dem Lebenszeitabschnitt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, die durchschnittliche Dauer bis zum Tod beträg 14 Jahre. Zum Zeitpunkt des Todes besteht meist eine ausgeprägte Pseudobulbärparalyse und eine subkortikale Demenz. Die Kernspintomographie zeigt eine diffuse Leukenzephalopathie mit subkortikalen Infarkten in den Basalganglien und in der weißen Substanz des Marklagers. Die neuropathologischen Veränderungen erinnern sehr an die Veränderungen wie sie auch bei der Binswanger'schen Erkrankung gesehen werden. Die Diagnose wird sehr erleichtert, seitdem auch ähnliche Gefäßveränderungen bei Hautbiopsien gefunden wurden. Obwohl der Genlokus bekannt ist, ist die genau Pathogenese der Erkrankung weiter ungeklärt. Eine Therapie existiert im Moment nicht. Die vom Autor vorgeschlagenen diagnostischen Kriterien für CADASIL sind 1. Alter bei Beginn < 50 Jahre, 2. mindestens zwei der folgenden klinischen Auffälligkeiten:

- schlaganfallähnliche Episoden mit permanenten neurologischen Ausfällen,

- Migräne,

- psychiatrische Auffälligkeiten,

- Demenz.

Weitere Kriterien sind das Fehlen vaskulärer Risikofaktoren, der Nachweis eines autosomal dominanten Erbgangs und die typischen kernspintomographischen Veränderungen.(Davous P (1998). CADASIL: a review with proposed diagnostic criteria. Europ J Neurol; 5: 219-233)

Cajal- Dogma aktuelles

Anfang des Jahrhunderts kam der spanische Neurowissenschaftler Santiago Cajal zu dem Schluß, daß das menschliche Gehirn nicht zur Regeneration von abgestorbenen Nervenzellen in der Lage ist. Nach Ansicht von Daniel Lowenstein und Jack Parent von der kalifornischen Universität in San Francisco gibt es zahlreiche Hinweise auf eine Regenerationsfähigkeit von Neuronen und damit auf (potentielle) Selbstheilungskräfte des Gehirns (Science 1999; 283: 1126-1127). Daß dies auch in vivo passiert, dafür gibt es, wie die Autoren zugeben müssen, keinerlei Hinweise. An menschlichen Hippokampuszellen konnte  Parent nachweisen, daß diese Zellen Axone bilden, die Hunderte von Mikrometern entfernte Ziele außerhalb der Zona granulosa ansteuern. Im menschlichen Gehirn seien darüber hinaus Wachstumsfaktoren nachweisbar, welche diese Regenerationsfähigkeit möglicherweise stimulieren. Warum gibt es im menschlichen Gehirn Wachtumsfaktoren und Stammzellen, wenn sie keine Aufgabe haben, fragen die Autoren. Die klinische Relevanz der Ergebnisse der Grundlagenforschung ist bisher noch unklar

Cannabis (nach DHS)

gehört zu den ältesten bekannten Rauschmitteln. Die Wirkung dieses Rauschmittels soll bereits im 6. Jahrtausend vor Christus bekannt gewesen sein. In den letzten zweitausend Jahren hat sich diese Pflanze über alle Kontinente verbreitet. Der psychotropwirkende Stoff Tetrahydrocannabinol (THC) ist mit einem Anteil von 2 bis 8 % im Haschisch enthalten. Haschisch bzw. Marihuana wird in der Regel mit Tabak vermischt geraucht. Es wird aber auch in Tee oder Backwaren konsumiert. Je nach Stimmung und Persönlichkeit des Konsumenten variiert die Wirkung von Cannabis. Das Gefühlsspektrum reicht von einer Steigerung des Wohlbefindens und Entspannung bis zu einer Intensivierung der Sinneswahrnehmung. Verbunden ist dieser Rauschzustand mit einer Reduktion der Konzentrationsfähigkeit und häufig auch mit einer gewissen Kritiklosigkeit. Es kann aber auch bei einer ängstlichen oder depressiven Grundstimmung des Konsumenten zu Verfolgungsphantasien und zu einer Suizidgefahr kommen. Bei einer entsprechenden Disposition kann es zu psychotischen Dekompensationen kommen. Bei einem kontinuierlichen Gebrauch von Haschisch kommt es zu einer Antriebsverminderung und zu einer Absenkung der Leistungsfähigkeit. Ein ständiger Gebrauch von Haschisch ist häufig mit einer chronischen Bronchitis verbunden. Es kommt zu einer massiven Steigerung des Krebsrisikos gegenüber Zigarettenrauchern (Steigerungsrate um das Fünf- bis Zehnfache) aufgrund des hohen Teergehalts.Die Verfügbarkeit von Cannabis hat sich in den letzten Jahren erhöht. In einer Bevölkerungsumfrage erklärten 65 % der Befragten, daß sie innerhalb von 24 Stunden Cannabis besorgen könnten.Die Menge sichergestellten Haschischs (Cannabisharz) hat sich mit 7328 kg bei etwa gleichen Fallzahlen wie 1996 mehr als verdoppelt. Grund dafür waren vor allem drei Großsicherstellungen im Hamburger Hafen. Bei Marihuana (Cannabiskraut) war eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten, hier nahm die Zahl der Fälle um 38,8 % aus 12.608 zu, die Menge des dabei sichergestellten Rauschgifts sank allerdings um 31,8 % auf 4,1 t. Haschischöl spielte wie in den vergangenen Jahren nur eine untergeordnete Rolle.Bemerkenswert ist, daß sich der Trend zum illegalen Innenanbau in Wohnungen, Kellern, Gewächshäusern u.ä. in Deutschland weiter fortsetzt und sogar noch verstärkt hat. Durch die zum Teil technisch aufwenigen Installationen lassen sich Cannabispflanzen mit sehr hohem Wirkstoffgehalt produzieren. Fälle des mißbräuchlichen Anbaus im Zusammenhang mit der Freigabe des Hanfanbaus zu industriellen Zwecken waren dagegen gering.Das meiste Haschisch kommt immer noch aus den klassischen Anbauländern, für Deutschland insbesondere Marokko und Pakistan, die größte Marihuanamenge stammt aus Ghana. Beides wird vorwiegend über die Niederlande nach Deutschland gebracht.

Cannabis ist nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) nicht verkehrs- und verschreibungsfähig und darf deshalb in Deutschland weder verschrieben noch gehandelt werden. Von einer Bestrafung bei Besitz einer geringen Menge zum Eigenbedarf und ohne die Gefährdung Dritter kann abgesehen werden. Als "geringe Menge" Cannabis werden von den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Werte in der Spannbreite von 3 bis 30 Gramm angenommen (Urteil des Bundesverfassungsgericht vom 9. März 1994). Abgesehen von der schädlichen Wirkung des Tabaks, mit dem zusammen Haschisch appliziert wird (Krebsrisiko, chronische Bronchitis, Lungenemphysem, kardiovaskuläre Krankheiten, Morbus Alzheimer, Probleme in der Schwangerschaft und niedriges Geburtsgewicht, Asthma bei passiv rauchenden Kindern), gibt es eine Reihe von Berichten zu Risiken des akuten und chronischen Gebrauchs von Marihuana, Haschisch und §9-THC.
Danach rufen bei gesunden Personen etwa 3,5 mg §9-THC milde Sedierung und Euphorie, 7 mg Wahrnehmungsstörungen und solche des Zeitgefühls (zeitlupenähnlich) und 15 mg Verwirrtheit hervor. Noch höhere Dosen können sowohl dämpfen als auch Unruhe und Erregungszustände auslösen. Vereinzelt treten psychotische Erscheinungen auf. Chronischer Gebrauch kann zu Gewichtszunahme sowie zur Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und der motorischen Koordination führen. Beschrieben sind auch Störungen der Spermatogenese, Fruchtbarkeit und der Implantation von Eizellen. Über die Verminderung der Fahrtauglichkeit wurde im Deutschen Ärzteblatt berichtet (Becker S: Drogen. Dt Ärztebl 1999; 96: A-908–909 [Heft 14]). Psychosen (Halluzinationen und hochgradige Verstimmungen) wurden nach Inhalation größerer Mengen von Marihuana beschrieben. Das Kurzzeitgedächtnis wird bereits nach kurzem Haschischgebrauch gestört. In einer Studie (n = 24, Wechsler-Intelligenztest) war beispielsweise bei schwerem Cannabismissbrauch besonders die Fähigkeit zu Kompromissen, die Beurteilung eines Sachverhalts und die Fähigkeit zu Kommunikation und Verbalisierung (Wortfindung) gestört. Zur besseren Beurteilung der Risiken seien auch Befunde, die bei Langzeitkonsumenten erhoben wurden, erwähnt. Bei einer Untersuchung von Cannabiskonsumenten (durchschnittlich 34 Jahre Konsum beziehungsweise acht Jahre Konsum) wurde die Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und die Unfähigkeit, sich auf eine vorgegebene Aufgabe zu konzentrieren, bei der Gruppe mit jahrzehntelangem Gebrauch bestätigt. 265 Cannabis-Konsumenten in Indien (mittlere Dauer: 6,7 Jahre mit einem täglichen Verbrauch von geschätzt 150 mg §9-THC) reagierten auf entsprechende Aufgaben motorisch langsamer. Intelligenz und Gedächtnisleistung waren bis auf das Kurzzeitgedächtnis nicht eingeschränkt.  Wesentlich zurückhaltender als noch vor einigen Jahren wird ein kausaler Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und einem „Amotivationssyndrom“ eingeschätzt. Zwar wird eine Verminderung des Antriebs, der Initiative und der Motivation bei Langzeitkonsumenten von Cannabis beobachtet, jedoch wird eine Spezifität für Cannabis infrage gestellt. Vielmehr wird angenommen, dass auch andere sedierend wirkende Drogen wie zum Beispiel Alkohol ein vergleichbares psychisches Syndrom hervorrufen.

Bei häufigem und längerem Gebrauch von Haschisch und Marihuana muß mit einer Störung des Kurzzeitgedächtnisses und Schwächung bestimmter mentaler Leistungen (Unfähigkeit zu Kompromissen, geringe Kommunikation, Konzentrationsmangel, verminderte Initiative) sowie eingeschränkter Motorik gerechnet werden. Obwohl Cannabinoide immunsuppressiv wirken, konnte keine Studie einen schwereren Krankheitsverlauf bei Cannabis-konsumierenden Aids-Patienten belegen. Mit Kreislaufstörungen, Schwindelanfällen und Ohnmacht muss gerechnet werden. Schließlich ist die Lungenfunktion in aller Regel erheblich beeinträchtigt.
Die Abhängigkeit der Konsumenten vom Tabak ist eine wesentliche konfundierende Variable für die Abhängigkeit von Cannabis. Dadurch ist die Beurteilung des Abhängigkeitspotenzials von Cannabis schwierig. Einen Anhaltspunkt über die Prävalenz in Deutschland gibt der Bericht der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (1997): Danach hatten 270 000 Jugendliche einer Stichprobe von 2,1 Millionen junger Menschen in den vorhergehenden 30 Tagen Cannabis mindestens 20-mal benutzt. Daraus kann geschlossen werden, dass Missbrauch von Cannabis unter Jugendlichen häufig ist. Die Studiengruppe der WHO, die überwiegend auf Erfahrungen in den USA und Kanada zurückgegriffen hat, geht von einer Lebenszeitprävalenz einer Cannabisabhängigkeit von etwa vier Prozent aus. Das Abhängigkeitsrisiko entspreche etwa dem von Alkohol, sei aber geringer als das von Tabak. In Deutschland wird in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre (49 Millionen Personen) von 80 000 Abhängigen (0,16 Prozent) und 160 000 Personen mit schädlichem Gebrauch ausgegangen . Oft fehlt die Willensstärke, den Gebrauch von Haschisch und Marihuana zu beenden, und der Abhängigkeitssymptomatik der Charakter des Absoluten, Starren und schwer Korrigierbaren. Cannabis: Als Arzneimittel nur von geringem therapeutischen Nutzen Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 51-52 vom 25.12.00, Seite A-3473

Carbamazepin

Antiepileptikum gegen Krampfanfälle (z.B. psychomotorische Anfälle), weitere Indikationen: Trigeminusneuralgie, sonstige Neuralgien (Schmerzbilder im Ausbreitungsgebiet eines bestimmten Nerven), Neuropathie (Nervenleiden), Schmerzattacken bei multipler Sklerose. Als Psychopharmakon zur Rückfallvorbeugung bei reiner Manie (auch im Akutfall nutzbar), bei bipolaren affektiven Störungen mit Manien sowie bei Manien im Rahmen schizoaffektiver Störungen.

Carotisdissektion

Die Arteria Carotis ist die Hauptschlagader am Hals, die sich beidseits in die A. carotis externa (versorgt das Gesicht) und die A. carotis interna (versorgt die vorderen Abschnitte des Gehirns) aufteilt. Plötzliche einseitige Kopfschmerzen im und ums Auge, in der Stirn-, Hals- oder Nackenregion können ein Hinweis auf eine Aufspaltung dre Gefäßwände mit Verschluß oder Einengung der selben sein. Häufig findet sich auf der betroffenen Seite ein hängendes Augenlid und eine enge Pupille (Horner-Syndrom.)Notfall, neurologische Ausfälle können aufgrund einer Minderdurchblutung des nachgeschalteten Gefäßgebietes auftreten.

Carotis-Operation, wann?

Sowohl die nordamerikanische wie die europäische Karotisoperationsstudie  haben belegt, daß die Operation > 70%iger symptomatischer Karotisstenosen zu einer signifikant niedrigeren Schlaganfallrate führt. In beiden Studien ließen sich prognostische Faktoren nachweisen, bei deren Vorliegen die Patienten eher vom operativen Eingriff profitierten, als wenn der entsprechende prognostische Faktor nicht vorlag. Für die vorliegende Auswertung berechneten die englischen Kollegen aus der ECST-Studie die wichtigsten prognostischen Faktoren und überprüften, inwieweit diese eine Vorhersage bezüglich des präventiven Erfolgs der Operation zuließen. : Um die prognostischen Faktoren auszurechnen, wurden 394 Patienten mit Stenosen der A. carotis interna zwischen 70 und 99% ausgewählt, die sich in der konservativen Behandlungsgruppe befanden. Anschließend wurden die prognostischen Variablen in der Gruppe von 596 Patienten identifiziert, die operiert wurden. Wesentliche prognostische Faktoren waren zerebrale im Gegensatz zu retinalen Durchblutungsstörungen, unregelmäßige Oberfläche der Karotisstenose, ischämisches Ereignis innerhalb der letzten 2 Monate im Vergleich zu den letzten 6 Monaten, Ausmaß der Karotisstenose, Vorliegen einer pAVK, systolischer Blutdruck über 180 mmHg und als negativer Prädiktor weibliches Geschlecht. Den einzelnen Risikofaktoren wurde jeweils 1 Punkt zugeordnet. Patienten mit über 90%igen Karotisstenosen erhielten 2 Punkte, solche mit 80- bis 90%igen Stenosen 1 Punkt und solche mit Stenosen unter 80% 0 Punkte. Ergebnisse: Unterteilt man die Patienten nun bezüglich ihrer kumulativen Punktzahl, so ist die Operation bei Patienten mit 0,5­1 Punkten der medikamentösen Therapie überlegen, zwischen 1,5 und 3,5 Punkten besteht kein Unterschied zwischen der medikamentösen und der operativen Therapie. Nur Patienten mit 4­5 Punkten profitieren signifikant von der Operation. So beträgt beispielsweise die absolute Risikoreduktion der Patienten mit 0­3,5 Punkten zugunsten der Operation 1% und der Patienten mit 4­5 Punkten 33%. Schlußfolgerung: Bezogen auf die Gesamtstudie profitierten nur 16% der Patienten mit symptomatischen Karotisstenosen > 70% von der Operation. Rothwell PM, Warlow CP, on behalf of the European Carotid Surgery Trialists' Collaborative Group. Prediction of benefit from carotid endarterectomy in individual patients: a risk-modelling study. Lancet 1999;353:2105­10.Aus In.Fo.Neurologie & Psychiatrie 2000;2:54 (Nr. 1)

cervikogener (von der Hals- Wirbel-Säule ausgehender) Kopfschmerz.

In seiner Intensität wechselnder Dauerschmerz und/oder Schmerzattacken variabler Dauer, streng einseitig, seitenkonstant , mittelschwerer, nicht pulsierender, nicht lanzinierender Schmerz ,Schmerzausstrahlung vom Hinterhaupt nach dem Auge, Stirn und Schläfe,Schmerzprovokation durch Kopfbewegung  oder Druck auf Triggerpunkte, eingeschränkte HWS-Beweglichkeit, nicht radikuläre Schmerzen in Arm und Schulter selten mäßig ausgeprägte Phänomene bei Attacken: Übelkeit, Licht und Lärmempfinslichkeit, Benommenheitsschwindel, auf der betroffenen Seite  "Verschwommensehen" und Schwellung ums Auge. Manualdiagnostik beschäftigt sich mit den muskulären, cutanen und subcutanen klinischen Zeichen und sogenannten Blockierungen bei Patienten mit Nacken-und Hinterkopfschmerzen. Bis heute ist ungeklärt und strittig, ob derartige Befunde bei bestimmten Kopfschmerzsyndromen eine "spezifische" diagnostische Bedeutung haben  Der cervikogene Kopfschmerz gehört mit ca. 4-5% zu den eher selteneren Kopfschmerzformen und wird nur selten korrekt diagnostiziert,Die Erfahrung hat gezeigt, daß röntgenologische Auffälligkeiten in der Regel nicht nachweisbar oder unspezifischer Natur (z.B. Spondylose oder Osteochondrose) sind und fehlen daher auch in den Kriterien nach Sjaastad. Es besteht heute Übereinstimmung darin, daß radiologisch faßbare degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule nicht obligat mit Schmerzen korreliert sind.  Auch aufwendigere Bildgebung hilft bei der Diagnostik nicht weiter.Es ist ein weitverbreitetes Mißverständnis, daß die Schmerzen in erster Linie auf pathologische Veränderungen der knöchernen Strukturen oder der Bandscheiben zurückzuführen sind. Dies ist der Grund, warum degenerativen Veränderungen der HWS im Röntgenbild ein viel zu hoher Stellenwert zugeschrieben wird. Die Ursachen scheinen vielfältig, vermutlich kein einheitliches Krankheitsbild(Sjaastad, O., Fredriksen, T.A., Pfaffenrath, V.: Cervicogenic headache: diagnostic criteria. Headache 38 (1998) 442-445.) Bestätigung durch diagnostische anästhesiologische Blockade des N. occipitalis major, des medialen Astes des Ramus dorsalis der Wurzel C2,nur marginaler oder fehlender Effekt von Indometacin nur marginaler oder fehlender Effekt von Ergotamin und Sumatriptan, Frauen häufiger als Männer betroffen, nicht selten anamnestisch Schädel- oder HWS-Trauma Die Bedeutung einer "Manualtherapie" beim cervikogener (von der Hals- Wirbel-Säule ausgehender) Kopfschmerz.(CEK) ist nicht schlüssig geklärt. Daß solche Therapien überschätzt werden, zeigt eine Studie, die in einem doppelblinden Design bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen keine signifikanten Unterschiede zwischen manualtherapeutisch Behandelten gegenüber einer Kontrollgruppe verifizieren konnte. Derzeit sollten Patienten mit einem CEK außerhalb kontrollierter Studien noch keiner operativen Intervention unterzogen werden, da allgemein anerkannte, wirksame und im Verlauf kontrollierte Verfahren fehlen. Bei "erfolgreichen" Eingriffen ist oft die Katamnese zu kurz, die nicht seltenen Rezidive entgehen der Beurteilung. Zu deutsch Operationen sind hier bisher allenfalls Experimente mit großen Risiken und ohne wirklich belegten Erfolg.(Kopfschmerzen und die Halswirbelsäule" von W. Pöllmann, M. Keidel und V. Pfaffenrath in der Zeitschrift NERVENARZT 67: 821-836, 1996)

CGI

Clinical Global Impression Scale (Skala des globalen klinischen Eindrucks). Diese Skala erfasst globale Schwere, Verbesserung und den therapeutischen Index.

Chorea

Unter einer choreatischen Bewegungsunruhe versteht man dauernde, schnelle Kontraktionen, die regellos in wechselnden Muskeln und Muskelgruppen mit gewisser distaler Betonung auftreten. Sie können sehr diskret sein und wie ,,Verlegenheitsbewegungen" aussehen, im Gesicht als Schmatzen und Grimassieren imponieren, oder auch als sehr grob ausfahrende Bewegungsstörungen sich auswirken. Die Chorea Huntington ist eine autosomal-dominante, neurodegenerative Erkrankung, bei der depressive und psychotische Syndrome sowie Persönlichkeitsveränderungen vor dem Beginn der charakteristischen Bewegungsstörungen häufig sind. Seit 1993 ist ein direkter Gennachweis möglich, der bei klinisch asymptomatischen Angehörigen Choreaerkrankter sichere Aussagen über die Trägerschaft zuläßt. Dabei stellt die Prädiktion einer schweren, schicksalhaft verlaufenden Erkrankung eine erhebliche psychische Belastung dar, insbesondere da bislang präventive und therapeutische Ansätze fehlen.

choreiform

Bezeichnet die unwillkürlichen, krampfartigen, zuckenden Bewegungen der Glieder und des Kopfes, die bei Huntington-Chorea und anderen neurologischen Erkrankungen anzutreffen sind.

Chordom

Das Chordom tritt an der Schädelbasis oder am Rückgratende auf. Es handelt sich um einen extraduralen Tumor, der normalerweise gutartig ist. Dennoch befällt es häufig den umliegenden Knochen. Dieser seltene Tumor repräsentiert etwa 0.2 % aller primären Tumore des Zentralnervensystems. Am häufigen findet man ihn bei Patienten im Alter zwischen 21 und 40 Jahren.

Chromosom

Strukturen im Zellkern, die das genetische Material enthalten. Der Mensch hat 22 Chromosomen und zwei Geschlechtschromosomen, das X- und das Y-Chromosom; Frauen haben zwei X-, Männer ein X- und ein Y-Chromosom.

chronisches Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndroms (chronic fatigue syndrome)

Symptomenkomplex mit dem Leitsymptom einer über einen Zeitraum von 6 Monaten und länger anhaltenden oder immer wiederkehrenden abnormen geistigen und körperlichen Erschöpfbarkeit in vielfältiger Kombination mit unterschiedlichsten weiteren Beschwerden wie z.B. Denk- und Konzentrationsstörungen, Hals-, Muskel-, Kopf- oder Gelenkschmerzen, leicht erhöhter Körpertemperatur, auffälligen Lymphknotenschwellungen und Schlafstörungen. Das chronische Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndroms (chronic fatigue syndrome), wurde früher meist als Neurasthenie bezeichnet. Hier stehen anhaltende Klagen über eine gesteigerte Ermüdbarkeit nach geistiger Anstrengung oder über eine erhöhte körperliche Erschöpfbarkeit nach geringsten Anstrengungen im Vordergrund. z.T. mit mäßigem Fieber oder Frösteln, Entzündungen im Rachenbereich, Lymphknoten-Schwellung, allgemeiner Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen ohne Rötung und Schwellung der Gelenke, z. T. auch Lichtscheu, Gesichtsfeldausfälle, Vergeßlichkeit, Reizbarkeit, Denk- und Konzentrationsschwäche, depressive und Verwirrtheitszustände sowie Schlafstörungen und/oder gesteigertes Schlafbedürfnis. Ursache und Einordnung strittig, oft Besserung mit antidepressiver Behandlung. Bettruhe oder ähnliches kontraindiziert. Aktivierende Therapie angezeigt.

Chronisch paroxysmale Hemicranie

Ähnlich dem Clusterkopfschmerz ist die Chronisch paroxysmale Hemicranie (CPH)

Definition:

  1. mindestens 50 Attacken, im Durchschnitt >5 pro Tag

  2. einseitiger, orbitaler, temporaler Schmerz (Dauer 2-45 Minuten)

  3. Begleitsymptome (mindestens 1): Tränenfluß, hängendes Augenlid, Nasenlaufen, Lidschwellung, Augenrötung

  4. Sistieren der Schmerzen unter maximal 150mg Indometazin tgl.

  5. Ausschluß symptomatischer Ursachen

  6. Im Gegensatz zum Clusterkopfschmerz sistiert die CPH unter Indometazin (maximal 150mg/Tag).

Circadiane Besonderheiten (Tagesschwankungen)

Schwankungen der Befindlichkeit und des Verhaltens des Kranken während der 24-Std-Periode.

Claudicatio intermittens der Cauda equina

spinale claudicatio intermittens, Durch Einengung des lumbalen Spinalkanals ausgelöste intermittierende Gehschwierigkeit   nach bestimmter Gehstrecke mit Schmerzen, flüchtigen sensomotorischen Defiziten, reversibel durch Kyphosierung der LWS (Hinsetzen); Schmerzen beim Bergabgehen, Besserung beim Bergaufgehen (im Gegensatz zur Claudicatio bei AVK); Radfahren über längere Strecken eher möglich als Gehen Im Stadium 2 - intermittierende Paresen: Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke, Schmerzen in Rückenlage bei lordosierter LWS, persistierende sensible Defizite, Reflexausfälle und intermittierende Paresen Im Stadium 3 - persistierende, progrediente Paresen bei teilweise zurückgehenden Schmerzen. - Im Gegensatz dazu Claudicatio intermittens bei peripherer Arterieller Verschlußkrankheit: Schmerzlinderung bereits beim Stehenbleiben, typische Risikofaktoren, fehlende Fußpulse(können aber auch da sein bei diabetischer AVK), fehlende Besserung auf Entlastung der LWS.

Cluster Kopfschmerzen

Clusterattacken haben eine spontane Dauer von 15 bis 180 Minuten. Am häufigsten sind die Attacken nachts zwischen 1 Uhr und 2 Uhr zu beobachten. Bei über 50 % der Patienten beginnen die Attacken aus dem Schlaf heraus Bei über 90 % der Patienten beginnt der Schmerz in der Augenregion. Der Schmerz kann auch zur Stirn, zum Kiefer, zum Rachen, zum Ohr, zum Hinterhaupt oder in seltenen Fällen auch zum Nacken und zur Schulter ausstrahlen. Der Anstieg der Schmerzintensität ist sehr schnell. Aus dem Wohlbefinden heraus kommt es innerhalb von zehn Minuten zu einem extrem schweren, oft als vernichtend erlebten Schmerz. Die Patienten beschreiben den Schmerz als ein glühendes Messer, das in das Auge gestochen wird, oder als einen brennenden Dorn, der in die Schläfe gerammt wird  Die Begleitstörungen treten ausschließlich auf der vom Schmerz betroffenen Seite auf. Am häufigsten findet sich mit einer Frequenz von ca. 80 % ein Tränenfluß am betroffenen Auge. Bindehautrötung zeigt sich als zweithäufigstes Begleitsymptom mit einer Häufigkeit zwischen 50 und 80 %. Ein hängendes Augenlied mit Pupillenverengung während  der Attacke kann bei nahezu bis zu 70 % der Patienten beobachtet werden. Bei ca. 60 bis 80 % zeigt sich eine Schnupfen auf der betroffenen Seite. Gesichtsschwitzen und Gesichtsröten läßt sich ebenfalls auf der betroffenen Seite finden, allerdings tritt diese Störung mit deutlich geringerer Häufigkeit als die vorgenannten Beschwerden auf.Ein differentialdiagnostisch wichtiges Merkmal des Clusterkopfschmerzes in der Abgrenzung zur Migräne ist der Bewegungsdrang der Patienten während der Attacke. Im typischen Fall schildern die Patienten, daß sie während der Schmerzattacken ruhelos umher laufen; sie schlagen schmerzgeplagt mit der Faust auf den Tisch oder mit dem Kopf gegen die Wand. Bettruhe wird selten eingehalten Im Gegesatz zu anderen primären Kopfschmerzerkrankungen wird der Clusterkopfschmerz nur minimal durch psychische Mechanismen beeinflußt wird. Entspannungsverfahren, Streßbewältigungstechniken und ähnliche Maßnahmen, die eine wichtige Rolle in der Therapie der Migräne und des Kopfschmerzes vom Spannungstyp spielen, können den Clusterkopfschmerzverlauf nicht bedeutsam verändern. Der Einsatz alternativer nichtmedikamentöser Therapiemaßnahmen, wie Akupunktur, Neuraltherapie, Biofeedback, Massagen, Manualtherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) etc. ist beim Clusterkopfschmerz sinnlos und verzögert die Aufnahme einer effektiven Therapie. Im Hinblick auf die mögliche Provokation von Attacken durch Alkohol, vasodilatorische Substanzen wie Nitrate oder Histamin sollte der Patient angehalten werden, solche Stoffe zu vermeiden. Dazu ist auch eine genaue Medikamentenanamnese erforderlich. Bei einigen Patienten kann auch Nikotin Clusterkopfschmerzattacken provozieren. Als Therapiemethode der ersten Wahl zur Kupierung einer akuten Cluster-Attacke gilt die Inhalation von 100-%igem Sauerstoff. Daneben stehen bestimmte Medikamente für die Akutbehandlung und Vorbeugung zur Verfügung.

Compliance

ist die Bereitschaft des Patienten, den Anordnungen des Arztes Folge zu leisten.

Computertomographie

Die Computertomographie mißt die Schwächung der Röntgenstrahlen durch das untersuchte Gewebe. Entsprechen hat sie im Gegensatz zu Kernspintomographie (siehe dort) eine Strahlenbelastung. Besondere Bedeutung hat sie in der Notfalldiagnostik von intracerebralen Blutungen (auch bei Schädelhirntraumen mit Kontusionsblutungen, sub- und epiduralen Hämatomen), dies können hier wesentlich früher als im Kernspintomogramm dargestellt werden. Gemäß Konvention werden im CT und MRT die Schichten so dargestellt, daß rechts immer die linke Seite des Patienten und entsprechend links auf den Bildern die rechte Seite des Patienten ist.

Coping

Unter Coping im engeren Sinne wird  die Reaktion (oder Reaktionen) auf eine Bedrohung verstanden. Die Bedrohung besteht im Gewahrwerden der Möglichkeit, daß unangenehme Ereignisse eintreten können, wobei keine routinemäßigen Handlungen zur Verhinderung der unangenehmen Ereignisse bekannt sind, bzw. ausgeführt werden können.  Unter Coping im weiteren Sinne könnte man alle Handlungen fassen, die darauf ausgerichtet sind, potentielle Bedrohung erst gar nicht entstehen zu lassen. Obgleich der Zeitpunkt zum kritischen unangenehmen Ereignis entscheidenden Einfluß auf Effektivität des Copings hat, besteht die Gefahr bei einer Extension des Copingbegriffs darin, praktisch das ganze Leben als Coping zu betrachten. Benutzt wird deshalb im Regelfall die enge Version des Copingbegriffs. Ein Coping ist dann angemessen, wenn es der persönlichen Zielerreichung im Sinne der Förderung der seelischen Gesundheit dienlich (zumindest aber nicht abträglich) ist, also wenn es die Lebenszufriedenheit zuverlässig und möglichst langfristig fördert (zumindest diese aber nicht reduziert). Verkürzt: Coping A ist angemessener als Coping B, wenn A dem Individuum insgesamt mehr nützt als B.
Genauer: Die Folgen von A (einschließlich A) sollen für das Indviduum insgesamt positiver im Sinne der Zufriedenheit sein, als die Folgen von B (einschließlich B). Da sich für fast alle Copings Bedingungskonstellationen finden lassen, welche die Anwendung dieses Copings als angemessen qualifiziert, wäre zweifellos von Vorteil, das Individuum verfüge über eine große Vielfalt unterschiedlicher Coping-Capabilities, die, um die Fiktion zu vervollständigen, dann auch noch gemäß eines optimalen diagnostischen Verfahrens quasirational, je nach den situationalen Erfordernissen, zur Anwendung kämen. 

Konfrontation

Confrontative Coping

·        - Stood my ground and fought for what I wanted

·        - Tried to get the person responsible to change his or her mind

·        - I express anger to the person(s) who caused the problem

·        - I let my feelings out somehow

Distanzierung

Distancing

·        - Made lights of the situation; refused to get too serious about it

·        - Went on as if nothing had happened

·        - Didn’t let it get to me; refused to think about too much

·        - Tried to forget the whole thing

Selbstkontrolle

Self-controlling

·        - I tried to keep my feelings to myself

·        - Kept others from knowing how bad things where

·        - I tried to keep my feelings from interfering with other things too much

Suche nach sozialer Unterstützung

Seeking for social sup-port

·        - Talked to someone to find out more about the situation

·        - Talked to someone who could do something concrete about the problem

·        - I asked a relative or a friend I respected for advice

·        - Talked to someone about how I was feeling

Akzeptanz der eigenen Verantwortung

Accepting responsibility

·        - Criticized or lectured myself

·        - Realized I brought the problems on myself

·        - I made a promise to myself that things would be different next time

Flucht / Vermeidung

Escape / Avoidance

·        - Wished the situation would go away or somehow be over with

·        - Hoped a miracle would happen

·        - Had fantasies about how things might turn on

·        - Tried to make myself better by eating, drinking, smoking, using drugs or medications, etc.

Geplante Problemlösung

Planful problem solving

·        - I knew what had to be done, so I doubled my effords to make things work

·        - I made a plan of action and followed it

·        - Changed something so things would turn out all right

·        - Drew on my past experiences; I was in a similar position before

Positive Neubewertung

Positive reappraisal

·        - Changed or grew a person in a good way

·        - I came out of the experience better than when I went in

·        - Found new faith

·        - Rediscovered what is important in life  

Gleich wie viele und welche Coping-Dimensionen als Ergebnis der Faktorenanalyse zusammengefaßt werden, es sind und bleiben letztlich Konstrukte. Es wäre folglich falsch davon auszugehen, daß Personen, die sich in einer durch Streß belasteten Lebenssituation befinden, quasi "chemisch-rein", nur eine Coping-Strategie verfolgen. Vielmehr belegen empirische Ergebnisse, daß mehrere Coping-Strategien zur Bewältigung belastender Lebenssituationen angewandt werden. Vieles spricht für die Einschätzung, daß Coping-Verhalten stark vom jeweiligen situativen Kontext abhängt (Ilfeld, 1980). Auch wäre die Annahme sehr in Frage zu stellen, daß das Verfolgen einer bestimmten Coping-Strategie das Produkt eines rationalen Evalutionsprozeß der betroffenen Person sei. Wie bereits erwähnt sind die Persönlichkeitsstrukturen eines Individuums Einflußgrößen, die nicht ignoriert werden können (Folkman/Lazarus, 1980). Daher ist es durchaus von Interesse, den Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen und der jeweiligen Dominanz verschiedener Coping-Strategien zu untersuchen. Die Frage nach der Wirksamkeit unterschiedlicher Coping-Strategien ist ein schwieriges Feld und bislang in der Forschung eher uneinheitlich behandelt worden. Um die Wirksamkeit verschiedener Coping-Konzepte ermitteln zu können, müßten zunächst einheitliche Kriterien formuliert werden, anhand derer der entsprechende Erfolg einer Coping-Strategie gemessen werden könnte. Einigkeit besteht jedoch darin, daß die Wirksamkeit einer Coping-Strategie von der Art der Streß erzeugende Situation abhängt. In einer Studie von Pearlin und Schooler (1978) wird darauf verwiesen, daß individuelle Coping-Strategien im Hinblick auf die Bewältigung von gesundheitsgefährdenden Belastungen in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich wirksam sind. So können bestimmte Coping-Strategien, die im Bereich der Partnerschaft durchaus emotional belastende Situationen verhindern oder eindämmen, im Bereich der Kindererziehung oder auf beruflicher Ebene aber keine oder nur geringfügige Effekte aufweisen. Solche Ergebnisse mögen letztlich im Hinblick auf allgemeingültige Aussagen über die Wirksamkeit verschiedener Coping-Strategien unbefriedigend bleiben. Sie machen jedoch deutlich, daß sowohl individuell unterschiedliche psychische Dispositionen sowie der situative Kontext nicht ausgeblendet werden können, wenn man sich mit dem Thema Streßbewältigung auseinandersetzt. Dennoch kann auf sehr allgemeiner Ebene wird davon ausgegangen werden, daß Verdrängungsstrategien (z.B. Distanzierung oder Flucht/Vermeidung) in frühen Phasen der Auseinandersetzung mit einem traumatischen Ereignis effektiv sein können (Stroebe, 1992). Auf lange Sicht stellen sie sich als ungeeignet dar, um mit schwierigen Lebenssituationen fertig zu werden (Stroebe/Stroebe, 1995). Pennebaker untermauert mit seiner "theory of inhibition" diese These, indem er darauf hinweist, daß fehlende oder mangelhafte Auseinandersetzung mit traumatischen Lebensereignissen sich langfristig negativ auf die Gesundheit niederschlägt (Pennebaker et al, 1988). In der Copingforschung nimmt der Themenkomplex der sozialen Unterstützung (social support) eine exponierte Stellung ein. Innerhalb des Forschungsprozesses zu diesem Thema wurden zahlreiche Studien vorgelegt, die ganz unterschiedliche Facetten sozialer Unterstützung herausarbeiteten. Während man in früheren Arbeiten ausschließlich von positiven Effekten von sozialer Unterstützung auf die Gesundheit von streßbelasteten Personen ausging, werden in neueren Arbeiten auch negative Einflußgrößen von sozialen Beziehungen thematisiert.Handlungsbezogene Bewältigungsformen:„Ablenkendes Anpacken” : Ablenken oder Vergessen von krankheitsbedingten Problemen wird in vertrauten Tätigkeiten gesucht. („Ich stürze mich in meine Arbeit [in mein Hobby], um die Krankheit zu vergessen.”) „Altruismus” : Eigene Wünsche, Bedürfnisse, Ängste etc. werden hinter die von anderen zurückgestellt, um sie nicht mehr spüren zu müssen. („Das Wohlergehen anderer [z. B. meiner Angehörigen] ist mir wichtiger, als meiner Krankheit nachzuhängen.”) „Aktives Vermeiden”:  Diagnostische Schritte oder therapeutische Maßnahmen werden unterlassen, obwohl zumindest eine gewisse Einsicht in deren Notwendigkeit besteht, da sie als zu belastend oder verunsichernd erlebt würden. („Ich schiebe meine Besuche beim Arzt hinaus oder befolge seine Anordnungen nicht so, wie ich eigentlich sollte.”) „Kompensation”: Durch Konsumieren (z. B. Kaufen, Essen, Alkohol) wird eine Spannungsreduktion erreicht. („Wenn es mir schlecht geht, kaufe ich mir etwas Besonderes [Essen, Kleider, Bücher etc.]. Eine Zigarette oder ein Glas Wein machen manches erträglicher.”)„Konstruktive Aktivität”: Es werden subjektiv hoch gewertete Handlungen (kreative Leistungen) ausgeführt, die evtl. vor der Krankheit zurückgestellt werden mußten. („Ich nehme mir letzthin mehr Zeit, um etwas Aufbauendes zu tun [etwa vermehrt einem Hobby nachgehen, Briefe schreiben, Bücher lesen etc.].”)„Sozialer Rückzug”: Es erfolgt ein aktiver Rückzug aus dem vertrauten sozialen Umfeld, um so nicht auf andere Leute eingehen zu müssen und/oder um Zeit für sich (z. B. zum Überdenken, Erholen) zu gewinnen. („Ich brauche meine Ruhe. Ich möchte mich mehr mit mir selbst befassen und zu mir selbst finden.”)„Zupacken” : Selbstverantwortliches, aktives Angehen der krankheitsbezogenen Situation und ihrer Probleme. („Während der Abklärung und Behandlung trage ich selbst das Mögliche bei, sei dies bei meinem Arzt oder anderswo.”)„Zuwendung” : Die Möglichkeit sich auszusprechen, verstanden zu sein und sich aufgehoben zu fühlen wird als hilfreich eingeschätzt und angestrebt. („Ich suche den Beistand und das Gespräch mit mir nahestehenden Menschen.”)„Konzentrierte Entspannung”: Ablenken von der Krankheit durch innere Sammlung und Entspannung durch Körperübungen (z. B. autogenes Training, Yoga, Meditation). („Entspannende Körperübungen [autogenes Training, Yoga etc.] sind mir in der Krankheit eine große Hilfe.”) Kognitionsbezogene Bewältigungsformen: „Ablenken”: Der Auseinandersetzung mit der Krankheit wird dadurch ausgewichen, daß die Aufmerksamkeit auf andere Inhalte gerichtet wird. („Es gibt Dinge, die mir wichtiger sind als die Krankheit und die mir helfen, mich davon abzulenken.”)„Akzeptieren” : Die Krankheit wird als schicksalhaft, vorbestimmt und unabänderlich mit mehr oder weniger Gelassenheit hingenommen, man versucht das Beste aus der Situation zu machen und mit der Krankheit zu leben. („Ich denke, daß ich die Krankheit hinnehmen kann und sie mit Fassung trage.”)„Dissimulieren”: Verharmlosen der momentanen Krankheitssituation, indem offensichtliche Gegebenheiten ignoriert (verleugnet) oder bagatellisiert (heruntergespielt) werden. („Ich wüßte nicht, warum ich beunruhigt sein sollte, es geht mir eigentlich ganz gut, und es ist nicht halb so schlimm, wie alle meinen.”)„Haltung bewahren” :Verbergen des eigenen Betroffenseins durch die Krankheit vor sich und vor anderen, Anstreben von Selbstkontrolle. („Es ist mir wichtig, mich zusammenzureißen, Haltung zu bewahren.”)„Problemanalyse”: Gezielte kognitive Analyse aller zugänglichen Informationen über die Krankheitssituation. („Ich versuche mir zu erklären, was mit mir und meiner Krankheit wirklich los ist.”)„Relativieren” : Versuch, sich mit der eigenen Krankheitssituation abzufinden, indem diese bewußt mit schlimmeren Krankheiten oder Schicksalsschlägen anderer Menschen verglichen wird. („Wenn ich an die Leute denke, welche wirklich Schweres zu tragen haben, geht es mir noch relativ gut.”)„Religiosität”  Tröstender und schützender Rückhalt im Glauben. („Mein Glaube an Gott und an die Vorsehung gibt mir den nötigen Halt.”)„Rumifizieren”: Quälendes, grüblerisches, zwanghaftes Hin- und Herüberlegen der Krankheitssituation, ohne zu einer Lösung zu kommen. („Meine Gedanken drehen sich immer wieder um die Krankheit, ohne daß ich dabei zu einem Ergebnis komme.”)„Sinngebung” : Der Krankheit wird ein tieferer Sinn (z. B. Chance zu veränderter Lebenshaltung) zugeordnet. („Die Krankheit hilft mir, eine neue Aufgabe oder eine Chance in meinem Leben zu sehen.”)„Valorisieren”: Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls durch die Erinnerung an erfolgreich gemeisterte Situationen, an Situationen, die persönliche Anerkennung brachten, durch die Besinnung darauf, wie gut man mit der Krankheit umgeht. („Diese Krankheit bewältige ich ebenso gut, wie schon manch anderes; es gelingt mir eigentlich gut, mit den neuen Schwierigkeiten fertig zu werden.”)„Humor”: Herangehen an die Krankheitssituation mit Humor. („Wenn ich mit etwas Humor an die Sache herangehe, kann ich sogar über mich selbst lachen.”) Emotionsbezogene Bewältigungsformen:„Hadern/Selbstbedauern”: Die momentane Krankheitssituation wird als unverdient und ungerecht empfunden, entsprechend wird mit dem Schicksal gehadert oder der eigene Zustand beklagt. („Ich frage mich, warum es gerade mich treffen mußte!”)„Emotionale Entlastung” : Reduktion der inneren Spannung und momentane Entlastung durch den offenen Ausdruck der durch die Krankheitssituation ausgelösten Gefühle sich selber oder einem Partner gegenüber. („Es kommt vor, daß mir ein Wutausbruch, Weinen oder auch mal Lachen Erleichterung bringen.”)„Isolieren/Unterdrücken” : Nichtwahrnehmen bzw. Nichtzulassen von der Krankheitssituation angemessenen Gefühlen. („Ich bin selbst erstaunt, wie wenig mich die Krankheit berührt.”)„Optimismus”: Zuversichtliche Haltung bei aller Einsicht in die momentane Belastung. („Mit etwas Glück kommt alles wieder in Ordnung. Ich bin und bleibe Optimist.”)„Passive Kooperation” : Sich dem behandelnden Arzt/Team im Wissen um deren fachliche und menschliche Kompetenz zuversichtlich anvertrauen. („Ich weiß, daß ich bei den Ärzten in guten Händen bin.”)„Resignation/Fatalismus” : Aufgeben von Hoffnung, sich der Krankheitssituation mutlos ergeben. („Ich habe das Gefühl, daß alles keinen Sinn mehr hat, ich habe die Hoffnung verloren.”)„Selbstbeschuldigung” : Im Bemühen, sich den momentanen Krankheitszustand besser erklären zu können, wird die Verantwortung dafür dem eigenen Verhalten zugeschrieben. („Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich wohl selbst schuld an meiner Krankheit bin und ich es daher nicht besser verdiene.”)„Schuld zuweisen/Wut ausleben”: Enttäuschung und Verärgerung über die eigene Krankheitssituation werden dadurch entschärft, daß echte oder scheinbare Mängel in der Betreuung oder in den momentanen Lebensumständen zum Anlaß genommen werden, anderen Schuld zuzuschreiben oder an ihnen Wut auszulassen. („Manchmal packt mich eine große Wut auf die anderen.”)

Crampi

Auf eine Muskelgruppe oder einen Muskel beschränkter tonischer, schmerzhafter Krampf.

Creatinkinase

Muskelenzym, erhöht beim Untergang von Muskulatur (z.B. Herzinfarkt, degenerative Muskelerkrankungen).

Creutzfeldt-Jakob-Krankeit

Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankeit ( im Zusamenhang mit BSE bei Rindern) entspricht bezüglich der Symptome der natürlich vorkommenden Erkrankung Creutzfeldt - Jakob - Erkrankung  Allerdings sind im Gegensatz zur CJD von dieser Krankheit bisher besonders jüngere Menschen betroffen. Der Alterdurchschnitt liegt hier bei 29 Jahren. Insgesamt sind an dieser Krankheit nachgewiesenermaßen bisher 85 Personen in England und 4 in Frankreich verstorben (Stand: November 2000). Diese Erkrankung ist durch Prionen (Eiweiße) übertragbar.  Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Es handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Das Gen, welches die Information für dieses Prion-Protein trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Der Zusatz "Sc" steht für Scrapie- spezifisch, der von "C" für cellulär, also für körpereigen. Die Prionen (PrPSc) unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert. Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen. Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können, oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und führt zu vielfältigen Symptomen wie: Lähmungen, Tremor, Chorea, Ataxie, Myoklonien, epileptische Anfälle und am Ende völlige Verblödung. Die Inkubationszeit beträgt vermutlich mehrere Jahren.

Crohn, Morbus

Entzündliche Erkrankung des unteren Dünndarms. Es handelt sich um autoimmunologisch bedingten entzündlichen Darmerkrankungen die  mit Vaskulitiden auch anderer Organe vergesellschaftet sein können. Früher als psychosomatische Erkrankung angesehen. Für den Morbus Crohn sind einige neurologische Begleiterkrankungen wie die funikuläre Spinalerkrankung, Sehnervenschädigungen, Polyneuropathien, zerebrale Blutungen und Ischämien mit zerebraler Vaskulitis als Ursache zerebraler Ischämien beschrieben worden. Die zerebrale Angiographie bei den Ischämien ergab in allen Fällen jeweils multiple Kalibersprünge der mittleren und großen intrakraniellen Gefäße im Sinne einer zerebralen Vaskulitis bei negativer Vaskulitisserologie. Die jeweilige Symptomatik bildete sich unter einer Immunsuppression zurück.

 

D     A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Degeneration

Entartung oder Untergang zellulärer Strukturen oder Funktionen infolge Schädigung der Zelle.

Depressive Episode

Bei den typischen leichten , mittelgradigen oder schweren  Episoden, leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von sogenannten "somatischen" Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen. Leichte: Gewöhnlich sind mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome vorhanden. Der betroffene Patient ist im allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen, Mittelgradige: Gewöhnlich sind vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden und der betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen. Schwere: Eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen, quälenden Symptomen. Typischerweise bestehen ein Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Suizidgedanken und -handlungen sind häufig und meist liegen einige somatische Symptome vor. Mit psychotischen Symptomen: Eine schwere depressive Episode, wie unter F32.2 beschrieben, bei der aber Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt sind, daß alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich sind und Lebensgefahr durch Suizid und mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme bestehen kann. Halluzinationen und Wahn können, müssen aber nicht, synthym sein. Rezidivierende: Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt, aufgetreten sein. Die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3) haben viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam. Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten, der Beginn kann akut oder schleichend sein, die Dauer reicht von wenigen Wochen bis zu vielen Monaten. Das Risiko, daß ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische Episode entwickelt, wird niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele depressive Episoden aufgetreten sind. Bei Auftreten einer manischen Episode ist die Diagnose in bipolare affektive Störung zu ändern (F31.-).

Déjà-entendu-Erlebnis

Erinnerungstäuschung im Bereich des Hörens (Paramnesie).

Déjà-vecu-Erlebnis

Erinnerungstäuschung im Bereich des Erlebens (Paramnesie).

Déjà-vu-Erlebnis

Erinnerungstäuschung im Bereich des Sehens (Paramnesie).

Delirium tremens

Diese charakteristische exogene Psychose kann durch verschiedene Ereignisse provoziert werden oder spontan auftreten. Das spontane Delir galt als Exzeß-Delir, aber auch ihm geht eine wenigstens relative Alkoholabstinenz immer voraus. Dagegen ist das provozierte Delir Ausdruck besonders schweren Alkoholentzugs-Syndroms. Der besondere Schweregrad des ,,Exzeß"-Delirs zeigt sich in erhöhter Letalität und häufigerem Auftreten von grands maux und von Polyneuropathie.

Leitsymptome:

  • Tachycardie

  • Hyperhidrosis (profuses Schwitzen)

  • Fieber

  • grober Finger- und Händetremor

  • Agitiertheit, psychomotorische Unruhe

  • Angst (u.U. ,,Galgenhumor")

  • Wahnhaftes Erleben (,,Belagerungs"-Syndrom)

  • überwiegend optische (szenische) Halluzinationen

  • Suggestibilität

  • Bewußtseinsveränderungen

  • Desorientiertheit

  • Amnestisches Syndrom

Demenz

Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewußtsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei Alzheimer-Krankheit, bei zerebrovaskulären Störungen und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn betreffen. Die häufigsten Ursachen von Demenz sind in ca. 60% der Fälle die Alzheimersche Krankheit und in ca. 20% der Fälle die vaskuläre (arteriosklerotische) Demenz, bei der die Blutgefäße des Gehirns infolge zerebrovaskulärer Erkrankungen geschädigt sind  Mischfälle sind relativ häufig. Den Rest machen verschiedene weitere Erkrankungen aus. Dabei wird in ca. 10% der Fälle mit sekundären oder symptomatischen Demenzen gerechnet (siehe Tabelle) , die ursächlich auf behandelbare Erkrankungen zurückzuführen sind, z.B. chronische Stoffwechsel- und hormonelle Erkrankungen.Die Alzheimer-Krankheit ist eine primär degenerative zerebrale Krankheit mit unbekannter Ätiologie und charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen. Sie beginnt meist schleichend und entwickelt sich langsam aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Die vaskuläre Demenz ist das Ergebnis einer Infarzierung des Gehirns als Folge einer vaskulären Krankheit, einschließlich der zerebrovaskulären Hypertonie. Die Infarkte sind meist klein, kumulieren aber in ihrer Wirkung. Der Beginn liegt gewöhnlich im späteren Lebensalter Multiinfarkt-Demenz: sie beginnt allmählich, nach mehreren vorübergehenden ischämischen Episoden (TIA), die eine Anhäufung von Infarkten im Hirngewebe verursachen. Sie eine vorwiegend kortikale Demenz Die Subkortikale vaskuläre Demenz (SAE): Hierzu zählen Fälle mit Hypertonie in der Anamnese und ischämischen Herden im Marklager der Hemisphären. Im Gegensatz zur Demenz bei Alzheimer-Krankheit, an die das klinische Bild erinnert, ist die Hirnrinde gewöhnlich intakt. Demenz bei Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: (bekannt geworden durch BSE): Eine progrediente Demenz mit vielfältigen neurologischen Symptomen als Folge spezifischer neuropathologischer Veränderungen, die vermutlich durch ein übertragbares Agens verursacht werden. Beginn gewöhnlich im mittleren oder höheren Lebensalter, Auftreten jedoch in jedem Erwachsenenalter möglich. Der Verlauf ist subakut und führt innerhalb von ein bis zwei Jahren zum Tode.

An die Vergeßlichkeit schließt sich im typischen Fall eine fortschreitende Beeinträchtigung weiterer und schließlich aller Bereiche der geistigen Leistungen an. Das Denken wird unpräzise, das Sprachverständnis und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit versagen, Orientierungsstörungen und Fehlhandlungen kommen hinzu. Auch Wahnvorstellungen und Trugwahrnehmungen treten auf. Neben nachlassenden geistigen Leistungen sind seelische Beeinträchtigungen zu beobachten. So finden sich oft Veränderungen der Persönlichkeit, Antriebsverlust und depressive Verstimmung. Viele Patienten haben auch Aggressionsausbrüche oder laufen aufgrund von Orientierungsstörungen aus ihrer vertrauten Umgebung weg bzw. finden nicht wieder zurück. Die Beeinträchtigung der geistigen Leistungen wird zunächst vom Betroffenen selbst als Einschränkung der Fähigkeit empfunden, den Alltag zu meistern. Gerade in der Anfangsphase einer Demenzentwicklung treten häufig auch Symptome einer Depression auf. Zunehmend ist der Kranke dann auch objektiv nicht mehr in der Lage, die alltäglichen Verrichtungen zu leisten. In späteren Stadien der Erkrankung sind Alltagsanforderungen betroffen wie Körperhygiene, Ankleiden, Essenszubereitung, Nahrungsaufnahme und Kontrolle von Wasserlassen und Stuhlentleerung. In den Endstadien verstummen die Patienten, und emotionale Reaktionen sind nur noch auf stärkere Reize zu beobachten. In diesem Stadium "vegetativer Existenz" ist der Patient bettlägerig und ohne erkennbare geistige Aktivität, am Ende der Erkrankung völlig hilfs- und pflegebedürftig. Auch die Angehörigen leiden oft erheblich unter den Folgen der fortschreitenden Beeinträchtigung geistiger Leistungen der Betroffenen. In späteren Stadien der Altersdemenz ist die subjektive Beeinträchtigung durch die Begleiterscheinungen in vielen Fällen ausgeprägter als diejenige durch die Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Umwelt wird für den Patienten unkontrollierbar, unüberschaubar und bedrohlich. Es treten unrealistische Ängste auf, bei denen wegen der eingeschränkten Fähigkeit zur Realitätsprüfung möglicherweise eine wahnhafte Verarbeitung eine Rolle spielt. Die Patienten selbst vermögen dann oft nicht mehr, die Krankheit wahrzunehmen. Es kommt aber auch vor, daß die Betroffenen ihre Probleme bagatellisieren.

Ungefähre kumulative Häufigkeit von nichtkognitiven Symptomen im Verlauf der Demenz vom Alzheimer Typ (alle Schweregrade = Rückgang mit Fortschreiten der Demenz): · Antriebsarmut 100% Unruhezustände 80% · Depressivität 50% · Aggression 40%  Angst 30% Wahn 25%  Hoffnungslosigkeit 20% · Suizidgedanken 15%  Halluzinationen 15%

Die Diagnose einer ausgeprägten Altersdemenz fällt klinisch meist leicht. Das Krankheitsbild der Demenz muß jedoch abgegrenzt werden von anderen organisch psychiatrischen Erkrankungen. Alzheimer Demenz und vaskuläre Demenz sind jedoch auch mit erheblichem diagnostischen Aufwand nicht mit Sicherheit klinisch zu unterscheiden. Die endgültige Diagnose der zur Demenz führenden Krankheit gelingt in den meisten Fällen erst nach dem Tod des Patienten mittels einer mikroskopisch neuropathologischen Untersuchung des Gehirns. Die Alzheimer Demenz verläuft gewöhnlich mit schleichend langsamer Verschlechterung, bei der vaskulären Demenz ist dagegen ein Verlauf mit stufenförmiger Verschlechterung typisch. Bei der Alzheimer und der vaskulären Demenz, also bei der Mehrheit der Demenzkrankheiten, ist zur Zeit keine Heilung möglich. Symptomatische Verbesserungen sind bei der Gabe verschiedener Medikamente beobachtet worden, ohne daß jedoch ein durchschlagender Therapieerfolg mit weitgehender Besserung oder gar Normalisierung der geistigen Leistungen zu verzeichnen war. Gegenwärtig ist noch unklar, inwieweit sich der ungünstige Verlauf der Alzheimer Demenz durch Medikamente zumindest verlangsamen läßt.

Spezielle Krankheitsformen der Demenz sind jedoch rückbildungsfähig bzw. einer Therapie zugänglich, wie z.B. die Demenz bei Hirntumoren, Störungen des Hirnstoffwechsels oder bei schwerer Depression. Entscheidend ist dabei die möglichst frühzeitige Diagnose der Grunderkrankungen.

 

Körperliche Krankheiten als Ursachen dementieller Syndrome
1. Endokrinopathien
• Hypothyreose,  Hyperthyreose
• Hypoparathyreoidismus,  Hyperparathyreoidismus
2. Vitaminmangelkrankheiten
•B 12 -Mangel , Folsäuremangel, B 1 -Mangel, B 6 -Mangel, 
3.. Metabolische Enzephalopathie
• chronisch hypoxische Zustände
• chronische Lebererkrankungen (M. Wilson, Hämochromatose, Leberzirrhose)
• chronische Nierenerkrankungen (Dialyse-Enzephalopathie)
4. Intoxikationen
• Industriegifte (Kohlenmonoxyd, Quecksilber, Blei, Perchloräthylen)
• Medikamente (z. B. Kardiaka, Antihypertensiva, Psychopharmaka)
Alkohol
5. Elektrolytstörungen
• Hyponatriämie (z. B. diuretische Behandlung),  Hypernatriämie
6. Rheologisch bedingte Störungen
• Polyzythämie, Hyperlipidämie, multiples Myelom

Denervierung

Partieller oder kompletter Funktionsausfall eines Organs bzw. Organsystems infolge (Degeneration der nervalen Verbindungen). Auch im EMG sichtbare Denervierungspotentiale.

Denkstörungen, formale

Gehemmt: Der Patient empfindet, daß das gesamte Denken wie gebremst, unregelmäßig oder stockend, wie gegen Widerstände, vonstatten geht. Die Erschwerung des Denkablaufes  hinsichtlich Tempo, Inhalt und Zielsetzung kann nicht behoben werden, auch wenn sich der Patient offensichtlich darum bemüht. Denkhemmung muß im Gegensatz zu Denkverlangsamung subjektiv empfunden werden.

Verlangsamt: Damit ist das Schleppende, Mühsame des Gedankenganges, die meist kontinuierliche Verzögerung des Denkablaufes gemeint. Sie ist in erster Linie an der Viskosität und Torpidität des Sprechens und Reagierens des Kranken zu erkennen. Das verlangsamte Denken wird vom Patienten oft auch als gehemmt empfunden.

Umständlich: Als umständlich bezeichnet man ein Denken, das das Nebensächliche nicht vom Wesentlichen (bezogen auf die Interviewthematik!) sondert, sich in unwichtigen Einzelheiten verliert und an ihnen hängen bleibt, ohne vom Ziel gänzlich abzukommen (weitschweifig). Umständlichkeit kann die Folge mangelnder Abstraktionsgabe sein oder Folge eines Unvermögens, Nebensächliches wegzulassen auch dann, wenn es intellektuell möglich wäre, pedantische Kleinkrämerei").

Eingeengt: Einschränkung des inhaltlichen Denkumfanges,Verhaftetsein an ein Thema oder an wenige Themen, Fixierung auf wenige Zielvorstellungen oder Denkinhalte. Im Interview hat der Kranke trotz Angebot Mühe, von einem Thema auf ein anderes überzugehen oder er kommt immer wieder darauf zurück.

Eine inhaltliche Perseveration  ist ein starker Grad von Einengung, das Haftenbleiben an bestimmten Denkinhalten, das ist das Haftenbleiben an Worten oder Angaben (z. B. Daten), die vorher gebraucht, nun aber nicht mehr sinnvoll sind. Das zeigt sich vor allem im sinnlosen Wiederholen von Worten (Verbigeration). .

Grübeln (nicht zwanghaft): Unablässiges Beschäftigtsein mit (nicht nur, aber meist) unangenehmen Gedankengängen, die vom Patienten nicht als fremd erlebt werden und meist mit der aktuellen Lebenssituation in Zusammenhang stehen.

Gedankendrängen: Patient fühlt sich unter dem übermäßigen Druck vieler Einfälle oder auch ständig wiederkehrender Gedanken, teils sinnvoll, teils sinnlos, die sich auch überstürzen und oft wie automatisch ablaufen können.

Ideenflüchtig: Vermehrung von Einfällen. Dabei wird das Denken nicht mehr von einer Zielvorstellung straff geführt, wechselt beständig das Ziel aufgrund von dazwischenkommenden Assoziationen und verliert so das Ziel. So gerät der Ideenflüchtige vom Hundertsten ins Tausendste, er denkt (und spricht den Satz) oft nicht zu Ende, weil sein Denken dauernd von dazwischenkommenden Einfällen abgelenkt wird, die oft rein äußerlicher (z. B. klanglicher) Art sind und nicht die wesentlichen Zusammenhänge berücksichtigen. Der Untersucher kann aber den flüchtigen Ideen noch folgen (Gegensatz: zerfahrenes, inkohärentes Denken). Subjektiv kann beschleunigtes als auch ideenflüchtiges Denken als Gedankendrängen, als Gedankenflucht u. ä. empfunden werden. Der Ideenflüchtige muß nicht beschleunigt sein. Beschleunigung ohne Ideenflucht z.B. antriebsgesteigert" und ,, logorrhoisch".

Vorbeireden: Der Patient geht nicht auf die Frage ein, bringt etwas inhaltlich anderes vor, obwohl aus Antwort und/ oder Situation ersichtlich ist, daß er die Frage verstanden hat. Kein absichtliches Nichteingehen auf eine Frage.

Gesperrt/Gedankenabreißen: Plötzlicher Abbruch eines sonst flüssigen Gedankenganges ohne erkennbaren Grund. Der Kranke stockt mitten im Satz, schweigt, greift dann das Gespräch unter Umständen mit einem anderen Thema wieder auf. Sperrungen spielen sich bei klarem Bewußtsein ab und dürfen nicht mit der Unterbrechung des Gedankenflusses durch eine Absence verwechselt werden. Das Gedankenabreißen ist eine vom Patienten selbst empfundene, ohne erkennbare Motivation plötzlich einsetzende Unterbrechung des Gedankenganges.

Inkohärent/zerfahren: Das Denken (und damit auch das Sprechen) des Patienten hat keinen verständlichen Zusammenhang mehr, ist zerrissen bis in einzelne, scheinbar zufällig durcheinander gewürfelte Sätze, Satzgruppen, Gedankenbruchstücke (dissoziiertes Denken, Sprachzerfall). Daher wird inkohärent/zerfahrenes Denken unverständlich und nicht nachvollziehbar. Die Gedanken springen unvermittelt von einem Thema zum anderen über (divide: Ideenflucht). Inkohärenz/Zerfahrenheit des Denkens kann mit jeder Denkgeschwindigkeit verbunden sein. Bei leichten Formen (Paralogik) kann der Satzbau noch intakt sein, bei schweren Formen ist er zerstört (Paragrammatismus) bis zu unverständlichem, sinnleerem Wort- und Silbengemisch (Schizophasie). Weitere Merkmale formaler Denkstörungen, die häufig bei der Zerfahrenheit vorkommen, sind:

Die Kontamination (Verschmelzung heterogener Sachverhalte), die Verdichtung (Zusammenziehen von mehreren, nicht unbedingt widersprüchlichen Ideen in eine),

Substitution (Ersatz von geläufigen Begriffen durch irgendwelche andere),

Entgleisung des Denkens (Abgleiten von der Hauptgedankenreihe auf Nebengedanken, die sich ungeordnet in die Hauptreihe hineindrängen), lückenhaftes und sprunghaftes Denken.

Neologismen: Wortneubildungen, die der sprachlichen Konvention nicht entsprechen und oft nicht unmittelbar verständlich sind. Manchmal kann vom Patienten auch eine künstliche Sprache gebildet und gebraucht werden. Auch Paralogismen sind hier einzutragen: semantisch ungewöhnlicher Gebrauch von Worten.

Depersonalisationserleben

Depersonalisationserleben liegt vor, wenn Betroffene das Gefühl haben: "Ich bin nicht mehr ich selbst". Hierbei kann es vorkommen, daß die Kranken ihren Körper oder ihre Bewegungen so erleben, als ob sie sich von außen selbst zusehen würden. Außerdem können sie das Gefühl haben, als seien ihr Körper oder Teile ihres Körpers vergrößert oder verkleinert, verformt, schwerer oder leichter geworden. Es handelt sich um eine  Störung des Einheitserlebens der Person im Augenblick oder der Identität in der Zeit des Lebenslaufes. Der Kranke kann sich selbst unwirklich, verändert, fremd und/oder uneinheitlich vorkommen. Diese Störung kann flüchtig sein oder auch über lange Zeit bestehen -.Eine Störung der Identität des Ich im Zeitverlauf liegt vor, wenn der Kranke wähnt, jetzt ein anderer zu sein als früher. Er ist sich nicht mehr gewiß: ,,Bin ich selbst der, der das erlebt, oder ist es em anderer? "Z. B.: ,,Man macht mich zum Professor der Veterinärmedizin und Direktor der Anstalt und ich bin hier, um die Hebephrenie zu machen." Oder: Ein männlicher Kranker spürt, er werde eine Frau (wahnhafte Geschlechtstransformation). Hierher gehört auch der Verwandlungswahn (z. B. ein Tier zu sein).  Die erwähnte Störung des Ich-Erlebnisses beim psychotisch Kranken ist zu unterscheiden von dem sogenannten Doppelgängererlebnis oder der Heautoskopie, dem Phänomen, daß man seine eigene Gestalt wahrnimmt. Denn hierbei bleibt das Ich als der das Phänomen registrierende Kern erhalten. Durch Selbständigwerden gewisser Teilstrebungen der Persönlichkeit kann es zu Spaltungs- und Verdopplungsgefühlen kommen. Diese Störung des Einheitserlebens der Person ist zu unterscheiden von der sogenannten alternierenden Persönlichkeit. Darunter versteht man das seltene Phänomen, daß ein Kranker sich für eine gewisse Zeit als eine andere Persönlichkeit erlebt und angibt, er habe keine Erinnerung an die frühere Zeit. Hier handelt es sich um eine Aufeinanderfolge verschiedener Persönlichkeiten, wobei aber die jeweilige Persönlichkeit durchaus Ich-Bewußtsein hat, während bei der Störung des Einheitserlebnisses eher beobachtet wird, daß verschiedene Persönlichkeiten nebeneinander gleichzeitig erleben oder agieren. Outside - Depersonalisation http://www.moira.de/outside/ Information und Kommunikation zum Thema.

Depravation

Persönlichkeitsnivellierung mit Selbstvernachlässigung und Verwahrlosung.

Depression

Der Begriff Depression ist eine diagnostisch relativ unspezifische Bezeichnung für eine Störung des Gefühls- und Gemütslebens, die vor allem mit Verstimmung, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit einhergeht. In Abhängigkeit von Dauer, Intensität und Periodik des Auftretens ist sie als behandlungsbedürftige Erkrankung anzusehen.  Im Gegensatz zu früheren Klassifikationssystemen, bei denen Gesichtspunkte der Krankheitsursachen eine wichtige Rolle spielten, beruhen die beiden derzeit international gebräuchlichen Systematiken ICD 10 und DSM-IV auf Einteilungen nach Schweregrad und Dauer. Nach diesen werden Depressionen unterteilt in: eigentliche depressive Episoden (ICD 10), gleichbedeutend mit major depression (DSM-III-R), dysthyme Störungen, kurzfristige depressive Anpassungsstörungen sowie wiederkehrende kurze Depressionen (englisch: brief recurrent depression).

Bezüglich der auch sozialen und ökonomsichen Konsequenzen der Depressionen ein englisches Zitat: "Major depression is the fourth leading cause of worldwide disease burden, according to a recent study of premature mortality and disability around the world. The disease burden attributable to unipolar major depression ranks after lower respiratory tract infections, diarrheal diseases, and perinatal disorders, but ahead of ischemic heart disease, cerebrovascular disease, and tuberculosis."Murray CJL, Lopez AD.Global mortality, disability, and the contribution of risk factors: Global Burden of Disease Study.Lancet.1997;349:1436-1442.MEDLINE

Eine depressive Episode (major depression) ist vor allem charakterisiert durch eine depressive Verstimmung und den Verlust von Interesse oder Freude an fast allen Aktivitäten. Dazu kommen i.a. weitere Symptome bzw. Beschwerden. Das können Appetit- und Schlafstörungen, Gewichtsveränderungen, psychomotorische Unruhe oder Gehemmtheit, verminderte Energie, Willens-, Denk- und Antriebshemmung, innere Leere, Konzentrationsschwierigkeiten, Gefühle der Ausweglosigkeit und Wertlosigkeit, Angst, Schuldgefühle sowie Suizidideen oder -versuche sein. In schweren Fällen treten Wahnideen, Halluzinationen oder depressiver Stupor ("Erstarrung") auf.  Für die Diagnose einer depressiven Episode sind die beiden Hauptsymptome und zusätzlich weitere der genannten Symptome entscheidend. Angst- und Suchterkrankungen, schwere Persönlichkeitsstörungen, aber auch akute Belastungsfaktoren wie Trennung, Arbeitslosigkeit und finanzielle Not gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung einer depressiven Erkrankung. Lebenskrisen, Verlusterlebnisse und Einsamkeit können die Depressionsgefahr erhöhen. Allein oder getrennt lebende Menschen weisen ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko auf. Derzeit nimmt man an, daß ein Zusammenwirken von genetischen, neurobiologischen und psychosozialen Faktoren Depressionen auslöst und aufrechterhält.

Depression und kardiovaskuläre Erkrankungen scheinen in einer besonderen Beziehung zueinander zu stehen: Depressive Patienten weisen eine erhöhte Letalität und Morbidität für kardiovaskuläre Erkrankungen auf, diese wiederum haben bei Hinzutreten einer Depression eine schlechtere Prognose. Dies ist umso bedeutsamer als immerhin 40% aller Patienten, die mit einer Angina pectoris ins Krankenhaus kommen eine depressive Symptomatik aufweisen, und diese Gruppe im Vegleich zu den nicht depressiven eine mehr als 4-fach erhöhtes Risiko haben im folgenden Jahr einen Herzinfarkt zu erleiden oder daran zu sterben.Francois Lesperance, MD 2000 . Wenn man Patienten mit depressiven Symptomen nach 10 Jahren nachuntersucht haben sie im Vergleich zu nicht depressiven ein fast 2- fach höheres Risiko eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln oder daran zu sterben.Ferketich,et al 2000 siehe auch Musselman DL, Evans DL, Nemeroff CB.The relationship of depression to cardiovascular disease.Arch Gen Psychiatry.1998;55:580-592.MEDLINE

 

Depressionen stellen bei älteren Frauen einen erheblichen Risikofaktor (um 40% erhöhtes Risiko) für Stürze mit Knochenbrüchen (insbesondere auch Wirbelfrakturen) und Unfälle im allgemeinen dar, ( Arch Intern Med. 1999;159:484-490.  Prospektive Studie Erstuntersuchung 1986-1988, Nachuntersuchung 1988-1990, 7414 Teilnehmer.) Dies wenn man denkbare andere Riskofaktoren wie deren allgemein schlechter Gesundheit, herausrechnet und nicht erklärt durch Psychopharmakaeinnahme. Die Verletzungen heilen darüberhinaus schlechter. Zu den weiteren erheblichen Auswirkungen der Depression auf die körperliche Gesundheit im Alter siehe auch: Pennix BWJH, Guralnik JM, Ferrucci L, et al.Depressive symptoms and physical decline in community-dwelling older persons.JAMA.1998;279:1720-1726.MEDLINE

Deprivation

Wegfall äußerer Sinnesreize.

Derealisationserleben

liegt vor, wenn Betroffene ihre Umwelt als nicht mehr vertraut, als fremdartig oder auch als räumlich verändert erleben und das Gefühl haben: "Alles um mich herum ist so unwirklich, so verändert". Dadurch wirkt die Umwelt für den Kranken unvertraut, sonderbar, gespenstisch oder sonstwie verändert. Entfremdungserlebnisse können in Wahnstimmung eingebettet sein. Auch Veränderungen des Zeiterlebens kommen vor. Oder  Abschwächung aller Sinneseindrücke, z. B. in der Depression.

Dermatom

Hautgebiet, das von einer aus dem Rückenmark ausgehenden Nervenwurzel versorgt wird. Entsprechend ein Myotom der Teil der Muskulatur der von einer aus dem Rückenmark ausgehenden Nervenwurzel versorgt wird. Bedeutsam in der Diagnostik von Bandscheibenschäden oder anderen Kompressionen der Nervenwurzeln.

Dermatozoenwahn

Wahnhafte Befürchtung, Parasiten in der Haut zu haben.

Desorientiertheit

Verwirrtheit in bezug auf Tageszeit, Datum, Jahreszeit (Zeit), darauf, wo man ist (Ort) oder wer man ist (Person)..

Desensibilisierung

Systematische Desensibilisierung :Der Klient gibt eine Hirarchie der angstauslösenden Situationen an. Anschließend wird er entspannt und geht in sensu (in der Vorstellung) diese Situationen nach und nach durch. reziproke Hemmung in der Angst Therapie: Der Patient wird dem angstauslösenden Stimulus in einem Zustand der Entspannung (zB. Durch autog. Training) dargeboten. Angst und Entspannung sind Zustände, die sich gegenseitig ausschließen.

DHEA/S (Dehydroepiandrosteron/-sulfat)

Die biologische Bedeutung des adrenalen Androgens DHEA/S für den Menschen ist noch immer nicht eindeutig geklärt. DHEA/S wird nur beim Menschen und (nicht-menschlichen) Primaten in großem Umfang von den Nebennieren gebildet. Es zeigt einen charakteristischen Altersgang mit hohen Konzentrationen nach der Geburt und einem Abfall auf nahezu nicht meßbare Werte im Kindesalter. Erst ab dem 7.-8. Lebensjahr („Adrenarche") kommt es dann zu einem kontinuierlichen Wiederanstieg mit einem Maximum bei Frauen um das 20. und bei Männern um das 30. Lebensjahr. Anschließend kommt es wieder zu einem erneuten Abfall um ca. 2%/Jahr. In den USA wird DHEA/S als „Wunderdroge" ( „anti-aging effect") bezeichnet und ist dort als „Nahrungsergänzungsmittel" frei im Handel erhältlich. In Deutschland ist das Präparat derzeit nicht zugelassen. DHEA/S muß als Vorläufersteroid angesehen werden, das, je nach Bedarf, auf Zielzellebene in potente Androgene und Östrogene umgewandelt werden kann („Intrakrinologie"). So führt eine primäre/sekundäre Nebennierenrinden (NNR)-Insuffizienz zu einem völligen Mangel der DHEA-Sekretion und damit konsekutiv zu einem Absinken der Serumkonzentrationen von Androstendion, Testosteron, Dihydrotestosteron und Östron/Östradiol. Ein Hauptwirkort von DHEA/S ist offenbar das zentrale Nervensystem, wo es als Neurosteroid mit GABAA - Rezeptoren interagieren kann. In Tierversuchen hatte die Gabe von DHEA (100-300mg/Tag) einen aktivierenden Einfluß auf das Immunsystem. Inwieweit sich diese tierexperimentellen Daten auf den Menschen übertragen lassen und von klinischem Nutzen sein könnten, bleibt derzeit noch offen. Bei postmenopausalen Frauen führte perkutan verabreichtes DHEA via Transformation zu potenten Androgenen und Östrogenen zu einer Erhöhung der Knochendichte an der Hüfte. In jüngster Zeit wurde über eine Vielzahl möglicher positiver Effekte einer DHEA-Substitutionstherapie diskutiert, ein wichtiges Zielkollektiv hierfür wären Patienten mit NNR-Insuffizienz. Androgene spielen eine entscheidende Rolle bei der Physiologie der Frau und haben Einfluß auf Stimmung und Libido. So haben Patientinnen mit einer NNR-Insuffizienz, trotz einer ausreichenden Substitutionsdosis mit Gluko- und  Mineralokortikoiden eine geringere Lebensqualität. Sie klagen auch weiterhin über Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Libidoverlust sowie Konzentrationsstörungen. Ergebnisse einer  publizierten Studie zeigten, daß 50 mg DHEA täglich über 4 Monate die Befindlichkeit und Sexualität bei Frauen mit NNR-Insuffizienz hochsignifikant verbessern konnte. Andere Studien belegen auch eine signifikante positive Korrelation zwischen der DHEA/S-Serumkonzentration und dem funktionellen Status und Wohlbefinden bei älteren Männern und postmenopausalen Frauen. Kontroverse Ergebnisse zeigen sich jedoch hinsichtlich seiner Wirkung auf das kardiovaskuläre System. So fand sich bei Männern >50 Jahre mit hohem DHEA/S-Serumspiegel eine verminderte kardiovaskuläre Mortalität. Bei (postmenopausalen) Frauen hingegen war ein hoher DHEAS-Spiegel mit einer höheren Prävalenz kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert. Dieser sexuelle Dimorphismus läßt sich am ehesten durch die unterschiedliche Metabolisierung von DHEA zu Androgenen und Östrogenen erklären. Die aktuelle Datenlage zu DHEA/S erlaubt derzeit noch keine klare Indikationsstellung. Viele Beobachtungen wurden in Tierversuchen gemacht und sind, wie bereits oben erwähnt, nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar. Eine kürzlich publizierte Metaanalyse zeigte, daß unter physiologischen Dosierungen nur neuropsychologische und immunologische Effekte des DHEA/S für den Menschen eine Rolle spielen dürften. Denkbar wäre derzeit lediglich die Therapie von Patienten mit NNR-Insuffizienz. In klinischen Studien sind bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet worden. Da DHEA/S erst seine Wirkung über eine Konversion zu potenten Androgenen und Östrogenen in der Zielzelle entfalten kann, könnten hieraus Nebenwirkungen resultieren. Frauen, denen längerfristig 50 mg DHEA/Tag verabreicht wurden, berichteten über eine leichte Zunahme der Gesichtsbehaarung und Hautunreinheiten. Unter einer höheren Dosierung (200mg/Tag) wurden teilweise akneiforme Hautveränderungen beobachtet. Bei den Männern waren, auch unter hohen Dosierungen, keine androgen-/östrogen-assoziierten Nebenwirkungen zu beobachten. Die Wirkung von DHEA/S auf das Prostatawachstum ist als eher gering einzustufen. Eine Lebertoxizität unter einer Substitutionsdosis von 50mg DHEA täglich wurde bisher nicht beschrieben.

Diadochokineseprüfung

Fähigkeit, rasch aufeinanderfolgende Bewegungen auszuführen (diadochos = rasch aufeinander folgend), z.B. mit den Fingern beim Klavierspielen. Hierzu wird der Patient aufgefordert, rasch aufeinanderfolgende Pro- und Supinationsbewegurigen der vorgehaltenen Unterarme bei Ellenbeuge durchzuführen. Bei Einschränkung dieser Fähigkeit wird von A- oder Dysdiadochokinese, einem frühzeitigen Hinweis auf eine dysmetrische Störung, gesprochen. Gestört bei Koordinationsstörungen.

Diagnose

Erkennung einer Krankheit und ihre Benennung mit dem entsprechenden (wissenschaftlichen) Ausdruck. Diagnostik: Durchführung einzelner diagnostischer Untersuchungen, die zur Erkennung einer Krankheit führen, diagnostizieren: eine Diagnose stellen. 

Differentialdiagnose
Abgrenzung einer Krankheit von anderen ähnlichen.

Diphtherie

Kommt wieder vor. Einwanderung, Labors. Gaumensegelparese, Akkommodationsstörung, Abduzensparese beiderseits entwickeln sich ab der zweiten Krankheitswoche bei Rachendiphtherie (Infektion nicht immer bekannt!). Später können sich Paresen der Atem- und Extremitätenmuskeln entwickeln.  Bei Verdacht Rachenabstrich. Bei erheblichem klinischen Verdacht zur Keimelimination Antibiotikatherapie für 10 Tage (Penicillin G 4mal 0,25 Mio. IE oder Erythromycin 4mal 250 mg), weiterhin einmalige Seruminjektion je nach Schweregrad zwischen 250 und 2000 IE ( Anaphylaxiegefahr, vorher konjunktival oder subkutan testen!) 1– 1,5 mg/kg KG/d Methylprednisolon, in 2 Wochen ausschleichend.

Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversionsstörungen ist der teilweise oder völlige Verlust der normalen Integration von Erinnerungen an die Vergangenheit, des Identitätsbewußtseins, der unmittelbaren Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen. Der Verlust bewußter und selektiver Kontrolle über normalerweise willkürlich beherrschbare körperliche Funktionen (im wesentlichen: willkürmotorische Bewegungen, Sinneswahrnehmungen, Gedächtnisleistungen) kann hinsichtlich Ausmaß und Tempo des Ablaufs stark schwanken. Vegetativ vermittelte Reaktionen werden im allgemeinen nicht hierunter gefaßt, diese Abgrenzung wird jedoch nicht einheitlich gehandhabt. Ein erster Häufigkeitsgipfel dissoziativer Symptome tritt im Jugendalter auf, vor dem Schulalter sind so klassifizierbare Phänomene selten. Diagnosebegründend ist das Fehlen einer organischen Störung, welche das/die Symptom/e kausal erklären könnte sowie der (nicht immer leicht zu führende) Beleg für eine psychische Verursachung. Eine nahe zeitliche Verbindung zu traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen sollte bestehen. Dissoziation und Multiple Persönlichkeit (Jena) http://members.aol.com/disso/disso.html Die klinische Psychologin Katharina Dornbusch erstellt gemeinsam mit dem psychologischen Institut der Universität Jena eine Studie zur Dissoziation. Aktives Mitmachen ist erwünscht. Trauma und Dissoziation (Hamburg) http://members.aol.com/dissoid/ Homepage der Selbsthilfe-Mailingliste für Leute mit multipler Persönlichkeit oder anderen dissoziatioven Störungen

dissoziierte Sensibilitätsstörung

Der Berührungssinn ist erhalten bei erloschenem Schmerz und/oder Temperatursinn. Danach muß gezielt gesucht werden, da sie häufig kontralateral zu motorischen Störungen lokalisiert sind und die Patienten meistens nur zufällig, z. B. bei der Verwendung von heißem Wasser, auf sie aufmerksam werden. Sie zeigt zuverlässig eine Erkrankung des Hirnstamms oder Rückenmarks an. Als einzige Erkrankung verursacht die Lepra Läsionen peripherer Nerven mit dissoziierter Sensibilitätsstörung.

distal

„Weit entfernt von der Körpermitte", anatomisch-topographischer Begriff, das Gegenteil von proximal.

dominanter Erbgang

Die Vererbung eines bestimmten Merkmals manifestiert sich in jeder Generation mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%.

Doppelblindversuch

Rosenthal- und Hawthorne-Effekt werden kontrolliert, weder Arzt noch Proband weiß, ob er in der Experimental- oder Kontrollgruppe ist.

Der Arzt weiß ob die Kontrollgruppe ein Placebo erhält, Kontrolgruppe weiß es nicht-> Blindversuch

Weder Arzt noch Patient wissen, wer Placebo und wer Wirkstoff bekommt->Doppelblindstudie.

Versuchspersonenfehler (Hawthorne-Effekt): Die Versuchspersonen verhalten sich anders, weil sie wissen, daß sie beobachtet werden.

Versuchsleitereffekt (Rosenthaleffekt):Die Erwartung des Versuchsleiters bestimmt dessen Wahrnehmung und Verhalten. Damit verfälscht das Ergebnis in Richtung der Erwartung des Versuchsleiters durch Suggestionseinflüsse od. durch Beurteilungsfehler.

in randomisierten, doppelblinden Wirksamkeitsstudien wird die mit der zu prüfenden Intervention behandelte Gruppe mit einer Kontrollgruppe verglichen, die typischerweise Plazebo erhält. Sofern es sich um eine Indikation handelt, für die bereits Therapieoptionen verfügbar sind, so wird abhängig von der medizin-ethischen Vertretbarkeit die Prüfmedikation (Verum bzw. Plazebo) als „add-on" adjuvant zur etablierten Therapie appliziert oder im drei- oder mehrarmigen Vergleich mit Plazebo einerseits und der etablierten Therapie andererseits verglichen. Evidenz-basierte Medizin,wie vom Gesetzgeber gefordert,ist unverzichtbar auf randomisierte,doppelblinde Wirksamkeitsstudien mit Parallelgruppenvergleich angewiesen.Sie ist eine notwendige,wenn auch noch nicht unbedingt hinreichende Bedingung.Nur so kann beurteilt werden,ob eine zu prüfende Intervention anderen oder bisherigen Verfahren überlegen ist.Statitisch signifikant bedeutet aber noch lange nicht immer klinisch relevant.

Drogenmißbrauch

(siehe auch unter Ecstasy)

Fortgesetzter Gebrauch trotz des Wissens um ständige oder wiederholte soziale, berufliche, psychische Schwierigkeiten oder körperliche Gefährdung. Mißbrauch kann zur Abhängigkeit (= Sucht) führen.

Eine Abhängigkeit kann dann diagnostiziert werden, wenn während des letzten Jahres 3 oder mehr Kriterien gleichzeitig vorgelegen haben

1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren.

2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums.

3. Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch die substanzspezifischen Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.

4. Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich...

5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.

6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen, wie z.B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Substanzkonsums oder drogenbedingte Verschlechterung kognitiver Funktionen. Es sollte dabei festgestellt werden, daß der Konsument sich tatsächlich über Art und Ausmaß der schädlichen Folgen im Klaren war oder daß zumindest davon auszugehen ist.

 

Typen der Abhängigkeit

Suchtstoff

Typ der Abhängigkeit

Opiate, Heroin,  Codein, Dihydrocodein,  Methadon

Morphintyp

Nikotin

 

Amphetamine

Amphetamintyp

LSD

Halluzinogentyp

Kokain

Kokaintyp

Benzodiazepine Barbiturate/Alkohol

Barbiturat-/Alkoholtyp

Cannabis

Cannabis/Marihuana-Typ

Substanz

akute Wirkung

chronischer Mißbrauch

Haschisch

bis zu 14 Tagen: Reduzierung von Kurzzeitgedächtnis Entfernungseinschätzung Reaktionsvermögen   Konzentration, Motivation

Psychisch-pathologische Auswirkungen: Halluzinationen mit bleibenden drogeninduzierten Psychosen, sozialer Rückzug amotivationales Syndrom, Hirnzellenschäden, gestörte Immunabwehr Lungenschäden

Heroin, Opium

bis zu 5 Tagen: Unruhe, Angst, Reizbarkeit bei Entzug, Pupillenverengung, Appetitlosigkeit

Depressionen, häufig Hepatitis, AIDS, Schnelle Abhängkeitentwicklung, Verwahrlosung und Kriminalität.

Kokain,
Amphetamine

bis zu 4 Tagen: Schlaflosigkeit Erschöpfung, Depressionen, Appetitlosigkeit

Depressionen, Psychosen, Verfolgungswahn,Leberschäden

LSD

bis zu 2 Tagen: Sinnestäuschungen, unkonventionelle Risikobereitschaft

Wahnvorstellungen, Psychosen, Flash-back-Räusche

 

Die Beteiligung von Lernprozessen ist bei der Aufrechterhaltung von Abhängigkeit unumstritten. Als ursächlich für eine wiederholte Substanzeinnahme nach längerer Abstinenz werden konditionierte drogengegensinnige und drogengleichsinnige Zustände gesehen, welche drogenassoziierte (internale oder externale) Reize ausgelöst werden und zu Drogenverlangen und Drogeneinnahme führen. Psychotrope Substanzen aktivieren dopaminerge Neurone, so daß drogenassoziierte Reize durch Lernprozesse einen emotionalen Wert erhalten und die Aufmerksamkeit kanalisiert wird. Diese Neuronensensitivierung ist persistent und kann nach längerer Abstinenzzeit wieder aktiviert werden.Zahlreiche Studien zur Untersuchung der Reagibilität ("cue reactivity") mit drogenrelevanten Reizen weisen auf unterschiedliche reizinduzierte psychophysiologische Antwortmuster und teilweise fehlende Zusammenhänge zwischen peripherphysiologischen Parametern und dem Drogenverlangen hin

Drogennachweis

Der Drogennachweis erfolgt im Blut, Urin oder in Haaren. Blut ist am besten vor Manipulationen gesichert. Harn hat den Vorteil größerer Mengen und enthält weniger Substanzen, die mit der Analytik interferieren. Außerdem lassen sich Drogen im Harn wesentlich länger als im Blut nachweisen, z.B. Heroin im Blut gegebenenfalls nur 2 h, im Urin dagegen 2–3 Tage. Da Ablagerungen auch in das Haar erfolgen, ist dort sogar noch nach mehreren Monaten ein Nachweis möglich. Bei den Untersuchungsmethoden dominieren zunächst immunologische Verfahren. In aller Regel sind sie allerdings Vortests, denen ein analytisches Verfahren mit hoher Spezifität wie z.B. die Gaschromatographie-Massenspektrometrie folgt. Abgesehen von Kreuzreaktionen und Problemen mit der Empfindlichkeit und Testsicherheit immunologischer Methoden ist auch die bewußt herbeigeführte Störung von Ergebnissen durch Probenmanipulation zu bedenken. Drogen werden in vielen Fällen auch durch ihre Abbauprodukte nachgewiesen, z.B. Morphin, Codein, Cannabis und Kokain als wasserlösliche Konjugate mit Glucuronsäure.

Duane-Syndrom

Angeborene Störung der Augenmotilität durch Innervationsanomalie oder mangelnde Ausbildung eines Augenmuskels. Bei entsprechender Blickwendung in die Gegenrichtung kommt es zur Retraktion statt Lateralbewegung des Auges.

Duchenne-Muskeldystrophie

häufigste Muskeldystrophieform des Kindesalters, Beginn 2.-5. Lj., x-chromosomaler Erbgang, betrifft große Muskeln des Beckens und der Oberschenkel, Mitbeteiligung des Herzmuskels sowie Pseudohypertrophie der Waden, Ursache ist ein vollkommener Dystrophinmangel (=Mangel eines speziellen Eiweißes, das zur Umhüllung der Muskelfasern notwendig ist) aufgrund eines Gendefektes. Erste für die Umgebung faßbare Auffälligkeit ist eine Verzögerung der motorischen Entwicklung, die resultierenden Schwierigkeiten beim Laufen und Aufstehen sind Folgen der zuerst im Beckengürtel auftretenden fortschreitenden Muskelschwäche. Ab ca. dem 4. Lj. führen Schwächen und Kontrakturen zum Gang auf Zehenspitzen, ohne krankengymnastische Behandlung werden die Jungen mit 8-12 J. gehunfähig. In der Folge kommt es zu Verbiegungen der Wirbelsäule (=Skoliose) mit nachfolgender Verformung des Brustkorbs (=Thorax). Zusätzlich tritt eine Schwäche der Atemmuskulatur auf und erschwert das Abhusten bei Infekten der Luftwege; dadurch kann die Lebenserwartung erheblich eingeschränkt werden.

Dysarthrie

Mangelhafte Artikulation der Sprache aufgrund von Störungen der Muskelkontrolle. Am Sprechen sind insgesamt etwa 100 Muskeln beteiligt, jeder Muskel enthält über 100 motorische Einheiten, von denen in einem gegebenen Augenblick etwa 10 aktiv sind. Beim Sprechen werden im Durchschnitt 14 Laute pro Sekunde geäußert. Daraus folgt, daß pro Sekunde 14000 verschiedene neuromuskuläre Ereignisse oder Ereigniskombinationen im korrekten Zeitablauf der Innervation zu sprechmotorischen Leistungen koordiniert werden müssen. Bei kortikalen, pseudobulbären, oder bulbären zentralen Bewegungsstörungen oder bei peripheren Lähmungen, bei Kleinhirnbedingten Koordinationsstörungen, bei Artikulationstörungen im Rahmen von Basalganglienerkrankungen.  Der Sprechrhythmus oder die Sprechflüssigkeit kann verlangsamt oder beschleunigt (manchmal durch äußeren Anstoß leicht auslösbar aber kaum zu bremsen) sein. Dysprosodie Verflachung der Sprachmelodie (Monotonie) und silbisches Sprechen . In manchen Fällen liegt ein Pseudoakzent vor (der Patient spicht als ob er einen ausländischen Akzent hätt

Dysdiadochokinese

Einschränkung der Feinbeweglichkeit und Unfähigkeit, rasch aufeinanderfolgende Bewegungen (z.B. Finger) auszuführen.

Dyskinesie

Verzerrung von willkürlichen Bewegungen durch unwillkürliche Muskelaktivitäten. Tardive Dyskinesie (Spätdyskinesie) Potentiell irreversible, spät einsetzende extrapyramidale Symptome der Bewegungsstörung, die häufig durch die Langzeitanwendung von Standardantipsychotika verursacht werden. Zu den Manifestationen gehören unwillkürliche Bewegungen von Mund, Zunge, Lippen, Gliedmaßen und Rumpf. Die Behandlung kann schwierig sein, und länger anhaltende Symptome resultieren häufig in einer Nichteinhaltung oder dem Absetzen der Antipsychotika-Behandlung.

Dysmetrie

Koordinations– bzw. ataktische Störung. Zielunsicherheit. Falsches Abmessen einer Bewegung, zu kurz, zu weit, zu schwach, zu kräftig, z.B. auch unnötig weites Spreizen der Finger beim Ergreifen eines Gegenstandes.

Dyspepsie, funktionelle

siehe auch Irritabler Darm,„irritable bowel syndrome" oder IBS

Mehr als drei Monate Schmerzen oder Mißempfindung mit Hauptschmerzlokalisation im oberen Abdomen ohne klinische, biochemische, endoskopische oder sonographische Hinweise auf eine (bekannte) organische Erkrankung als eine mögliche Erklärung der Beschwerden. Die weitere Unterteilung in die Subgruppen Dyspepsie vom Refluxtyp (epigastrisches Brennen), Dyspepsie vom Ulcustyp (Schmerzen im Oberbauch), Dyspepsie vom Dysmotilitätstyp (Schmerz nicht dominant, sondern chronische Mißempfindung im Oberbauch), Dyspepsie vom biliären Typ (Schmerzen im rechten Oberbauch, evtl. kolikartig), unspezifische Dyspepsie (keiner der Genannten zuzuordnen) hat wenig klinische Wertigkeit. Die folgenden Begriffe werden leider oft synonym zur funktionellen Dyspepsie gebraucht, sollten aber vermieden werden: nichtulceröse Dyspepsie („non-ulcer dyspepsia"), chronische Gastritis (als klinischer Begriff, nicht im Sinn eines histologischen oder endoskopischen Befundes), Übersäuerung, Reizmagen, psychogene Oberbauchbeschwerden.

Dyspareunie

Eine Dyspareunie (Schmerzen während des Sexualverkehrs) tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf. Sie kann häufig einem lokalen krankhaften Geschehen zugeordnet werden und sollte dann unter der entsprechenden Störung klassifiziert werden. Diese Kategorie sollte nur dann verwendet werden, wenn keine andere primäre nichtorganische Sexualstörung vorliegt (z.B. Vaginismus oder mangelnde/fehlende vaginale Lubrikation

Dysphagie

Schluckstörung infolge Schwächung der Schluckmuskulatur. Unfähigkeit, den Speisebrei mit Hilfe der Zunge zwischen die Zähne und in den Rachen zu transportieren, den Nasopharynx beim Schlucken abzudichten und/oder die Speise so zu befördern, daß die Luftwege frei bleiben. Dieses bedeutet, daß feste Speisen nicht gekaut werden können und im Mund liegen bleiben, geschluckte Nahrung durch die Nase regurgitiert wird und/oder der Patient sich „verschluckt", d. h. zu aspirieren droht. Im ungünstigsten Fall drohen Bolustod oder Aspirationspneumonie. Besonders gefährlich sind dünnflüssige und spröde Nahrung, am günstigsten breiige Substanzen wie Joghurt. Patienten mit einer Schlucklähmung erkennt man daran, daß sie den Speichel aus dem Mund laufen lassen oder einen Speichelsee im Rachen haben.
Bei der klinischen Untersuchung wird beobachtet, ob und wie sich das Gaumensegel und die Rachenhinterwand beim Versuch der Phonation und beim Würgreflex bewegen. Separat muß die Rachensensibilität geprüft werden. Die Zunge soll im Normalfall ausgiebig und rasch bewegt und kräftig von innen gegen die Wange gedrückt werden können. Verschmächtigung und Faltenbildung sowie Faszikulationen der im Mund liegenden Zunge legen eine periphere oder kombinierte Motoneuronkrankheit (ALS [amyotrophische Lateralsklerose], progressive Bulbärparalyse) nahe.

Dysphorisch

Mißmutige, unausgeglichene Verstimmtheit. Patient ist mürrisch, moros, nörgelnd.

Dysprosodie

Verflachung der Sprachmelodie (Monotonie) und silbisches Sprechen . In manchen Fällen liegt ein Pseudoakzent vor (der Patient spicht als ob er einen ausländischen Akzent hätte.

Dysmorphophobie

Dysmorphophobie heißt „Mißgestaltsfurcht" und beinhaltet die zwanghafte Vorstellung, durch wirkliche oder vermeintliche Körperfehler v.a. im Bereich von Kopf, Nase, Kinn, Brust, Penis, unter den Menschen unangenehm aufzufallen. Meist besteht das subjektive Gefühl der Häßlichkeit oder Mißgestaltung trotz normalen Aussehens. Beim realen Vorliegen einer leichten körperlichen Abnormität wie beispielsweise Muttermal, Ohrmuscheldeformität, Pubertätsakne, chronischem Hautleiden, Tragen einer Brille, Andersfarbigkeit der Haut, spricht Stutte in Anlehnung an Thersites, den häßlichsten Mann im Heer vor Troja, vom Thersites-Komplex. Aufgrund der bis ins Wahnhafte reichenden Realitätsüberzeugung sind die Adressaten dysmorphophober Patienten weniger Psychiater und Psychotherapeuten als Dermatologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte,  Zahnärzte, und plastische ChirurgenDie Dysmorphophobie wurde erstmals 1886 von dem italienischen Psychiater Morselli   beschrieben. Er plädierte dafür das Krankheitsbild in seiner Eigenständigkeit als von den Psychosen getrennt zu bewerten. Nach Küchenhoff legte er 3 bis heute gültige psychopathologische Kriterien fest: Die wahnhafte Überzeugung von einem körperlichen Defekt, die Scham gegenüber den Mitmenschen und die sexuelle Hemmung.

Dyssomnie

Primäre Schlaf- oder Wachstörungen, die durch Schlaflosigkeit oder erhöhtes Schlafbedürfnis als bedeutsamste Symptome gekennzeichnet sind. Dyssomnien sind Störungen der Schlafmenge, der Schlafqualität oder des zeitlichen Ablaufs des Schlafs.

Einschlafstörungen: Die Zeit vor dem Einschlafen wird vom Patienten als verlängert, störend oder quälend erlebt. Durchschlafstörungen: Unterbrochener Schlaf. Verkürzung der Schlafdauer: Verkürzung der Gesamtschlafdauerpro 24 Std im Vergleich zur prämorbiden Schlafnorm. Früherwachen: Deutliche Vorverlegung des Aufwachzeitpunktes ohne Möglichkeit, wieder einschlafen zu können.

Dyssynergie
fehlendes oder mangelhaftes Zusammenspiel von agonistischen und antagonistischen (s.) Muskeln.

Dysthymia

Hierbei handelt es sich um eine chronische, wenigstens mehrere Jahre andauernde depressive Verstimmung, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer schweren, mittelgradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung (F33.-) zu erfüllen. Unter Dysthymie versteht man somit  leichtere, aber chronifizierte Formen einer depressiven Verstimmung. Sie wurden in der ICD 9 als "neurotische Depression" bzw. "depressive Persönlichkeit" bezeichnet. Hauptmerkmale und weitere Symptome sind ähnlich wie bei einer depressiven Episode, jedoch in schwächerer Ausprägung. Wahnsymptome und Halluzinationen sind jedoch mit dieser Diagnose nicht vereinbar. Sie setzt voraus, daß die Symptomatik über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren andauert und an dem überwiegenden Teil der Tage vorhanden ist. Dysthymien beginnen i.d.R. im Jugendalter und nehmen meist einen chronischen Verlauf. In 10-25% der Fälle ist die Dysthymie darüber hinaus mit wiederholt auftretenden depressiven Episoden verbunden.

Dystonie

mit überschießender Tonuserhöhung der Muskulatur einhergehende willkürliche und unwillkürliche Bewegung mit teilweise bizarrer Gliedmaßenstellung.Die Betroffenen haben keine Kontrolle darüber. In Deutschland leiden schätzungsweise rund 80 000 Menschen aller Altersgruppen an einer Dystonie. Primäre Dystonien sind mit hoher Wahrscheinlichkeit genetisch bedingt. Die Verstärkung mancher Dystonie-Form unter seelischer Belastung oder Streß aller Art bestätigt nicht die Annahme, Dystonie könne eine psychische Erkrankung sein. Auch ander extrapyramidale Störungen (z.B. der Tremor) verstärken sich bei Streß. Dystonien sind Bewegungsstörungen infolge einer Fehlfunktion des extrapyramidalen Systems. Sie finden sich bei fast einem Promill der Bevölkerung und zählen somit zu den häufigen neurologischen Erkrankungen. Die Bewegungen treten unwillkürlich auf und können zu einer abnormen Haltung oder tonischen (langsamen) bzw. phasischen (schnellen) Muskelkontraktionen führen. Unter einer Belastungssituation nehmen die Symptome häufig zu (dies führte dazu, dass man diese Erkrankung früher häufig als psychogene Störung ansah). Durch eine "geste antagonistique", z.B. Berühren des Kinns mit einem Finger beim Torticollis, kann die Ausprägung reduziert werden. Leider werden diese Bewegungsstörungen häufig fehldiagnostiziert, obwohl sie zumeist gut von psychogenen Störungen abgegrenzt werden können. Psychopathologische Störungen sind nicht Ursache der Erkrankung, können sich jedoch im Verlauf reaktiv entwickeln. Bei etwa 20 % der Erkrankten lässt sich eine morphologische, pharmakologische oder biochemische Ursache der Dystonie nachweisen. Das Alter zu Erkrankungsbeginn hat einen erheblichen prognostischen Aussagewert, da ein früher Beginn gehäuft mit einer stärkeren Progredienz und einer Beteiligung mehrerer Muskelgruppen einhergeht. Daneben treten meist schwere Sekundärschäden auf (fixierte Fehlhaltung, Skoliose etc.), die durch frühzeitige Maßnahmen verhindert oder wenigstens reduziert werden können. Behandlung meist mit Botulinumtoxin. Zervikale Dystonien Hierbei handelt es sich um die häufigsten fokalen Dystonien, die nach der Richtung der Drehung oder Beugung in verschiedene Formen unterteilt werden. Eine strenge Trennung gelingt nach dem klinischen Befund häufig nicht. Die polygraphische EMG-Ableitung hilft in der Beurteilung, welche Muskeln in welchem Ausmaß involviert sind. Durch Kontraktion der Hals- und Nackenmuskulatur kommt es zur Seitdrehung oder -neigung (Torticollis, Laterocollis) bzw. Beugung (Anterocollis) oder Überstreckung (Retrocollis) des Kopfes. Diese Bewegungsstörung verhindert sehr häufig die Ausübung eines Berufes, das Führen eines Kraftfahrzeugs etc.. Viele Patienten klagen neben der Fehlstellung auch über starke Schmerzen. Von einer medikamentösen Therapie (insbesondere mit Anitcholinergika) profitieren weniger als die Hälfte aller Patienten mit einer zervikalen Dystonie. Diese ist außerdem mit erheblichen systemischen Nebenwirkungen belastet. Deshalb wird die Therapie mit Botulinumtoxin bei dieser Indikation mittlerweile als Therapie der Wahl angesehen. Über ein zufriedenstellendes Ergebnis wird nach der Literatur in 60 bis 90 % berichtet. Patienten mit einem kürzeren Verlauf profitieren stärker von einer Therapie mit Botulinumtoxin als Patienten mit einer schon länger bestehenden Erkrankung. Einen Teilerfolg sehen wir nach eigenen, mehrjährigen Erfahrungen bei deutlich über 90% der Fälle (z.B. Schmerzlinderung). Bei der Behandlung bedarf es der Geduld von Patient und Untersucher. Die Wirkung setzt erst einige Tage nach der Injektion ein. Bis zum Wirkungsmaximum können drei Wochen vergehen. Reinjektionen sind in der Regel alle 3 bis 4 Monate erforderlich. Injektionen in kürzeren Abständen sollten wegen der schlechteren Steuerbarkeit der Therapie und der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Antikörperbildung vermieden werden (Mindestabstand der Injektionen zwei Monate). Am Ausgangsbefund orientiert, wird die Dosis bei den weiteren Behandlungen modifiziert. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind eine Schwäche der Nackenmuskulatur, erschwerte Kopfhaltung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die am meisten gefürchteten Schluckstörungen dürfen bei gezielter Therapie als relativ selten angesehen werden. Weitere Dystonien: Mund-, Zungen-, Schlundkrampf (Oromandibuläre Dystonie) Stimmbandkrampf (Spasmodische Dysphonie) Schreibkrampf (Gliederdystonie). Sekundäre Dystonien haben eine bekannte Ursache z.B. ein Schlaganfall, ein frühkindlicher Hirnschaden, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Neuroleptika. Die Dystonie als Folge eines Traumas verdient mehr Aufmerksamkeit als bisher, insbesondere unter dem Aspekt der neurologischen Begutachtung. Dystonien können nach zentralen oder peripheren Traumen auftreten, wobei die zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen weitgehend unklar sind. Hemidystonien nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma werden auf kontralaterale Stammganglienläsionen, besonders des Putamens, zurückgeführt. Fokale und segmentale Dystonien treten nach unterschiedlichen peripheren Verletzungen auf. Hier werden pathogenetisch zentrale Reorganisationsphänomene als Folge einer gestörten Afferenz angenommen. Klinisch unterscheiden sich posttraumatische Dystonien von den idiopathischen Formen u. a. durch begleitende Schmerzen und Lokalsyndrome, durch Bewegungseinschränkungen bis zu fixierten Fehlstellungen und durch ein schlechtes Ansprechen auf konventionelle Pharmakotherapie. Hinsichtlich der neurologischen Begutachtung ist das Erkennen und Sichern der Diagnose anhand klinischer und elektromyographischer Kriterien substanziell. Zur Frage der Kausalität sind das Ausmaß der Verletzung sowie der zeitliche und anatomische Bezug der Bewegungsstörung zum Trauma zu beachten.

Dystonie, tardive

Ein extrapyramidales Symptom, das durch langsame und anhaltende Muskelspasmen, normalerweise in den Kopf- oder Nackenmuskeln, gekennzeichnet ist. Die tardive Dystonie ist eine seltenere Untergruppe tardiver (spät auftretender), Neuroleptika-induzierter extrapyramidaler Bewegungsstörungen, Dystonien kommen aber auch als fokale oder generalisierte Dystonien spontan oder im Rahmen von Hirnerkarnkungen vor. Beispiel einer Dystonie wäre der Torticollis (Schiefhals) mit   Fehlsteuerung der Halsmuskulatur mit unwillkürlicher Kopfneigung oder Kopfdrehung oder die unwillkürliche Verkrampfungen der Augen (Blepharospasmus).

Dystrophie

Muskelschwund, dessen Ursache auf Erkrankung des Muskels selbst beruht (keine Störung des peripheren Nervensystems).

Dystrophia myotonica Curschmann-Steinert

Autosomal-dominant vererbte Systemerkrankung (Defekt des Chromosom 19) mit den Leitsymptomen Muskeldystrophie, Myotonie, Augen- und Herzmuskelbeteiligung. Häufigste Form der beim Erwachsenen vorkommenden Muskeldystrophien mit charakteristischem Verteilungsmuster des Muskelschwundes, die zuerst und am häufigsten befallenen Muskeln sind die des Gesichts, des Halses, der Unterarme, der Hände, der Unterschenkel und der Füße. Typisch für diese Erkrankung ist die als Myotonie bezeichnete verzögerte Erschlaffung der Muskulatur nach Muskelkontraktion.